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1:0 für Gossau

Playoff

«Das Schlussdrittel war nicht weit von der absoluten Perfektion entfernt...» meinte der Gossauer Playoff-Topskorer Andreas Wyler nach dem Spiel. Und das war beileibe nicht übertrieben. Unter der Regie des überragenden Matthias Keller - 1 Tor, 3 Assists - wandelten die Einheimischen zu Beginn des letzen Drittels innerhalb von gut fünf Minuten das 2:3 in ein solides 6:3.

Schon im Vorfeld des Final-Klassikers Gossau vs. Kappelen liessen die Historiker vergangene Dramas wieder aufleben. Da war der 2014 im Penaltyschiessen entschiedene Ligacup-Final, der wie der verletzte David Julian Wüthrich versicherte, die Kappeler noch heute schmerzt. Aber genauso schmerzte die Playoff-Final Serie ein Jahr später, als Kappelen ein 0:1 in ein 2:1 drehen konnte und damit den Kübel ins Seeland entführte. Der glückliche 5:4 Sieg im zweiten Spiel war Wüthrich noch sehr präsent und er mochte natürlich eher über diesen Playoff-Final  fachsimpeln, als über den Ligacupfinal...

Es war also alles angerichtet für Dramatik pur. Beide Teams begannen vorsichtig und defensiv diszipliniert. Auch als Kappelen 1:0 in Führung ging, blieben die Gossauer geduldig und packten nicht gleich die Brechstange aus. Kritisch für die Gossauer wurde es als Walther ein Mü zu spät kam und anstelle des Balles die Finger vom schnell reagierenden Bangerter traf. Zwei Minuten waren die Konsequenz und die Boxplay-Formation war gefragt. Diese ereldigte ihre Aufgabe äusserst erfolgreich, blieb ohne Gegentor und versetzte den Kappelern einen ersten Dämpfer, denn diese lassen sich eine Überzahl-Situation selten entgehen. Kurz vor dem Drittelsende jubelten dann die Einheimischen, als Hürlimann ausgleichen konnte.

Im zweiten Drittel konnte alles wieder von vorne beginnen. Wyler schoss seine Farben nach einer erfolgreichen Balleroberung zum ersten Mal in Führung, die kurz darauf Hügli wieder ausglich. Erneut Hügli - der Playoff-Topskorer - sorgte dafür, dass die Führung wieder auf die Seeländer-Seite kippte und dabei blieb es bis zum Drittelsende.

Der Ausgang des Spiels blieb offen, wenige Tore fielen bis dahin und der ehemalige Torhüter der Gossauer, Pascal Bieri, hatte für die beiden Torhüter, Philip Heusser und Samuel Bangerter nur Lob. «Drei Tore pro Drittel zu kassieren wäre ein sehr guter Wert, hier sieht es nach weniger aus!» Und er glaube kaum, dass es weder auf der einen noch der anderen Seite eine Zweistellige gäbe.

Und dann begann das letzte und entscheidende Drittel und die oben angesprochenen fünf Minuten des 38ers. Nach Wylers Ausgleich leistete sich Kevin Hügli mit einem Stockschlag einen Zweier und im Gegensatz zu den Seeländern liess sich Gossau diese Chance nicht entgehen, riss die Führung durch Gut an sich und Wyler doppelte kurz darauf nach. Alle drei Tore wurden durch den omnipräsenten Keller perfekt vorbereitet, bevor er sich dann auch noch selbst unter die Torschützen reihte. Ein Steilpass von Adi Herrmann zwickte er mit dem linken Handgelenk gekonnt am herausstürzenden Bangerter vorbei zur vorentscheidenden 6:3 Führung. Kappelen nahm darauf sein Timeout. Zu viert ohne Torhüter sollte die Wende noch einmal erzwungen werden. Aber gegen die defensiv äusserst stabil agierenden Zürcher Oberländer war das gar nicht so einfach. Und gelang dann doch noch ein Tor, wurde dieses umgehend beantwortet. Am Ende stand es 9:5 - Experte Bieri behielt recht mit den Zweistelligen - und der Jubel über den absolut gelungenen Einstand in die Playoff-Finalserie kannte keine Grenzen.

Nun, das erste Spiel ist in trockenen Tüchern, aber der Titel ist noch in weiter Ferne. Die Kappeler werden ihr Spiel genau analysieren und die Lehren draus ziehen. Bezüglich Effizienz ist durchaus noch Luft nach oben. Allerdings fiel auch auf, dass es vor allem Kevin Hügli und Mathias Otti sind, die die Hauptlast stemmen müssen. Bei den Gossauern werden andrerseits die routinierten Reto Ehrenspreger und  Yves d'Hooghe wieder zurückkehren, sodass in Spiel Zwei mit drei mindestens so starken und ausgeglichenen Blöcken angegriffen - aber auch verteidigt - werden kann. Zudem ist auch die Ersatzbank exzellent besetzt. Das sind zwar alles gute Vorzeichen für den Fight in Aarberg, aber wie war das vor sechs Jahren? Eben, Kappelen drehte die Serie und errang den Titel. 

Wir sind gespannt und freuen uns auf ein hochklassiges Spiel.

2. Spiel: 9.4.2022, 20:30 AARfit-Halle, Aarberg
ev. 3. Spiel: 10.4.2022, 17:00 AL arena, Gossau ZH

 

Matchtelegramm
UHCevi Gossau – UHC Kappelen 9:5 (1:1, 1:2, 7:2)
AL arena, Gossau ZH. – 249 Zuschauer. – SR Roland Kaiser.
Tore: 06:20 Berli (Pfister) 0:1, 19:39 Hürlimann (Abbühl) 1:1;
21:54 Wyler 2:1, 23:29 K. Hügli (Liniger) 2:2, 33:20 K. Hügli (Otti) 2:3;
41:37 Wyler (Keller) 3:3, 43:07 Gut (Keller) 4:3 (PP), 45:41 Wyler (Keller) 5:3, 47:16 Keller (A. Herrmann) 6:3, 49:45 Otti (Zesiger) 6:4, 50:30 Abbühl (Hürlimann) 7:4, 53:27 Abbühl (Hürlimann) 8:4, 59:02 Pfister (K. Hügli) 8:5, 59:30 Schmid 9:5.
Strafen: UHCevi Gossau 1-mal 2 Minuten (Walther), Kappelen (K. Hügli) 1-mal 2 Minuten.
UHCevi Gossau: Heusser; Walter, Walther, M. Herrmann; Hürlimann, Abbühl, Brülhart; A. Herrmann, Wyler, Keller; Schmid, Gut.
Kappelen: Bangerter; Liniger, Otti, K. Hügli; Zesiger, D. Hügli, von Dach, Zeier, Nobs, Kreuz, D. Roth, Pfister, Paratte, L. Roth, Berli.
Bemerkungen: UHCevi Gossau Diener und Rüegg (ohne Einsatz), d'Hooghe, Ehrensperger, Knecht, Fuhrimann. 47:16 Timeout Kappelen, 58:04 Timeout Gossau. Bestplayer: Mathias Otti (Kappelen) und Matthias Keller (Gossau).