Direkt zum Inhalt

Bittere Niederlage gegen ein starkes Kappelen

Ligacup

Die Viertelfinal-Auslosung brachte den Zürcher Oberländern insofern kein Glück, weil sie ihnen ein Auswärtsspiel bescherte und nicht nur das, sondern das Auswärtspiel mit der längsten Anreise. Dass zudem mit Kappelen ein harter Brocken wartete, spielte eine untergeordnete Rolle, da sich nur noch harte Brocken für die Runde der letzten acht qualifiziert hatten. Der UHCevi strebte nichts desto trotz die achte Ligacup-Halbfinal-Teilnahme in Folge an, wusste aber sehr wohl, dass das eine Menge Arbeit bedeuten würde. Gespannt war man zudem wie der amtierenden Schweizer Meister die erste Saison-Niederlage in der Meisterschaft gegen das DT Bäretswil verarbeitet hatte.
Von Beginn weg war sofort klar, dass auf beiden Seiten die Devise galt, dem Ball Sorge zu tragen und keine überhasteten Abschlüsse zu tätigen. Die Kappeler zeigten sich als ausgesprochen ballsicher und jeder Ballverslust bedeutete für die Gossauer sehr viel Aufwand. So dominierten bis über die Hälfte des ersten Drittels die Defensi-ven bis dann aus heiterem Himmel das 0:1 für Gossau fiel. Eine plötzliche Tempo-verschärfung des zweiten Blocks: Keller auf links zu Basil Widmer, dieser direkt auf rechts zu Luchsinger und dieser mit dem Direktschuss ins offene Tor. Ein herrlicher Treffer, wie aus dem Lehr-buch! Eine Minute später doppelte Linus Widmer mit dem 0:2 nach. Und nach einer weiteren Minute musste Reusser vom UHC Kappelen die Kühlbox aufsu-chen. Er hatte noch nicht einmal richtig Platz genommen, als Keller nach sieben Sekunden für seine Farben zum 0:3 einnetzte. War das schon die Vorent-scheidung? Wie auch immer die Antwort der Experten gelautet hätte, für den UHC Kappelen war es ein klares Nein. Keine fünf Minuten später wurde aus dem 0:3 ein 4:3. Wie gewonnen, so zerronnen mussten die Zürcher feststellen und alles begann von vorn, als Linus Widmer kurz vor der Pause zum 4:4 Gleichstand stell-te.
Das Spiel war ausgeglichen und deshalb spannend. Im zweiten Drittel gelang es keiner Mannschaft sich entscheidend abzusetzen. Dreimal gingen die Gossauer in Führung und Kappelen wartete kaum länger als eine Minute, bis sie mit dem Ausgleich antworteten. So stand es kurz vor Spielhälfte 7:7, als dann wieder die Seeländer mit 8:7 die Führung an sich rissen. Zum zweiten Mal war nun Gossau im Rückstand. James Bücheler zum Ausgleich und Matthias Keller zum 8:9 kehrten das Spiel aber erneut, bevor sich vor dem zweiten Tee Kappelen mit dem Ausgelich zum 9:9 noch einmal meldete.
Und erneut konnte das Spiel neu beginnen, allerdings dauerte es nur noch ein Drittel lang. Langjährige Beobachter des Zürcher Rekordmeisters meinten zuversichtlich, dass der Schweizermeister nun einen Gang höher schalten würde und das Ding nach Hause schaukeln würde. Das letzte Drittel widerlegte aber diese Theorie schon von Beginn weg. Wieder dominierten die Defensiven und die beiden Teams neutrali-sierten sich gegenseitig und waren immer bemüht, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und nur bei erfolgsversprechenden Situationen abzuschliessen. So gab es über 12 Minuten nichts Zählbares. Eine Spezialsituation würde den Ausschlag geben müssen, waren sich die Experten einig und schon zeigte SR Hauri eine Zweiminu-tenstrafe gegen die Berner an. Und jetzt schnalzten die siegesgewissen Zürcher An-hänger mit der Zunge und erinnerten sich an das Powerplay im ersten Drittel, als nach sieben Sekunden der Ball bereits im Netz zappelte. Die Powerplay-Formation nahm Aufstellung und der gegnerische Kasten wurde nun ins Visier genommen. Dort hatte mittlerweile der zweite Torhüter den untadeligen Brunner ersetzt und dieser hatte offenbar etwas dagegen, ein Tor zu kassieren. Unwahrscheinlich, was der ge-kratzt hat. Der Ball wollte einfach nicht über die Linie und so versuchte man nun mit dem zweiten Powerplay-Block, das Runde ins Eckige zu bringen. Und dann passierte der blanke Horror, den keiner für möglich gehalten hatte: Kappelen erzielt in einer absolut entscheidenden Phase einen Shorthander, einen «Big Point» sozusagen, nach dem x-ten gescheiterten Abschlussversuch im Gossauer Powerplay. Es sollte der Knackpunkt der Partie sein, wie sich später herausstellen sollte. Aber mit der Niederlage wollte man sich noch nicht abfinden. Man kämpfte mit allen Mitteln weiter auch solche die über dem Toleranzband von SR Hauri waren und prompt musste der zweite Penalty kassiert werden. Wie beim ersten Mal verwertete Kappelen souverän. Keine fünf Minuten waren noch zu spielen, Kappelen führte erstmals mit zwei Toren und die Gossauer schienen nicht mehr wirklich gute Karten in den Händen zu haben. Aber dann kamen erneut die Emotionen hoch. Zunächst nahm ein Kappeler einen Zweiminüter. Kaum war die Strafe ausgesprochen verhängte der Unparteiische auch auf der Gegenseite eine solche. Auf den ersten Schock hin, sah man aber im 2:2 aber durchaus auch Positives. Schliesslich lag man zwei Tore zurück und bei einer Überzahl Situation hätte man nach einem allfälligen Tor wieder Gleichstand und wäre immer noch eine Länge zurück. Bei 2:2 könnte man nach der Balleroberung ohne Torhüter Powerplay spielen und nach einem Torerfolg könnte man in gleicher Weise den Ausgelich anstreben. So oder ähnlich dürften die Überlegungen der Coaches gewesen sein, als sie ihr Timeout nahmen. Mindestens der erste Teil des Rezeptes hatte dann Erfolg. Keller erzielte den Anschluss-Treffer zum 11:10. Den zweiten Teil des Rezepts vereitelte dann aber der gegnerische Torhüter. Kappelen war nur noch mit Verteidigen beschäftigt, versuchte aber trotzdem immer wieder zu kontern. Ein solcher führte dann zum 12:10. Die Gossauer versuchten nun mit 4:3 ohne Torhüter noch einmal heranzukommen. Es sollte aber nicht mehr gelingen.
Seit dem Jahr 2003 scheiden die Zürcher Oberländer erstmals wieder vor den Halb-finals aus. Ironie des Schicksals ist, dass schon vor 8 Jahren Kappelen Endstation im Ligacup bedeutete, damals schon im Achtelfinal. Nun, Kappelen hat den Sieg nicht gestohlen. Um in den entscheidenden Phasen die Big Points zu realisieren, braucht es neben Glück auch Cleverness und Klasse. Gossau andrerseits hatte auch Gele-genheit, das Spiel in für sie günstige Bahnen zu lenken. Der leichtfertig weggeworfe-ne Vorsprung im ersten Drittel oder der spielentscheidende Shorthander im letzten Drittel, der natürlich nie hätte kassiert werden dürfen. Es bleibt den Kappelern zu ihrer tollen Leistung herzlich zu gratulieren, und wir wünschen ihnen alles Gute im wei-teren Verlauf des Ligacups.

