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Böses Erwachen, Lengnau kommt zurück

Playoff

Es war alles bereit für die grosse Meisterfeier. Nach dem deutlichen 9:4 Sieg vor einer Woche stieg man voller Selbstvertrauen in die zweite Playoff-Finalpartie. Eine überzeugende Defensiv-Leistung mit einem Torhüter Heusser in Playoff-Form sollte die Grundlage sein, um den Sack zuzumachen. Aus der Erfahrung aus den Halbfinalpartien der Weissen Rosse aus Lengnau gegen die übermächtigen Canes, wusste man aber, dass Lengnau so klein nicht beigeben und erbitterten Widerstand leisten würde.

So starteten die Zürcher Oberländer hochkonzentriert in das Spiel. Man war sichtlich bemüht, die Lengnauer früh zu stören und möglichst wenige Abschlüsse zuzulassen. Dies gelang sehr gut und nach fünf Minuten konnte Leimbacher das Skore eröffnen. Als kurz darauf Keller im Forechecking die Kugel eroberte und nachdoppeln konnte, hatte man mindestens auf der Tribüne den Eindruck, dass alles auf die Reihe käme. Aber es kam anders. Plötzlich standen die Einheimischen nicht mehr ganz so nahe beim Gegener, liessen ihm ein klitzekleines Bisschen mehr Platz zur Entfaltung und schon war zur Pause der schöne Zweitorevorsprung wieder dahin und alles konnte von Neuem beginnen.

2:2 hiess es auch vor einer Woche in Lengnau beim ersten Tee. Deshalb hielten sich die Sorgen bei den Oberländer- Fans in Grenzen. Als dann Meier kurz nach Wiederbeginn die Aargauer in Führung brachte, erinnerte man sich an die erste Partie in Endingen, als Lengnau damals ebenfalls 3:2 und damit zum einzigen Mal in Führung ging. Und wie eine Woche zuvor dauerte es nicht lange bis Linus Widmer und Keller in einem gekonnten Powerplay die Dinge wieder zu recht rückten. Als dann Luchsinger zum 5:3 erhöhte legte sich im Zürcher Publikum die Nervosität wieder und alles schien seinen gewohnten Lauf zu nehmen. Noch waren knapp 5 Minuten im zweiten Drittel zu spielen, als der Lengnauer Baumann mit einem Airhook den Anschlusstreffer bewerkstelligte. Es war ein Tor wie es am späteren Abend im Eishopckey- Playoff-Final Thomas Déruns von Genf/Servette fabrizierte, das als «geilstes Tor» aller Zeiten hochgejubelt wurde. Nun ja im Unihockey kommen derart «geile Tore» des öftern vor… Auf Gossauer Seite war man trotzdem auf Kurs. Vor einer Woche ging man mit 5:4 zum zweiten Tee und genau dieses Resultat hatte man. Knapp drei Minuten vor Schluss des Drittels wurde L. Widmer wegen wiederholten Vergehens in die Kühlbox geschickt. Das Powerplay der Surbtaler ist ja nach den gemachten Erfahrungen nicht gerade eine schreckliche Waffe, meinte man. Doch jetzt endeten die Parallelen zum ersten Finalspiel. Genau 13 Sekunden, die Strafbank war noch nicht einmal angewärmt, klingelte es bereits bei Heusser und der Ausgleich war Tatsache.

