Direkt zum Inhalt

Finale oho - Finale oooho!

Playoff

Es wurde im Vorfeld des ewigen Klassikers viel geschrieben und diskutiert. Die Meinungen zwischen Ost und West waren entsprechend unterschiedlich. Einerseits er-wartete man topmotivierte Canes, die nach dem Cupsieg noch lange nicht genug haben, andrerseits schob man die Favoritenrolle elegant auf die Zürcher Oberländer mit dem Hinweis, dass das Saisonziel mit dem Cupsieg schon längstens erreicht wä-re und das «Nachladen» ohnehin klemmte. Ein Sieg gegen Gossau würde dagegen in Bern als veritable Sensation gefeiert und wir zweifeln nicht daran, dass die ent-sprechenden Schlagzeilen beim Schüleraufsatzschreiber aus dem Westen bereits bereit lagen…

Nach dem erfolgreichen ersten Auftritt in Uster, bei welchem der Titelverteidiger eine solide Defensive präsentierte und eine meisterliche Effizienz an den Tag legte, war man überzeugt, dass wenn man an die gezeigten Leistungen im ersten Spiel an-knüpfen könnte, es auch gegen die Canes reichen müsste. Allerdings waren da die mit allen Wassern gewaschenen und erfahrenen (Spieler-) Trainerfüchse, die sich bestimmt alle möglichen taktischen Kniffe überlegten, um den Gossauern ein Bein zu stellen. Kurz gesagt, die Ausgangslage für diesen zweiten Playoff-Halbfinal war absolut offen.

Beide Teams starteten defensiv sehr solide in diesen Halbfinal. Niemand mochte ins offene Messer laufen und so gab es zu Beginn auf beiden Seiten nur wenige Chan-cen. In der 10. Minute landete dann ein Auslösepass der Berner in der Schaufel von Keller, welcher eiskalt zum 1:0 für Gossau einschoss. Kurze Zeit später eröffnete auch Eichenberger das Score der Canes, er war mit einem sehenswerten Weit-schuss erfolgreich. Gossau hatte daraufhin die Möglichkeit die Führung wieder an sich zu reissen, jedoch rettete Steck im Tor der Hurricanes vor allem beim Versuch von Vollenweider mirakulös. Kurz vor der Pause, stolperte Wohlfender über die Bei-ne von Keller, was zur Folge hatte, dass dieser in die Kühlbox geschickt wurde. Kaum hatte der Gossauer auf der Strafbank platzgenommen, konnte er auch gleich wieder aufstehen. Das Powerplay der Canes war nach nur drei Sekunden erfolgreich. Bis zur Pause blieb es beim Spielstand von 2:1 für das Heimteam.

Gossau wollte im zweiten Drittel einen Gang höher schalten und Emotionen ins Spiel bringen. In der 25. Min wurde der allein anstürmende Leimbacher von Uhlin zu Bo-den gedrückt, der Pfiff blieb aus und die Berner lancierten einen Konter, der von Lu-ginbühl zum 3:1 verwertet wurde. Gossau blieb nach diesem Gegentreffer weiterhin ruhig und glaubte weiterhin an seine Chancen. Es war Leimbacher selbst, der in der 26. Min mit einem Knaller auf 2:3 verkürzte. In der 28. Min wurde dann die erste Strafe gegen einen Berner ausgesprochen. Auch die Powerplay-Formation von Gossau funktionierte an diesem Abend, Keller traf zum 3:3. Das Spiel war neu lanciert und die Berner nahmen eine weitere Strafe (wiederum konnte Leimbacher nur mit einem Foul gestoppt werden). Diesmal nutzte Bücheler die Überzahlsituation und brachte Gossau mit 3:4 in Front. Der Jubel war kaum abgeklungen, als Gossau wieder jubeln konnte. Der omnipräsente Baumgartner fing einen Ball ab und traf im Nachschuss zum 3:5.

Nun mussten die Berner wieder reagieren und taten dies. Nach einem Freistoss ging Leimbacher k.o. Er blieb liegen und die hinterlassene Lücke in der Abwehr nutzte Luginbühl zum 4:5. Kurze Zeit später wurde Baumgartner nach einem Stossen auf die Strafbank geschickt. Der Ausgleich für die Berner lag in der Luft. Doch das Boxplay von Gossau funktionierte ausgezeichnet und es gelang den Canes nicht auszugleichen. Doch kaum war die Strafe überstanden musste erneut ein Zürcher raus, diesmal Vollenweider. Die Gossauer Box musste sich also erneut bewähren, dies gelang nicht mehr so gut wie vorhin und die Canes konnten zum 5:5 ausglei-chen. Dies war dann auch der Pausenstand nach zwei Dritteln.

