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Doppeltes Double

Playoff

Das sensationelle doppelte Double oder gelehrter ausgedrückt, das «Quadrupel» - da haben wir uns natürlich schlau gemacht - wurde bei den Damen mit einem nie gefährdeten 11:5 Sieg gegen den UHC Tafers-Schmitten und bei den Herren mit einem überraschend deutlichen 11:6 Sieg gegen einen starken UHC Kappelen vollendet. Wir gratulieren herzlich zu diesem Jahrhundertereignis.

Unihockey vom Feinsten wurde im ersten Playoff-Finalspiel in Kappelen geboten. Ein überragender Bieri verhinderte im letzten Drittel sämtliche Kappeler Chancen und legte damit den Grundstein für den wichtigen Auswärtssieg des UHCevi Gossau. Natürlich hätte das Spiel auch auf die Berner Seite kip-pen können und so kün-digte sich für das zweite Spiel in Uster eine ausser-ordentlich spannende Par-tie an. War zu Beginn der Playoff-Serie die Favori-ten-Rolle eher auf der Berner Seite, musste man für das zweite Spiel nach der Kappeler Heimnieder-lage eher die Gossauer favorisieren. Zudem stand Gossau zum achten Mal in einem Playoff-Final und hatte diesen auch schon fünfmal gewonnen, man wusste also auf der Zür-cher Seite, wie man einen Titel gewinnt, während der Final für Kappelen eine Pre-miere darstellte. Mit Martin Luchsinger, der in Kappelen nicht zur Verfügung stand, hatte man einen zusätzlichen Trumpf in der Hand. In seinem letzten Spiel im Fanion-team durfte man von ihm noch etwas Besonderes erwarten. Zudem wurden die Videoaufnahmen von Kappelen sehr ausführlich studiert und das Triumvirat soll den Schlüssel zum Erfolg gefunden haben. Aber es brauchte dazu erneut eine absolute Topleistung von allen.

Mittlerweile hatte sich die Buchholzhalle gefüllt. Eine stattliche Delegation von Blau-Gelb Cazis hatte sich in der VIP-Lounge eingefunden und wollte sich den Anschau-ungsunterricht nicht entgehen lassen! «Wir ziehen Gossau Piranha Chur vor!» erklärte deren Sprecher Stefan Neuhaus und gab damit zu verstehen, dass die Bündner nächstes Jahr ein ziemlich gewichtiges Wörtchen mitreden wollten, wenn es um die Pokale geht.

Man erwartete, dass die Berner gleich nach dem Start Gas geben würden und sofort versuchten die Initiative zu übernehmen. Für die routinierten Gossauer hiess es, die-sen ersten Sturm einmal zu überstehen und vor allem denfensiv stabil zu bleiben, sollte sich aber eine Kontergelegenheit ergeben, wollte man eiskalt zuschlagen. Und genau so war es. Allerdings war der Kappelersturm nicht so heftig wie erwartet, Gos-sau hielt erfolgreich dagegen und blieb mit schnellen Gegenstössen immer wieder gefährlich. In der achten Minute war es dann Keller, der sich an der Bande durch-setzte und einen präzisen Pass durch den Slot spielte, Vollenweider kam angebraust und schon zappelte die Kugel im Netz. Auch wenn ein Tor im Kleinfeld-Unihockey noch lange nicht matchentscheidend ist, war das 1:0 ein sehr Wichtiges und gab den Zürchern bereits eine Portion Sicherheit für die Fortsetzung des Spieles. Daran konn-te auch Reussers Ausgleich mit einem präzisen Flachschuss in Bieris untere linke Ecke nichts daran ändern. Die Partie blieb weiterhin ausgeglichen. Fehler wurden kaum begangen und wenn, wurden diese wieder mit doppeltem Einsatz wettge-macht. Das Spiel war ganz ähnlich demjenigen in Kappelen. Gut zwei Minuten vor Schluss war es erneut der zweite Block, der für Jubel in den Rängen sorgte. Wieder war es ein wunderschön lancierter Angriff, den Walther - von Vollenweider ideal ein-gesetzt - zur erneuten Gossauer Führung verwertete. Die Stimmung in der Halle wurde noch besser und das Pausenresultat von 2:1 wurde hocherfreut - zumindest von den Zürcher Anhängern - beklatscht.

Der gefürchtete Anfangssturm der Seeländer wurde nicht nur überstanden, nein man hatte sogar das erste Drittel - wenn auch nur knapp - gewonnen. Das musste doch Zuversicht für den weiteren Verlauf der Partie geben. Gespannt war man nicht nur in der VIP-Lounge, wie die Berner taktisch auf den Rückstand reagieren würden. Auf jeden Fall aber war der Eintorevorsprung noch alles andere als eine Vorentscheidung.