Und wieder fanden in der Pause rege Expertenrunden statt und man erinnerte an vergangene Playoff-Spiele zwischen den beiden Gegnern und jedes Mal konnten die Gossauer im letzten Drittel Klar-Schiff machen. Und auch in der Meisterschaft wurde gar ein 1:6 Rückstand aufgeholt. Erwartungsfroh nahmen auch die Experten wieder Platz zum letzten Drittel. Nach sechs Minuten sollte wohl der Knackpunkt der Partie kommen. Ein Lengnauer nahm eine Strafe und was numerische Überlegenheit für Gossau heisst, hat man schon in zahlreichen Partien erlebt aber ausgerechnet dieses Powerplay kam anders. Der beste Lengnauer, Valentin Müller entwischte und realisierte völlig überraschend den Shorthander. Dieser Schock sass tief und es gelang der sonst so treffsicheren Powerplayformation in der Folge nicht mehr die Strafe auszunützen. Statt 6:5 hiess es 5:6 und nun war ein Sturmlauf auf den Kasten von Schmidhalter angesagt. Dieser steigerte sich immer mehr und hielt die unmöglichsten Dinger. Die Gossauer hatten auf zwei Blöcke umgestellt, um den Druck zu erhöhen und tatsächlich war es dann Basil Widmer der den vielbejubelten Ausgleich erzielen konnte. Die Freude dauerte jedoch nicht lange. Wiederum rissen die Lengnauer die Führung an sich und der Sturmlauf der Gossauer dauerte an. Dieser wurde dann durch eine Strafe gebremst. Doch diesmal war Lengnau im Powerplay nicht mehr erfolgreich und die Gossauer Boxplay-Formation arbeitete wieder tadellos. Als dann die Strafe abgesessen war stürmten die Zürcher Oberländer zu viert ohne Torhüter und James Bücheler erzielte den vielumjubelten Ausgleichstreffer. Das genügte aber den Einheimischen noch nicht. Der Sturmlauf ging weiter und Schmidhalter im Tor der Lengnauer hielt alles was es zu halten gab und was er nicht halten konnte prallte vom Pfosten oder der Latte ab. Und so musste die Verlängerung die Entscheidung bringen.

Und die Gossauer setzten das Spiel so fort, wie sie das letzte Drittel beendet hatten. Mit viel Risiko wurde Chance um Chance herausgearbeitet und Schmidhalter war nun eine undurchdringbare Mauer, hielt überirdisch und die Kugel wollte einfach nicht den Weg in den Lengnauer Kasten finden. Nun wer stürmt läuft Gefahr in einen Konter zu laufen. Dies geschah auch prompt das eine oder andere Mal. Aber auch der Gossauer Keeper wehrte die unmöglichsten Dinger ab und so wogte der Kampf auch in der Verlängerung auf und ab, bis dann plötzlich die Kugel im … Gossauer Tor lag. V. Müller schloss einen Konter erfolgreich ab und das Spiel war vorbei.

Die Enttäuschung war gross, man war so nahe am vierten Titel. Verloren ist aber noch gar nichts. In der dritten Partie wird der Meister auf jeden Fall gekürt. Es kommt nun drauf an, wie die Gossauer die Niederlage verdaut haben und ob sie sich noch einmal zu einer Topleistung aufraffen können. Die Partie hat sehr viel Kraft gekostet und es wird interessant sein, wer schliesslich die physisch grösseren Reserven hat. Möglicherweise könnte der «vierte Block» den Unterschied zugunsten der Gossauer ausmachen. Seien wir gespannt. Die ultimative Entscheidung beginnt um 16:00 Uhr in der MZH in Endingen.

Matchtelegramm

UHCevi Gossau - SVL W.H. Lengnau 7:8 n.V (2:2, 3:3, 2:2,0:1)
Sporthalle Elba Wald (ZH)/ 180 Zuschauer / SR: Christian Frauenkencht
Tore: 05:15 Leimbacher (Künzler) 1:0, 06:21 Keller 2:0, 10:31, V. Müller 2:1, 15:16
Heule (V. Müller) 2:2;
20:44 Meier 2:3, 22:31 L. Widmer (Bücheler) 3:3, 25:58 Keller (Bücheler) 4:3 (PP),
28:01 Luchsinger (Keller) 5:3, 35:59 Baumann 5:4, 37:24 Spaltenstein (Kloter) 5:5
(PP);
46:35 V. Müller 5:6 (BP!), 52:20 B. Widmer (Luchsinger) 6:6, 54:57 M. Müller (Kloter) 6:7, 58:44 Bücheler (Keller) 7:7;
67:06 V. Müller 7:8.
Strafen: Gossau 3 x 2 Minuten, Lengnau 3 x 2 Minuten;
Gossau: Heusser; Bücheler, L. Widmer,Baumgartner; Luchsinger, B. Widmer, Keller; Leimbacher, Künzler, Vollenweider.
Lengnau: Schmidhalter; V. Müller, Spaktenstein, Heule; Burger, Baumann, Meier;
Felder, Kloter, M. Müller.
Bemerkungen: Gossau ohne Meier, M. Wälti, Ruchti, d’Hooghe, Ambühl überzählig. Die ehemaligen Rouge, Wenger, Gschwend, Knoll in der VIP Lounge und Zuppinger als versierter Speaker. Best-Player: Heusser (Gossau), V. Müller (Lengnau)