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Das Wolfsrudel vom Heinzenberg nach hartem Kampf erlegt

Ligacup

56:32 zeigte die Matchuhr, 9:9 der Spielstand und das nächste Tor käme einer Vorentscheidung gleich. Eben hatte Daniel Fausch allein vor Bieri darüber gezielt und im darauf folgenden Gegenangriff kam Gossau zu einem Freistoss. Keller beeilte sich, um diesen schnell auszuführen, da die Bündner-Abwehr in diesem Moment für einmal unsortiert war. Leimbacher erkannte die Absicht, stürmte aufs Feld, übernahm den kurzen Pass sofort und ... schoss daneben. Aber die Aktion hatte Folgen: In dem Moment, als Leimbacher aufs Feld stürmte, waren zu viele Spieler bei den Zürchern auf dem Feld und der untadelige Schiedsrichter Preisig musste den Wechselfehler mit einem Zweiminüter bestrafen. 9:9 und in Unterzahl, das konnte ja für den Cupholder nicht gut gehen. Die Aktien standen zu diesem Zeitpunkt auf dem Tiefpunkt.

Und wieder lagen einmal mehr alle Experten falsch. Kaum sechs Sekunden waren die Zürcher Oberländer in Unterzahl, da schnappte sich Vollenweider die Kugel, ein kluges Pässchen zu Bücheler und dieser hämmerte das Objekt in die Maschen! Blau-Gelb war geschockt. Das Powerplay wollte nicht so recht funktionieren und prompt kassierten die Bündner durch den wirbligen Walther einen zweiten Shorthander und plötzlich sah die Welt für die Zürcher wieder viel rosiger aus. Die Unterzahl dauerte aber immer noch 45 Sekunden und die Entscheidung war beileibe noch nicht gefallen, umsomehr als Thomas Engel knapp zwei Minuten vor dem Ende der Anschlusstreffer zum 11:10 gelang. Es war noch genügend Zeit, um sich in die Verlängerung zu retten und das 4:3 ohne Torhüter von Cazis ist bekannt. Diese warfen noch einmal alles, was sie hatten, in die Waagschale und der Druck wurde beinahe unerträglich, bis dann 15 Sekunden vor Schluss Nicky Walther mit einem Empty-Netter die Zürcher Anhänger erlöste. Nach diesem Treffer musste man beinahe Angst um den Torschützen haben, denn das weisse Ballett verwandelte sich in eine weisse Lawine und wollte den Schützen beinahe erdrücken...

Aber nun alles der Reihe nach. Vieles wurde im Vorfeld dieser Partie geschrieben. Die Schreiberlinge schoben sich gegenseitig die Favoriten-Rolle zu und man sprach von einem vorweggenommenen Cupfinal. Die Cazner wurde gar mit dem Wolfsrudel vom Calanda verglichen. Vereint, hinterlistig, schlau und stolz wollten sie antreten. Und das taten sie, allen voran Leitwolf Adrian Capatt, der unermüdlich rackerte und in kämpferischer Hinsicht keine Wünsche offen liess. Auf der anderen Seite waren die Gossauer Schützen, deren Treffsicherheit deutlich höher eingeschätzt wurde, als diejenige des Calanda-Wolf-Wilderers, auch wenn diese im Kader der Bündner den Finnen Harri Lind kurzfristig zu einem schwedischen Elch umfunktionierten...

Alles war also angerichtet für einen absoluten Kleinfeld-Höhepunkt in der Spielzeit 2013/14. Und diesmal lagen die Experten richtig. Gossau startete fulminant ins erste Drittel. Besonders der zweite Block mit Vollenweider, Keller und Basil Widmer zeigte sich in bester Spiellaune und nach vier Minuten und dank einer meisterlichen Effizienz führte der Titelverteidiger bereits 3:0. Die Wölfe vom Heinzenberg waren nun aber definitiv gereizt und nach einem Rencontre zwischen Capatt und Vollenweider wurden beide in die Kühlbox geschickt. Im zwei gegen zwei nahmen dann die Cazner bei Ballbesitz den Torhüter heraus und Bebi eröffnete dann auch für Cazis die Skorerliste. Gossau wurde aber nicht nervös und nur drei Minuten später stellte Linus Widmer aus einem unmöglichen Winkel wieder den alten Torabstand her. Lars Calörtscher hatte nun definitiv genug und überliess seinen Platz zwischen den Pfosten Adrian Koch. Das Momentum schien zu diesem Zeitpunkt klar auf der Zürcher Seite zu liegen und man begann sich schon zurückzulehnen. Bis kurz vor Schluss des ersten Drittels. Zwei kleine Unaufmerksamkeiten in der Defensive des Meisters und innerhalb 9 Sekunden erfolgte ein Bündner Doppelschlag und mit 4:3 war man wieder dran.