Das zweite Drittel begann mit einem Paukenschlag. Noch keine dreissig Sekunden waren gespielt als Nicky Walther die Kugel von Keller übernahm. Mit einem seiner bekannten Rushes stürmte er in hohem Tempo auf Marolf zu und liess diesem keine Chance. 3:1 stand es nun und das gab den Zürchern definitiv Sicherheit. Ob das in der Pause so abgesprochen war oder nicht, entzieht sich den Kenntnissen des Chronisten. Auf jeden Fall öffnete Kappelen vermehrt die Deckung und plötzlich war Platz für Konter vorhanden. Mit drei Schüssen ans Gestänge konnte dies allerdings noch nicht ausgenützt werden. Immer wieder rannten die Seeländer den Oberlän-dern hinterher und die Experten in der VIP-Lounge wunderten sich, dass die Kappe-ler konsequent an einer Manndeckung festhielten und keine «Übergabe» der Gegen-spieler stattfand. Man spürte, dass Kappelen wankte und dass ein viertes Tor der Gossauer eine Vorentscheidung hätte herbeiführen können. Andrerseits hätte ein Anschlusstreffer zum 2:3 aus Kappeler Sicht noch einmal Kräfte freilegen können. Die Spannung blieb hoch und man spürte, dass das Spiel in eine entscheidende Phase kam. Nach Spielhälfte gab es erneut Jubel auf der Gossauer Seite. Verant-wortlich dafür war der an diesem Abend überragende zweite Block mit Keller, Wal-ther und Vollenweider. Ersterer verwertete ein Zuspiel von Walther souverän zum 4:1. War das die Vorentscheidung? Die Bündner VIPs waren überzeugt. «Jetzt ist Gossau in seinem berühmten Flow und dann heisst's für die Gegner nur noch Gute Nacht», meinte Stefan Neuhaus. Nun, die Gangart von Kappelen wurde härter und schon erhielt die Kühlbox von Marc Reusser Besuch. Die Powerplay-Formation stell-te sich auf und im Fernsehen hätte man an dieser Stelle das Powerplay der Begeg-nung in Kappelen einspielen können. Es war eine perfekte Kopie. Die beiden See-länder Boxplay-Spieler verhinderten den Pass von Bücheler auf Widmer oder Keller, was zwar mit Erfolg geschah. Aber wie in Kappelen erspähte James Bücheler die dadurch entstandene Lücke und schon hiess es 5:1. Das Powerplay dauerte gerademal 15 Sekunden. Nun kamen plötzlich Emotionen ins Spiel, denn das 5:1 sah aus Berner Sicht schon ziemlich brutal aus. Nach einem Rencontre zwischen Wüthrich und d'Hooghe schickte Schiedsrichter Egger gleich beide zur Abkühlung hinaus und den Zuschauern wurde nun ein 2:2 geboten. «Warum nehmen die Berner bei eige-nem Ballbesitz den Torhüter nicht heraus?» fragten sich die Experten in der VIP-Lounge, «die wollen sich doch noch nicht geschlagen geben?» Als wäre der Ruf bis zu den Verantwortlichen durchgedrungen, machte dann Marolf tatsächlich einem drit-ten Feldspieler Platz. Aber - wie oben erwähnt, Gossau war im Flow - Bücheler und Baumgartner verteidigten ausgezeichnet, Baumgartner mit seinem flinken Händchen eroberte den Ball, schneller Pass auf Bücheler und der liess sich nicht zweimal bit-ten. 6:1 und damit stand das Pausenresultat fest.

Das Drittel gehörte mit 4:0 den Oberländern und es war wahrscheinlich eines der besten, wenn nicht das beste Drittel der Saison, das den Zuschauern geboten wurde. «Fünf Tore Vorsprung, das lassen die sich nicht mehr nehmen und Kappelen glaubt wohl auch nicht mehr an die Wende», wollten die Bündner Experten wissen. Tja, den Experten wollte man natürlich nicht widersprechen, aber es gab noch einmal 20 Mi-nuten.

Mit Walthers 7:1 und Vollenweiders 8:1 - immer wieder der zweite Block, der am Schluss mit einer 6:1 Bilanz zu Buche stand - wurden dann nach fünf Minuten die letzten Zweifler überzeugt. Da änderte auch der zweite Berner Treffer durch Wüthrich bei angezeigter Strafe gegen Gossau nichts daran, denn kurz darauf stellte Linus Widmer auf Pass von Luchsinger den alten Abstand wieder her, nachdem Kappelens Timeout keine Wirkung zeigte. Nach dem 9:3 durch Bürgi nahm Gossau sein Time-out, denn unterdessen war man nicht mehr so konsequent wie zuvor im zweiten Drit-tel und man wollte die Mannschaft noch einmal darauf besinnen, voll konzentriert die letzten 10 Minuten noch hinter sich zu bringen. Als dann Captain Baummann die Kühlbox besuchte, war wieder Powerplay angesagt. Diesmal nahmen sich die Gos-sauer Zeit und James Bücheler war dann schliesslich doch noch erfolgreich. Alles war wieder im Grünen Bereich. Ehrungen, Pokal- und Medaillenübergaben wurden bereits vorbereitet, als in-nerhalb von 21 Sekunden Kappelen zweimal skorte und der Oberexperte mein-te, es sei dann noch nicht fertig. Nun, ernst gemeint kann er es nicht haben und die Vorbereitungen konnten fortgesetzt wer-den. Adrian Vollenweider zum 11:5 und Zesiger zum 11:6 beschäftigten noch die Statistiker, aber der Mist war geführt und die Kuh gemolken.

