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Gossau gewinnt erstes Finalspiel

Playoff

Drei von vier Punkten zwackten die Lengnauer den Gossauern während der Regular Season ab und mit den Berner Hurricanes rangen sie den Titelverteidiger im Playoff- Halbfinal nieder. Die Zürcher Oberländer wussten, dass der Gang in den Aargau kein leichter sein würde. Die Vorbereitung begann unmittelbar nach der Finalqualifikation am Ostersamstag, in dem am Ostermontag eine namhafte Oberländer-Delegation nach Gümligen reiste um in der Belle zwischen den legendären Canes und den weissen Rössern ihren Final-Gegner genau zu beobachten und entsprechendes Videomaterial mit nach Hause zu nehmen. Die Lengnauer erwiesen sich dabei als ein Gegner, der ähnlich wie Nuglar spielt, darüber hinaus aber über drei ausgeglichene Blöcke verfügt. Gespannt wartete man darauf, ob und wenn ja wie die Gossauer den Lengnauern «der Pressluft die Luft» entziehen würden.

Als erstes wurde allerdings der Nationalhymne die Luft entzogen, als dieser kurz vor dem «hehren Vaterland» der Schnauf ausging. Ob das wohl symptomatisch für das kommende Spiel sein sollte? Jedenfalls zeigte sich im Endinger Hexenkessel vor über 200 nicht immer regeltechnisch sicheren Zuschauern, sofort ein intensiver Kampf. Beide Mannschaften überzeugten mit einem wirkungsvollen Defensivkonzept. Ein kleiner Fehler in der Defensive der Surbtaler nützte Linus Widmer blitzschnell aus und bugsierte die Kugel nach gut zwei Minuten über die Linie. Dieses Tor gab den Zürcher Oberländern Sicherheit und auch die nötige Geduld. Nach dem Ausgleich der weissen Pferde schien sich eine Wende im Spiel abzuzeichnen, als Basil Widmer in die Kühlbox geschickt wurde. Aber die Befürchtungen waren vergebens. Der auch an diesem Nachmittag wieder ausgezeichnete Torhüter Heusser schnappte sich den Ball, spielte diesen präzis auf Bücheler und dieser vollendete in Unterzahl zum 1:2. Die heftige Reaktion der Lengnauer blieb aus. Linus Widmer schnappte sich die Kugel hinter dem eigenen Tor und wartete auf den Gegner. V. Müller wartete vor dem Gossauer Tor und wagte es nicht, Widmer anzugreifen. Und weil nichts passierte – die Zuschauer begannen zu buhen und zu pfeifen – lief Basil Widmers Strafe ab und Lengnau konnte keinen weiteren Schaden mehr anrichten. Der Ausgleich fiel dann doch noch und als Leimbacher nach einem groben Zweikampf kopfvoran in die Bande gerammt wurde, mit blutendem Kopf das Spielfeld verlassen musste und aus Ärger darüber, dass der Schiedsrichter keine Sanktionen gegen den Lengnauer aussprach, seinen Stock wegwarf und dafür einen Zweiminüter bekam, schien das Momentum auf die Aargauer Seite zu kippen. Während Leimbacher in der medizinischen Abteilung versorgt wurde, sass Ambühl seine Strafe ab und die Gossauer spielten wieder ihren Boxplay Spezial. Diesmal war es Bücheler, der hinter dem Tor vergeblich auf die Lengnauer wartete und so wurde auch die zweite Strafe der Gossauer unbeschadet überstanden.

Zu Beginn des zweiten Drittels erwartete man nun einen Grossangriff der Surbtaler. Gossau hatte aufgrund der Verletzung von Leimbacher auf zwei Blöcke umgestellt. Nach etwa zwei Einsätzen konnte man auf Zürcher Seite wieder aufschnaufen, als der Verletzte mit einem Turban auf dem Kopf wieder eingreifen konnte. Trotzdem ging Lengnau zum ersten – und wie es sich weisen sollte zum einzigen - Mal in Führung. Diese hielt aber keine Minute und Bücheler war für den erneuten Ausgleich besorgt, als bei einem Freistoss die Gossauer diesen blitzschnell ausführten und die Lengnauer überraschen konnten. Gut zwei Minuten später kam der grosse Auftritt von Vollenweider. Dieser setzte sich am linken Flügel durch und schob kaltblütig aus spitzem Winkel an dem sich ihm entgegenstürzenden Schmidhalter vorbei ein. Doch auch diese Führung dauerte nicht lange und Lengnau glich erneut aus. Noch ahnte keiner im Rund, dass das bereits der letzte Treffer der Einheimischen gewesen sein sollte. Als dann Künzler die dritte Strafe für Gossau nahm, war man gespannt, ob die Weissen Rosse nun ein Rezept gegen das Gossauer Boxplay gefunden hätten. Sie hatten nicht. Unter lauten Buhrufen bällelete Bücheler hinter dem eigenen Tor, abgeklärt und abgebrüht und auch diese Situation überstand man ohne, dass Lengnau gefährlich wurde. Knapp zwei Minuten vor der zweiten Sirene kam dann Gossau zum ersten Powerplay und was das für den Gegner bedeutet, ist in der Kleinfeldszene von Bern bis Cazis bekannt. Es stellt sich nur die Frage, wie lange es diesmal bis zum Treffer geht. Und in der Tat, 17 Sekunden vor Drittelsende brachte Keller seine Farben 5:4 voran.