Matchtelegramm

UHC Kappelen – UHCevi Gossau 12:10 (4:4, 5:5, 3:1)
MZH Kappelen / Zuschauer : 250 / SR: Hauri

Tore: 10:22 Luchsinger (B. Widmer) 0:1, 11:22 L. Widmer (Bücheler) 0:2, 12:46 Kel-ler (Bücheler) 0:3 (PP), 13:35 Kappelen 1:3, 15:24 Kappelen 2:3 (Penalty), 16:59 Kappelen 3:3, 17:14 Kappelen 4:3, 18:55 L. Widmer (Bücheler) 4:4;
21:46 Keller (B. Widmer) 4:5, 22:32 Kappelen 5:5, 24:19 Bücheler (Keller) 5:6, 25:38, Kappelen 6:6, 29:01 Baumgartener (Vollenweider) 6:7, 29:28 Kappelen 7:7, 29:54 Kappelen 8:7, 33:52 Bücheler 8:8, 35:00 Keller (Bücheler) 8:9, 37:43 Kappelen 9:9;
52:50 Kappelen 10:9 (PP!), 55:10 Kappelen 11:9 (Penalty), 56:18 Keller (Bücheler) 11:10, 56:38 Kappelen 12:10.
Strafen: 4 mal 2 Min. Kappelen, 5 mal 2 Min. Gossau
Gossau: Bieri; Künzler, Bücheler, L. Widmer; Luchsinger, Keller, B. Widmer (ab 41. Walther); Leimbacher (ab 41. D‘Hooghe), Vollenweider, d’Hooghe (ab 21. Baumgart-ner).
Bemerkungen: Gossau ohne Diener (überzählig). Reto Zingg und Christian Wenger als Temporär Coaches bei Gossau.