Zum dritten Mal schafften die Herren das seltene Double und mit dem sechsten Meistertitel sind sie jetzt alleiniger Rekordmeister und müssen diesen Titel nicht mehr mit den legen-dären Canes teilen. Noch süsser schmeckte der Triumph, da die Damen vom UHCevi Gossau zwei Stunden zuvor ebenfalls das Double einfuhren und damit dem Verein zum sensationellen und einmaligen Quadrupel führten. Geschichte wurde geschrie-ben - wie ein Transparent aus Kappelen postulierte - aber nicht in Kappelen, sondern in Uster! Und zusammen feiern ist besonders schön. Da hat man schon Erfahrungen nach den Cupfinals sammeln können.
Kappelen bleibt der zweite Platz. Die Enttäuschung war gross und wir könnnen das verstehen. Auch das Herren I hat schon bittere Niederlagen erlebt, aber durch diese ist man nur stärker geworden. Der UHC Kappelen war ein grossartiger Gegener und hat den Zürcher Oberlän-dern alles abgefordert. Trotz der Enttäuschung dürfen sie stolz über die Silbermedaille sein. Um im Kanton Bern die unbestrit-tene Nummer 1 zu sein, musste man sich immerhin vor Blumenstein und den legendären Canes platzieren und das ist ihnen souverän gelungen. Wir bleiben da-bei, dass wir das beste Kappelen aller Zeiten gesehen haben und sind überzeugt, dass wir auch in der nächsten Saison hochklassiges Unihockey des UHC Kappelen sehen werden!

Zum Saisonschluss soll noch ein Wort über die Schiedsrichter geschrieben werden. Sie waren während der ganzen Sasion und ins-besondere in den Playoffs eigentlich kein Thema und das ist eigentlich schon positiv. Sowohl Christoph Egger als auch Thomas Schoch haben einen aus-gezeichneten Job abgelie-fert und passten sich dem hohen Niveau problemlos an. Auch von dieser Seite herzlichen Dank. Thomas Schoch wechselt nun aufs Grossfeld und wir wün-schen ihm dabei alles Gu-te und ebenso viel Freude wie auf dem kleinen Feld.

Ein Dank gehört auch den Busfahrern Peter Gasner und Ernst Leimbacher, denen kein Weg zu weit war und keine Destination zu abgelegen, um die Mann- und Frau-schaft sicher an ihre Ziele und wieder zurück zu bringen.

Zum Schluss bedanken wir uns bei den unermüdlichen Fans, auf die immer zu zäh-len war, und wir bedanken uns bei allen (geduldigen) Lesern unserer Schüleraufsätze, die offensichtlich nicht nur von Lehrerinnen - den einen oder anderen Akkusativfehler werden sie wohl gefunden haben - bis zum Schluss gelesen wurden...

Matchtelegramm

UHCevi Gossau – UHC Kappelen 11:6 (2:1, 4:0, 5:5) 
Buchholz, Uster, SR Christoph Egger, Zuschauer: 254

Tore: 07:28 Vollenweider (Keller) 1:0, 10:46 Reusser (Zesiger) 1:1, 17:40 Walther (Vollenweider) 2:1;
20:29 Walther (Keller) 3:1, 32:26 Keller (Walther) 4:1, 35:05 Bücheler (L. Widmer) 5:1 (PP), 38:35 Bücheler (Baumgartner) 6:1 (ins leere Tor);
43:45 Walther (L. Widmer) 7:1, 44:32 Vollenweider (Keller) 8:1, 45:30 Wüthrich (Schlup) 8:2 (Angezeigte Strafe gegen Gossau), 47:14 L. Widmer (Luchsinger) 9:2, 49:03. Bürgi (Reusser) 9:3, 52:39 Bücheler (Vollenweider) 10:3, 56:26 Zesiger (Rit-ter) 10:4, 56:47 K. Hügli (Ritter) 10:5, 58:36 Vollenweider 11:5, 59:43 Zesiger (Ban-gerter) 11:6.
Gossau: Bieri; Luchsinger, Bücheler (ab 50. B. Widmer), L. Widmer; Keller, Walther, Vollenweider; d'Hooghe, Leimbacher (ab 41. Wintsch), Baumgartner; Diener
Kappelen: Marolf (41. - 50. Bangerter); Zesiger, Reusser, Hügli; Wüthrich, Schlup, Otti; Ritter, Bürgi, Baumann; Lobsiger, Hoffet, Sollberger.
Strafen: 1mal 2 Minuten gegen UHCevi Gossau. 3mal 2 Minuten gegen UHC Kapp-elen.
Bemerkungen: 45:30 Timeout Kappelen, 49:05 Timeout Gossau, Bestplayer: Kevin Hügli (Kappelen) und Nicky Walther (Gossau).