Als dann nach drei Minuten erneut eine Zweiminute-Strafe gegen Lengnau ausgesprochen wurde, war man sich auf der Tribüne einig, dass jetzt die Vorentscheidung fallen könnte. Die Effizienz der Zürcher Oberländer im Powerplay ist bekannt – siehe oben - und so kam es wie es kommen musste. Büchelers 6:4 war die erste Zweitoreführung in diesem Spiel. Die Gossauer hatten ihre Hausaufgaben gut erledigt. Sie verfielen nicht in den Fehler, der den Canes das Genick gebrochen hatte. Sie lehnten sich nicht zurück, sondern zogen ihr Defensiv-Konzept konsequent durch, standen hoch und hinderten die Aargauer schon früh in der Angriffsauslösung. Geduldig wartete man auf die Konterchance und als nach 50 Minuten Künzler einen solchen souverän und wunderschön zum 7:4 verwertete, bog man definitiv auf die Siegesstrasse ein. Nun konnte die Kür beginnen und fünf Minuten vor Schluss, produzierte der zweite Block einen der wohl schönsten Treffer des Nachmittags. Basil Widmer eroberte sich in der Ecke beim eigenen Tor im Zweikampf den Ball, vernaschte mit einem einhändigen Doppelpass mit der Bande seinen Gegner, passte ultrapräzis in den Lauf von Keller und dieser versenkte eiskalt im Kasten von Geburtstagskind Schmidhalter. Die Entscheidung war gefallen, die Emotionen in der Halle waren hoch, der Hexenkessel drohte zu explodieren und als dann kurz vor Schluss James Bücheler und Linus Widmer der Strafbank einen Besuch abstatteten erzielten – nein nicht die weissen Gäule – die Gossauer durch Keller mit einem Shorthander das 9:4 Endresultat.

Bei der Bestplayer-Ehrung wurde bei den Lengnauern Torhüter Schmidhalter und auf der Gossauer Seite völlig zu Recht James Bücheler ausgezeichnet, auch wenn einige Aargauer Zuschauer den untadeligen Schiedsrichter Frauenknecht als besten Gossauer auszeichnen wollten… Es soll an dieser Stelle klar festgehalten werden, dass der Schiri im brodelnden Hexenkessel keinen einfachen Job hatte, diesen aber gut erledigt hat. Die Gossauer waren das abgebrühtere und eindeutig cleverere Team, haben taktisch überzeugt und lieferten nicht zuletzt in defensiver Hinsicht eine Glanzleistung ab. Mit vier erhaltenen Toren im Schnitt in allen diesjährigen Playoff-Partien weist man einen hervorragenden Wert auf.

Noch ist der Kübel nicht gewonnen. Es braucht noch einmal eine hochkonzentrierte Leistung und es ist damit zu rechnen, dass die kampfstarken Lengnauer ihre Haut so teuer wie möglich verkaufen werden. Das nächste Rendez-vous findet am Samstag, 17. April 2010 in der Elba-Halle in Wald ZH statt. Spielbeginn: 17:00 Uhr.

Matchtelegramm

SVL W.H. Lengnau - UHCevi Gossau 4:9 (2:2, 2:3, 0:4)
MZH, Endingen / 203 Zuschauer / SR: Christian Frauenkencht
Tore: 2:33 L. Widmer (Bücheler) 0:1, 10:35 M. Müller (Kloter) 1:1, 12:07 Bücheler
(Heusser) 1:2 (BP!), 17:04 Baumann 2:2;
26:24 Heule (Spaltenstein) 3:2, 27:06 Bücheler (Vollenweider) 3:3, 30:47 Vollenweider (Ruchti) 3:4, 32:46 Meier (Baumann) 4:4, 39:43 Keller (Bücheler) 4:5 (PP);
43:24 Bücheler (Keller) 4:6 (PP), 50:08 Künzler (L. Widmer) 4:7, 53:31 Keller (B.
Widmer) 4:8, 57. Keller 4:9. (BP!)
Strafen: Lengnau 2 x 2 Minuten, Gossau 5 x 2 Minuten;
Lengnau: Schmidhalter; V. Müller, Spaktenstein, Heule; Burger, Baumann, Meier;
Felder, Kloter, M. Müller.
Gossau: Heusser; Bücheler, L. Widmer, Künzler; Luchsinger, B. Widmer, Keller;
Leimbacher, Ruchti, Vollenweider.
Bemerkungen: Gossau ohne Baumgartner (Ausland), Meier, d’Hooghe überzählig, Ambühl sitzt Leimbachers Strafe ab. Best-Player: Schmidhalter (Lengnau), Bücheler (Gossau)