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Cup-Final: Freud und Leid an den Cupfinals

Ligacup

Nach dem Halbfinal-Sieg gegen die Jona/Uznach Flames war man im Gossauer Lager überzeugt, auch noch den letzten Schritt zum totalen Erfolg gehen zu können. Immerhin waren die Flames vor zwei Jahren Cupsieger und letztes Jahr Finalist. Andrerseits stand mit den Oekingerinnen ein ganz renommiertes Team gegenüber, das ungeschlagen an der Tabellenspitze steht und sich praktisch schon für die Play-off-Halbfinals qualifiziert hat. 

Eine gewisse Nervosität – wer könnte das Ihnen vor der ungewohnten Kulisse verdenken - war den Gossauerinnen zu Beginn des Spiels anzumerken und sie beka-men das Spiel nicht sofort wie gewünscht in den Griff. Doch die Oe-Kings (oder müsste man da nicht eher von den Oe-Queens schreiben) konnten daraus keinen Nutzen ziehen. Doch je länger das Spiel dauerte, desto sicherer wurden die Zürcher Oberländerinnen und sie gingen auch mitte des ersten Drittels nach einer feinen Einzelleistung durch Michèle Schulthess verdient 1:0 in Führung. Das Spiel wogte auf und ab und Headcoach James Bücheler versuchte mit äusserst kurzen Einsätzen der einzelnen Blöcken den Rhythmus hoch zu halten. Als man sich auf der Tribüne schon auf die knappe Pausenführung einstellen wollte, lancierte Michèle Schulthess mit einem genialen Pass Barbara Luginbühl, die die Kugel souverän zum wohl schönsten Tor des Damen-Ligacup-Finals einschob. Mit einer beruhigenden Zweitoreführung war der erste Pausentee mehr als verdient.

So konnte es weitergehen. Die Gossauerinnen spielten sehr ballsicher und die Handschrift der Trainer war klar zu sehen. Ball sorge tragen, keine überhastete Abschlüsse und so kam es wie es kommen musste: Die alles überragende Michèle Schulthess stellte auf 3:0 und alles schien auf bestem Wege. Die Solothurnerinnen versuchten alles, schossen aus allen Lagen aber die Schüsse verfehlten das Ziel, klatschten am Gestänge ab oder wurden eine sicher Beute von der hervorragenden Torfrau Sereina Bolliger. Das halbe Spiel war bereits vorüber, die Solothurnerinnen schienen zunehmend ratlos, die Zürcherinnen führten klar 3:0, was sollte da noch passieren? Und plötzlich brannte es im Strafraum der Zürcherinnen lichterloh und Michèle Schulthess konnte ein Gegentor nur noch mit einer regelwidrigen Aktion ver-hindern. Der untadelige Schiedsrichter Schmid gab Penalty. War das doch noch die Wende? Aber nein, im Tor stand ja Sereina Bolliger und an diesem Morgen war auf sie Verlass. Sie krönte ihre ausgezeichnete Leistung, indem sie auch noch den Penalty unschädlich machte. Im anschliessenden Powerplay der Oe-Queens jedoch musste auch sie sich zum ersten Mal geschlagen geben. Und plötzlich waren sie wieder da, die Solothurnerinnen. Drei Minuten vor Schluss des zweiten Drittels erzielten sie mit eine sehenswerten Freistossvariante das 3:2 und alles war wieder offen.

Zum letzten Drittel erschienen die Oekingerinnen mit neuer Zuversicht. Nur noch ein Tor brauchte es für den Ausgleich. Erneut die Torstange oder Sereina Bolliger wussten das zu verhindern, bis dann Michèle Schulthess erneut zulangte und mit dem 4:2 zumindest die Nerven der Zuschauer beruhigte. Doch diese wurden kurz darauf erneut einer Zerreissprobe ausgesetzt. Die Solothurnerinnen realisierten mit einem «Buebetrickli» (Tja, auch das gehört zum Repertoire der Damen…) das 4:3 und das Zittern auf der Tribüne begann erneut. Nicht so aber bei den Zürcher Oberländerinnen. Weiterhin hiess es dem Ball Sorge tragen und defensiv nichts anbrennen lassen. Und es gelang! Mehr als die Torumrandung trafen die Oekingerinnen nicht mehr. Die Sirene erlöste alle. 

Der Jubel über den ersten Cup-sieg war unbeschreiblich. Seraina Kilchsperger durfte den begehrten (nicht unbedingt schönen) Pokal entgegennehmen. Michèle Schulthess wurde richtigerweise zur besten Spielerin gewählt, aber auch Barbara Luginbühl und Sereina Bolliger ragten aus einem starken Kollektiv heraus. Als Cupsiegerinnen die Herren I im folgenden Spiel anzufeuern machte definitiv doppelte Freude. Headcoach James Bücheler und sein Assistent Linus Widmer waren bei den Pokal- und Medaillenübergaben bereits nicht mehr dabei, da sie sich auf den Herren I Cupfinal vorbereiten mussten. Deshalb glänzte Captain Seraina Kilchsperger mit ihren drei Goldmedaillen ganz besonders.

Matchtelegramm
UHC Oekingen - UHCevi Gossau 3:4 (0:2, 2:1, 1:1)
Neue Wankdorfhalle, Bern. - 330 Zuschauer. - SR Schmid.
Tore: 10. Schulthess 0:1, 20. Luginbühl (Schulthess) 0:2; 
23. Schulthess 0:3, 34. C. Jäggi (M. Jäggi) 1:3 (PP), 37. M. Jäggi (Rothen) 2:3; 
45. Schulthess (Luginbühl) 2:4, 46. M. Jäggi 3:4.
Strafen: Oekingen keine Strafen, UHCevi Gossau 1-mal 2 Minuten.
UHC Oekingen: Misteli, Thomet, Schenker, C. Jäggi, M. Jäggi, Krähenbühl, Hofstetter, Vez, Tschui, Binggeli, Rothen.
UHCevi Gossau: Bolliger, Schulthess, Egli, Kuhn, Brüngger, Gasner, Luginbühl, Eugster, Kilchsperger, Tanner, Eglauf, Ulrich, Schletty, Allemann.
Bemerkungen: 33. Min. Sereina Bolliger hält Penalty.