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Glanzvoller Sieg im Spitzenkampf gegen Cazis und Fehltritt gegen ZuWu

Meisterschaft
Linus Widmer und Adrian Capatt beim Bully beobachtet von Stefan Neuhaus

Zum ersten Mal seit dem Playoff-Final in Chur trafen der Meister und der Vizemeister schon morgens um  09:00 Uhr im schönen Flims aufeinander. Von beiden Seiten wurde die Bedeutung dieser Auseinandersetzung heruntergespielt: Während man bei Gossau angesichts des Vierpunktevorsprungs meinte, dass eine Niederlage nicht der Weltuntergang bedeuten würde, meinte man bei den Bündnern, dass ihr Fokus voll auf den Cup-Viertelfinal gegen Kappelen gerichtet sei und dieses Spiel viel wichtiger wäre. Wer nun meinte, aufgrund dieses Vorgeplänkels leichtes Spiel zu haben, befand sich definitiv auf dem Holzweg. Ja, es gab bei den Zürchern sogar solche, die einen Tag vorher anreisten und mit einem gezielten Training auf Snowboard und Skis sich auf dem Vorab-Gletscher und La Siala intensiv auf den Spitzenkampf vorbereiteten...

Das Spiel begann dann auch sehr intensiv und in hohem Rhythmus, über den sich auch der Platzspeaker freute, der dem Schreiber versicherte, dass ihm bei Meisterschaftrunden um diese frühe Zeit auch schon einmal das Gesicht eingeschlafen wäre...

Tore sollten sich aber nicht sogleich einstellen. Beide Teams gingen sehr engagiert ans Werk und waren darauf bedacht, defensiv keine Fehler zu begehen. Dies wurde mit aller Konsequenz verfolgt und manchmal wurde der Zweikampf auch etwas übermotiviert gesucht. Ein solcher führte dann zu einem Crash der beiden Nummern 24, der bei beiden Folgen hatte. Nach fünfzehn torlosen Minuten war es dann Linus Widmer, der den Bann brach und zum 1:0 für die Gäste einnetze. Kaum eine Minute später, doppelte Vollenweider auf Pass von Baumgartner nach und schon kam der Vizemeister in Zugzwang. Mit einem soliden, aber nicht entscheidenden 2:0 auf der Habenseite ertönte die Sirene zum ersten Tee.

In der zweiten Halbzeit erwischten wieder die Titelverteidiger den besseren Start. James Bücheler erhöhte mit zwei weiteren Treffern auf 4:0, was dann die Steinböcke definitiv reizte. In derselben Minute gelang Bruno Koch auf einen präzisen Pass - ja, ja der kann nicht nur Tore schiessen - von Cupmonster Andi Wyler der Anschlusstreffer. Und damit war das Spiel lanciert. Je ein Zweiminüter gegen Cazis und Gossau hatte zur Folge, dass man nun ein Zwei zu Zwei beobachten konnte. Auch bei dieser Spielsituation hatten die Schweizermeister die bessere Lösung. Keller wartete geduldig  hinter dem eigenen Tor bis die Cazner sich zu einer Reaktion verleiten liessen. Der Angriff wurde blitzschnell eingeleitet und der überragende Linus Widmer - genau der mit dem Höhentraining auf dem Snowboard - verwertete das Zuspiel eiskalt zum 5:1. Cazis sah sich nun genötigt, ein frühes Timeout zu nehmen und allenfalls mit 4:3 dem Spiel noch eine Wende zu geben. Das Vorhaben musste dann aber bald darauf verschoben werden, da Bruno Koch sich auf der Strafbank wieder fand. Das Powerplay der Gossauer ist auch im Bündnerland bekannt und dem Ruf wurde Linus Widmer - immer wieder er - gerecht mit dem 6:1. War's das schon? Nein, Cazis gab sich noch nicht geschlagen. Adrian Capatt und Claudio Nold verkürzten noch mit einem Doppelschlag auf 6:3. Gossau verteidigte geschickt und Cazis versuchte es mit der Brechstange. Dabei wurden auch einmal die Grenzen der Regularität überschritten, bis dann auch noch Patric Werthan der Strafbank einen Besuch abzustatten hatte. Die Zürcher schickten nun ihre zweite Powerplayformation aufs Feld und tatsächlich war es Leimbacher, der einen schönen Pass von d'Hooghe verwertete und damit eine persönliche Genugtuung für den Crash im ersten Drittel bekam.

Das Schlussresultat von 7:3 war unter dem Strich verdient und gab das Stärkeverhältnis korrekt wieder. Es war ein ausserordentlic unterhaltsames aber auch emotionales Spiel auf recht hohem Niveau. Es zeigte sich, aber dass gerade auf dieser Stufe über einen zweiten Schiedsrichter nachgedacht werden sollte. Dies soll keine Kritik an Schiri Lussi sein, denn er hat einen guten Job abgeliefert, aber es gibt Dinge, die sich abseits des Balles abspielen, die von einem zweiten Unparteiischen gewürdigt werden könnten.