Jetzt hatten die Wölfe Blut gerochen. Das Momentum war plötzlich auf Cazner-Seite. Den Gossauern gelang nichts Zählbares mehr, sei es, dass Adrian Koch einen Big-Save an den anderen reihte oder die Defensive äusserst effizient jegliche Abschlussversuche von Gossau blockierte und als diese es mit der Brechstange versuchen wollten, ahnte man Böses in der VIP-Lounge. Und die Ahnung bewahrheitete sich. Zweimal profitierte Kevin Hardegger von Unaufmerksamkeiten des dritten Blocks und brachte seine Farben mit 5:4 voran. Für Arno del Curto wäre das der Zeitpunkt gewesen sein Timout zu beziehen. Nicht aber die Gossauer, die auch ohne Timout nun dem dritten Block eine Pause gönnte und mit zwei Blöcken nun mehr Gas geben wollte. Und die Massnahme griff.Linus Widmer mit einem herrlichen Backhand Knaller überraschte den starken Adrian Koch und glich aus. Noch einmal reagierte Cazis und Capatt erzielte den Führungstreffer. Dass das zum letzten Mal die Cazner-Führung sein sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand und der häufigere Ballbesitz der Heinzenberger liess eher schliessen, dass die Führung noch ausgebaut würde. Aber jetzt schlug die Stunde des ersten Blocks. Nur 11 Sekunden dauerte die Bündner-Führung bis Hürlimann ausglich. Bücheler und Linus Widmer stellten dann vor dem zweiten Drittel auf 8:6 und der Pausenkaffee schmeckte gleich besser. Gossau hatte sich aus einer unangenehmen Situation befreit, denn wenn man gegen die defensiv sehr starken Cazner einem Rückstand nachrennen muss, wird es immer sehr kompliziert.

Zweifellos gab es nach diesem Drittel in beiden Kabinen einiges zu besprechen und das letzte und entscheidende Drittel konnte beginnen. Gossau startete fulminant. Vollenweider mit einem klugen Pass, mit dem er die ganze Cazner-Defensive aus den Angeln hob und Basil Widmer mit dem Abschluss in die offene Ecke von Koch... und anstatt 9:6 rettete Koch mit einem weiteren Big-Save und der Gegenangriff brachte durch Bebi das 8:7. So schnell kann es gehen, anstatt die Vorentscheidung, war Blau-Gelb wieder zurück im Spiel, welches zunehmend härter wurde. Zunächst nahm Thomas Engel einen Zweiminüter und nur wenige Sekunden später verhängte Schiri Preisig einen Penalty gegen die Bündner. Vollenweider verwertete souverän zum 9:7 und mit eineinhalb Minuten Überzahl sollte es eine weitere Gelegenheit geben, um den Sack zuzumachen. Aber die Gelegenheit wurde nicht ausgenützt. Im Gegenteil, Bruno Koch und Roger Stegmann glichen noch einmal aus und dann kam der dramatische Schluss.

Cazis war der starke Gegner, den man erwartet hat und die Partie war jederzeit ausserordentlich spannend und hätte zu jederzeit auf die andere Seite kippen können. Ob der Sieg der Gossauer nur dem Glück zuzuschreiben ist, glauben wir nicht. Klar, Glück brauchte es auch, aber die Cleverness und Erfahrung aus zahlreichen KF-Cupspielen mögen auch beigetragen haben. Bereits zum 7. Mal sind die Zürcher Oberländer nun im Cupfinal und werden dort auf Lengnau oder Kappelen - auch keine Unbekannten in der Szene - treffen.

Die Heinzenberger auf der anderen Seite braucht noch den einen oder anderen Punkt für die Playoffs, die sie zweifellos holen werden. Wir sind aber überzeugt, dass sie dort eine wesentliche Rolle spielen werden. Vielleicht gibt es sogar ein Wiedersehen. Wir würden uns sehr freuen.

Adrian Capatt, welcher absolut zu Recht zum Bestplayer gewählt wurde, konnte auf die spezielle Unterstützung seiner Familie zählen. Sein Junior war nach der Niederlage dermassen enttäuscht, dass er mit dem Bestplayer Zelleroni vom Papi getröstet werden musste!

Den Spielbericht aus Cazner Sicht (Stefan Neuhaus, #24) wollen wir natürlich dem geneigten Leser nicht vorenthalten!

Matchtelegramm
UHCevi Gossau – UHC Blau-Gelb Cazis 12:10 (4:3, 4:3, 4:4)
Gewerbliche Berufsschule, Uster. 200 Zuschauer. SR Marc Preisig.
Tore: 2. Vollenweider (Keller) 1:0, 3. B. Widmer (Vollenweider) 2:0, 4. Keller (Vollenweider) 3:0, 10. Bebi 3:1, 13. L. Widmer (Bücheler) 4:1, 18. Hardegger 4:2, 18. Koch 4:3;
25. Hardegger (Capatt) 4:4, 28. Hardegger (Capatt) 4:5, 32. L. Widmer (Bücheler) 5:5, 33. Capatt 5:6, 33. Hürlimann (Bücheler) 6:6, 35. Bücheler (Wintsch) 7:6, 38. L. Widmer (Bücheler) 8:6;
41. Bebi (Fausch) 8:7, 44. Vollenweider 9:7 (Penalty), 52. Koch (Bebi) 9:8, 53. Stegmann (Capatt) 9:9, 57. Bücheler (Vollenweider) 10:9 (BP Gossau!), 58. Walther 11:9 (BP Gossau!), 59. Engel (Bebi) 11:10 (PP), 60. (59:45) Walther 12:10.
Strafen: UHCevi Gossau 3-mal 2 Minuten., Cazis 2-mal 2 Minuten.
UHCevi Gossau: Bieri; Hürlimann, Bücheler, L. Widmer; Vollenweider, Keller, B. Widmer; d'Hooghe, Wintsch, Walther; Leimbacher, Baumgartner.
UHC Balu-Gelb Cazis: Calörtscher (ab 13. A. Koch); Capatt, Stegmann, Hardegger (ab 41. Rageth); Bebi, Koch, Fausch; Söderberg, Werthan (ab 21. Engel), Neuhaus.
Bemerkungen: UHCevi Gossau ohne Diener (überzählig). Zelleroni Bestplayers: Adrian Capatt und James Bücheler. Debut bei Cazis vom ehemaligen Nati-Captain und Weltrekord-Internationaleen Tom Engel. 56:36 Time-Out Cazis