Der Start des letzten Drittels gehörte dann wiederum den Gossauern. Leimbacher und Baumgartner, nach toller Vorarbeit von Luchsinger, stellten mit einem Doppelschlag in der zweiten Minute das Score auf 7:5 für Gossau. Erneut waren die Berner im Zugzwang. Und die Reaktion kam. Bis zehn Minuten vor Schluss gelang es ihnen den Spielstand wieder auszugleichen. In den letzten zehn Minuten galt dann die Vorsicht als oberstes Gebot. Gossau konnte noch einige Konter lancieren, jedoch schei-terten sie des öftern am glänzend reagierenden Steck im Tor der Berner. Doch auch Bieri im Gossauer Kasten liess keinen Treffer mehr zu. So stand es nach 60.Minuten 7:7 und die Verlängerung, oder gar das Penaltyschiessen musste entscheiden.

In diesem Augenblick war klar, dass das Schlussresultat 8:7 lauten würde. Und ebenso klar war, dass es bereits das vierte 8:7 zwischen den beiden Rekordmeistern sein würde. Natürlich erinnerten sich die Zürcher nicht gerne an die Geschichte, denn jedes Mal bei 8:7 blieben die Berner Sieger und aus den Reihen der Canes hat man auch schon gehört, dass 8:7 ihr Lieblingsresultat sei, insbesondere gegen Gossau. Dass mit Wohlfender (Playoff-Halbfinal 2004) und Uhlin (Cup-Halbfinal 2009) gar noch zwei 8:7 Torschützen bei den Bernern in der Aufstellung standen, liess Böses erahnen. Zudem lag das letzte Sudden Death Tor eines Gossauers schon neun Jahre zurück. Leimbacher war damals der Schütze im Ligacup gegen Tuggen. Aber auf dem Feld hatte man für alle diese Gedankenspielereien glücklicherweise keine Zeit, denn die alles entscheidende Verlängerung begann.

Zu Beginn der Verlängerung hatten die "all Blacks" zwar mehr Ballbesitz, jedoch die erste Chance hatte Gossau. Linus Widmer schoss genau in den Winkel, doch Steck rettete mit der Hand. In der dritten Minute der Verlängerung war dann aber auch Steck machtlos. Bücheler lancierte Keller, der spielte zurück zu Linus Widmer, der die Kugel direkt versenkte. Die Freude bei den Gossauern war riesig und von aussen sah es nicht so aus als hätte sich Gossau soeben die siebente Finalteilnahme in Serie gesichert.

Das Spiel hätte zum Schluss sicherlich auf beide Seiten kippen können. Gossau hat den Sieg jedoch nicht gestohlen, denn in den entscheidenden Phasen konnten sie immer wieder nochmals einen Gang höher schalten. Der Titelverteidiger verdiente sich den Sieg einmal mehr mit einem starken Kollektiv.

Beinahe hätten wir die Bemerkung zum Schiedsrichter noch vergessen, was ja grundsätzlich ein gutes Zeichen ist. Es gehört wohl zu den schwierigsten Aufgaben im Kleinfeldunihockey, das Duell der Duelle zu pfeifen. Thomas Schoch wurde in der Vorschau als einer der Besten seines Faches gewürdigt. Er wurde in beiden Spielen als unauffälliger, unbeeinflussbarer und souveräner Leiter der Partien den Vor-schusslorbeeren gerecht.

Der Jubel über den erneuten Einzug ins Playoff-Finale war natürlich gross. Zum ers-ten Mal war das 8:7 zugunsten der Zürcher Oberländer und zum ersten Mal entschied ein «Golden Goal» ein Playoff-Spiel zugunsten der Zürcher Oberländer. Linus Widmer hat da Historisches vollbracht! Das hartnäckige Gerücht wonach die Berner mit dem Verzicht auf ihre goldenen Trikots auch gleich auf ein allfälliges goldenes Tor verzichten wollten, konnte nicht bestätigt werden…

Im ewigen Duell (Playoffs und Ligacup) mit den Berner Hurricanes steht es nun 9:7 für Gossau. Damit kann man sich aber gar nichts kaufen, schon gar nicht den Meis-tertitel 2012. Im Final kommt es nun zum Wiedersehen mit den Weissen Pferden aus Lengnau, welche ihrerseits den UHC Mümliswil (Sieger der Gruppe West) sou-verän in zwei Spielen ausschaltete. Gegen Lengnau beginnt an Ostern alles wieder bei 0:0 und nach den überzeugenden Auftritten der Surbtaler gegen die Guldentaler wird auch das keine leichte Aufgabe werden. Zwar konnte Gossau in der Meister-schaft Lengnau zweimal besiegen, jedoch haben sich die Aargauer im Laufe der Sai-son enorm gesteigert und scheinen jetzt in der wichtigsten Zeit des Jahres in einer beneidenswerten Form zu sein. Es wird eine spannende und enge Serie erwartet, bei welcher die Siegeschance 50:50 stehen.