Nach diesem hochemotionalen Spiel war man knapp zwei Stunden später gespannt, ob es dem Meister gelänge die Akkus wieder zu füllen, um gegen den vermeintlichen  Aussenseiter Zuzwil-Wuppenau den budgetierten Zweier einzufahren. Aber es kam wieder einmal ganz anders als erwartet. Beim Auftrtitt der Gossauer musste man sich bald fragen, ob da die gleiche Mannschaft am Werk wäre. Klar, James Bücheler war zwar nicht mehr dabei, aber das konnte nicht der Grund dafür sein. Die Weissen waren zwar stets bemüht, aber es schlichen sich Fehler ein, welche die Thurgauer brutal effizient nützten und sich bis zur Hälfte der ersten Halbzeit einen 2:0 Vorsprung notieren liessen. Vollenweider traf dann zum 2:1, bevor die Thurgauer den alten Zweitorevorsprung noch vor der Pause wieder herstellten.

Alle warteten in der zweiten Halbzeit auf eine Reaktion, die zwar kam, aber nicht auf der Skorerliste. Der gegnerische Torwart steigerte sich in einen Rausch und das Runde hatte einfach keine Lust in das Eckige zu gehen. Ganz im Gegenteil, ein Konter führte zum 1:4 und dann hatte Torhüter Diener genug und liess sich durch Bieri auswechseln. Ob diese Massnahme Früchte tragen würde? Das 2:4 beantwortete Zuzwil mit dem 2:5. Noch waren ca. acht Minuten zu spielen und die Gossauer waren gezwungen, das Risiko mit vier zu drei ohne Torhüter zu erhöhen. Und tatsächlich hiess es vier Minuten vor dem Ende nach Treffern von Leimbacher und Keller nur noch 4:5. Ging da noch etwas? Leider nein. Man war zwar nahe dran, aber Torhüter und Gestänge vereitelten weiteres Zählbares und so kam es wie es kommen musste. Mit drei Empty Nettern machten die angeblichen Aussenseiter den Sack zu. Nicky Walthers 5:8 war dann nur noch Resultatkosmetik.

Die erste Niederlage war damit Tatsache. Sie kommt zwar zu einem unerwarteten Zeitpunkt, der Schaden aber hält sich in Grenzen, da auch die unmittelbaren Verfolger von Gossau patzerten und am Ende des Tages der Vorsprung auf den Zweiten der Tabelle sich gar um einen Punkt vergrösserte. Dank diesen fünf Punkten, darf man nun auch das nächste Saisonziel abhaken, denn man wollte den Jahreswechsel als Tabellenführer feiern.

Matchtelegramm
UHCevi Gossau – Blau-Gelb Cazis 7:3 (2:0, 5:3)
Surmir, Flims Waldhaus. – 20 Zuschauer. – SR Lussi.
Tore: 15. L. Widmer (Bücheler) 1:0, 16. Vollenweider (Baumgartner) 2:0;
23. Bücheler (Keller) 3:0, 26. Bücheler (L. Widmer) 4:0, 26. B. Koch (Wyler) 4:1, 28. L. Widmer (Keller) 5:1, 34. L. Widmer (Bücheler) 6:1 (PP), 35. Capatt 6:2, 36. Nold (Capatt) 6:3 (4:3), 40. Leimbacher (d'Hooghe) 7:3 (PP).
Strafen: UHCevi Gossau 1-mal 2 Minuten, Cazis 3-mal 2 Minuten.
UHCevi Gossau: Bieri; Bücheler, L. Widmer, Keller; Leimbacher, d'Hooghe, Walther; Baumgartner, Vollenweider, Frauchiger.
Bemerkungen: UHCevi Gossau ohne Hürlimann, Wintsch (verletzt), B. Widmer (unabkömmlich) RDiener (überzählig). 31. Timeout Cazis.
 
UHCevi Gossau – UHC Zuzwil-Wuppenau 5:8 (1:3, 4:5)
Surmir, Flims Waldhaus. – 30 Zuschauer. – SR -.
Tore: 2. ZuWu 0:1, 11. ZuWu 0:2, 12. Vollenweider (Baumgartner) 1:2, 15. ZuWu 1:3;
25. ZuWu 1:4, 27. Baumgartner (Frauchiger) 2:4, 31.T ZuWu 2:5, 34. Leimbacher (d'Hooghe) 3:5 (4:3), 36. Keller (d'Hooghe) 4:5 (4:3), 37. ZuWu 4:6 (EN), 38. ZuWu 4:7 (EN), 40. ZuWu 4:8 (EN), 40. Walther (Baumgartner) 5:8.
Strafen: keine Strafen.
UHCevi Gossau: Diener ( ab. 25. Bieri); Vollenweider, Keller, L. Widmer; Leimbacher, d'Hooghe, Walther, Baumgartner, Frauchiger.
Bemerkungen: UHCevi Gossau Hürlimann, Wintsch (verletzt), Bücheler (familiäre Verpflichtungen), B, Widmer (unabkömmlich).