Haben die Damen I ihre Widersacherinnen aus der Westschweiz unterschätzt, fragte man sich als man von der 7:8 Niederlage vom Ostermontag hörte. Dabei hatte man sich alles so schön vorgestellt: Die Herren gewinnen in Kappelen, die Damen doppeln bei Semsales nach und dann wäre an diesem Samstag alles bereit für den «KF-Superfinal» mit Titel für Damen und Herren. Aber schon am Ostermontag-Abend war dieses Szenario Makulatur und der KF-Superfinal mit zwei Titelvergaben wäre nur noch halb so schön gewesen, zumindest für die Gossauer-Anhänger.
Auf jeden Fall rückte Michel Ruchat, Präsident Region 1 - West der Regionalliga als Vertreter des Verbands mit zwei Pokalen im Gepäck in Pfäffikon ZH ein und freute sich, bei aller Objektivität selbstverständlich, dass eine welsche Mannschaft ein Wort bei der Titelvergabe mitreden wollte. Auch alle anderen Fachleute und Experten waren auf das Team gespannt, das dem vierfachen Meister Gossau eine Niederlage verpassen konnte.
Zunächst einmal bemerkte man die welschen Fans. Als alles bereit stand für die Nationalhymne, tönte aus den Lautsprecheren völlig überraschend die brasilianische Hymne, was bei den Organisatoren zu hektischem Aktivismus führte. Da die Panne nicht sofort behoben werden konnte, sprangen die Semsalois spontan in die Lücke und sangen die Nationalhymne A-Capella. Das Problem wurde unkonventionell gelöst, die Blamage erspart und die gute Laune - nachdem im Spiel zuvor die Herren gegen Kappelen knapp verloren - war wieder hergestellt. Das war ein ganz tolle Einlage, herzlichen Dank!
Aber nun galt es ernst. Semsales zeigte sofort, dass der Sieg in Châtel-Saint-Denis am Ostermontag kein Zufall war. Sie störten die Gossauerinnen früh und erst eine Strafe, die nach einem verschossenen Penalty abgesessen werden musste, brachte das erste Tor des Spiels. Lara Guillod traf nach einem Zuspiel von Pia Eugster. Davon liessen sich die Fribourgerinnen aber noch nicht beunruhigen. Als sie zum Powerplay antreten konnten, dauerte es nicht lange bis die zurecht gefürchtete Fanny Ecoffey zuschlug und ausglich. Das Spiel war wieder ausgeglichen, Flurina Kuhn zog ihren obligaten Lattenknaller ein und als man sich schon damit abfand, mit 1:1 in die Pause zu gehen, kamen die Gäste zu einem Penalty. Fanny Ecoffey - wer den sonst - verwertete souverän und die Aussenseiterinnen hinterliessen eine bemerkenswerte Visitenkarte. Die grossen Zwei - gemessen an den Titeln in den letzten Jahren - Oekingen und Gossau habnen da ernsthafte Konkurrenz bekommen.
Für die Titelverteidigerinnen ging es auch im zweiten Drittel zäh weiter. Zwar stand man defensiv gut und konnte die gegenerischen Abschlussversuche immer wieder blocken, aber bis Spielhälfte ereignete sich nichts auf der Anzeigetafel. Und plötzlich ging es ganz schnell. Wie bei einer Ketchup-Flasche. Lange kommt nichts und dann alles auf einmal. Und so war es auch hier, drei Tore innert drei Minuten - zweimal Andrea Eglauf und Sharon Ulrich - für die Titelverteidigerinnen und das Spiel hatte gedreht. Die vermeintlichen Favoritinnen wurden ihrer Rolle gerecht und führten mit zwei Toren Vorsprung beim zweiten Tee.
Aber Semsales gab sich noch lange nicht geschlagen und kämpfte weiter um den Anschlusstreffer. Die Gossauerinnen hatten sich mittlerweile gut auf ihre Gegnerinnen eingestellt - immerhin stand mit Lukas «Leimi» Leimbacher im Gegensatz zum ersten Spiel ein Coach hinter der Bande - und liessen hinten nichts anbrennen. Es dauerte bis knapp fünf Minuten vor Schluss, als die beste Spielerin auf Gossauer Seite und zum vorentscheidenden 5:2 einnetzte. Ein Empty-Netter von Flurina Kuhn - Semsales versuchte es mit vier zu drei - und noch ein Tor für die Fribourgerinnen durfte der Statistiker noch notieren. Kurz vor Schluss ereignete sich ein bedauernswerter Unfall. Malorie Vial wurde unglücklich und selbstverständlich unabsichtlich so getroffen, dass sie zu Boden ging und mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen und stark blutender Nase liegen blieb. Glücklicherweise waren genügend barmherzige Samariter da, um das Nötige zu veranlassen. Das Spiel war für Malorie vorbei und auch für die Belle am Sonntag stand sie nicht mehr zur Verfügung. Wir wünschen auf diesem Weg gute Besserung und auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.
Im nächsten Jahr nicht mehr dabei sein werden auf Gossauer Seite Melanie Egli, Flurina Kuhn, Pia Eugster und Sabrina Schletti. Sie wurden von Präsidentin Lara Guillod noch vor dem Spiel gebührend verabschiedet.
Nun, das Break war geschafft und Michel Ruchat musste auch den zweiten Pokal wieder einpacken. Semsales aber hielt ganz schön dagegen und sie bewiesen eindrücklich, dass ihre Playoff-Final Qualifikation kein Zufall war. Mehr noch, die UHT Semsales ist eine echte Bereicherung für die Liga und zweifellos gehört den Welschen die Zukunft. Die Gossauerinnen sind wieder im Rennen und werden am Sonntag - diesmal mit Coach - in Châtel-Saint-Denis versuchen, den fünften Titel zu holen.
Bemerkungen: Gossau ohne Seitz (überzählig) und Egli (verletzt). 4. Eugster verschiesst Penalty. Bestplayer: Lara Guillod (Gossau), Fanny Ecoffey (Semsales)