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Gossau mit Kantersieg

Ligacup

Der Cup hat seine eigenen Gesetze, sagt man. Gewisse Naturgesetze lassen sich aber nicht ignorieren. Wenn eine Mannschaft deutlich stärker ist als die andere, dann gewinnt sie auch. So geschehen im Final des Liga-Cups zwischen dem UHCevi Gossau und Zweitligist Sursee 86. Die Gossauer stellten das Team mit mehr Erfahrung, mehr Klasse, mehr Feuerkraft. Schon nach dem ersten Drittel führten sie mit 9:4. Die Zentralschweizer versuchten zwar immer wieder, Emotionen ins Spiel zu bringen und näher heran zu kommen. Aber das liess die Routine der Gossauer nicht zu. Sinnbildlich dafür eine Szene mit Verteidiger James Bücheler, der den Ball einmal eine volle Minute hinter dem eigenen Tor hielt und sich partout nicht zu einer unüberlegten Angriffsauslösung verleiten liess, Pfeifkonzert der zahlreichen Sursee-Fans hin oder her.

Torfestival sorgt für Verschiebung

Am Ende standen 33 Treffer auf der Anzeigetafel. Noch nie fielen in der 23-jährigen Geschichte der Unihockeycupfinals so viele Tore, noch nie gewann ein Team mit 15 Toren Differenz. Die Gossauer haben sich einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert. Und da jeder einzelne Treffer vom Wurf eines Sponsorengeschenks durch den Torschützen ins Publikum begleitet wurde, verschoben sich die die nachfolgenden Cupfinals der Frauen und Männer um fast eine halbe Stunde, die Fans mussten vor der Wankdorfhalle in der Kälte auf Einlass warten.

Videoanalyse als Erfolgsgrundlage

Sich auf einen unterklassigen Gegner vorzubereiten, ist ein schwieriges Unterfangen. Gossau-Trainer Lukas Roth überliess dennoch nichts dem Zufall. «Wir haben Sursee gefilmt und die Spielweise des Teams genau analysiert», erklärt er. Was er dabei gesehen hat: ein gradliniges, von schnellen Abschlüssen geprägtes Spiel. So schaffte es Sursee, den Favoriten Stadtrose Rapperswil zu eliminieren. Roth stellte sein Team auf diese Spielweise perfekt ein. Dass der Aussenseiter nicht unterschätzt wurde, liegt auch an der Cupfinalniederlage von 2006. Damals verlor Favorit Gossau gegen Rapperswil. «Diese bittere Niederlage steckt uns noch immer in den Knochen. Wir waren zu überheblich und wurden dafür bestraft. Das sollte uns nie mehr passieren », blickt Roth zurück. Offenbar haben die Oberländer die Lektion gelernt – seit damals haben sie, in Cup und Meisterschaft, nur noch eine Partie verloren.

«Mehr Gegenwehr erwartet»

Gossau schickte drei ausgeglichene Linien in diesen Cupfinal. Alle beteiligten sich fleissig an der Torproduktion. Wie so oft stach dabei Matthias Keller (drei Tore, sieben Assists) heraus, aber speziell herauszuheben braucht man keinen. Imerhin liess sich Coach Roth dazu verleiten, der Linie mit Thomas Zuppinger, Fabian Gschwend und Christian Wenger ein Sonderlob auszusprechen. Es gibt in der Schweiz kein anderes Team, das eine solche Formation mit diesem Mass an Klasse und Erfahrung als nominell dritte Linie aufs Feld schicken kann. Thomas Zuppinger, der sich über die ganze Partie mit Sursees Thomas Etterlin ein Privatduell mit viel Körpereinsatz lieferte:«Ehrlich gesagt war ich von Sursee etwas enttäuscht, ich hätte mehr Gegenwehr erwartet.» 

Grosse Genugtuung

Auf den Schlusspfiff im letztjährigen Cupfinal folgten Jubelstürme. Diesmal wurde der Sieg mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Zu klar war das Ergebnis, als dass man sich euphorisch darüber gefreut hatte. Trainer Lukas Roth: «Jeder Titel hat seine eigene Geschichte. In unserer vierten Finalteilnahme in Serie liessen wir uns durch die spezielle Atmosphäre im Wankdorf nicht mehr ablenken, konzentrierten uns auf das Sportliche.» Das Bad in der Menge nach dem Finalsieg genossen die Gossauer dennoch sichtlich. Zur Routine werden Cupsiege auch bei der besten Kleinfeldmannschaft der Schweiz noch lange nicht.

Matchtelegramm

UHCevi Gossau – UHC JW Sursee 86 24:9 (9:4, 7:3, 8:2) 
Wankdorfhalle, Bern / 700 Zuschauer / SR: M. Seelhofer 

Tore: 2. Keller (Bücheler) 1:0, 4. Etterlin (Ausschluss Gossau) 1:1, 5. Cerere (Etterlin) 1:2, 5. Gschwend (Wenger) 2:2, 7. Bücheler (Keller) 3:2, 13. Ruchti (Wenger; Ausschluss Sursee) 4:2, 14. Gschwend 5:2, 15. Leimbacher 6:2, 16. L. Widmer (Keller; Auschluss Gossau!) 7:2, 16. B. Widmer (Leimbacher; Auschluss Gossau!) 8:2, 16. Etterlin (Cerere) 8:3, 18. Wenger 9:3, 19. Cerere (Etterlin; Auschluss Gossau) 9:4;
21. Bücheler (Keller) 10:4, 26. Keller (Ruchti; Auschluss Sursee) 11:4, 27. Gschwend (Zuppinger) 12:4, 31. Huber (Steiner) 12:5, 32. Wenger (Zuppinger) 13:5, 33. Etterlin (Auschluss Sursee!) 13:6, 34. Bücheler (Zuppinger) 14:6, 35. Zuppinger (Gschwend) 15:6, 39. Steiner (Cerere; Ausschluss Gossau) 15:7, 39:04 Huber (Keller; Ausschluss Gossau!) 16:7;
42. L. Widmer (Keller) 17:7, 45. Steiner (Auschluss Gossau) 17:8, 45. L. Widmer (Keller) 18:8, 48. Ruchti (Wenger; Ausschluss Sursee) 19:8, 49. Keller 20:8, 49. Huber (Steiner) 20:9, 53. L. Widmer (Wenger) 21:9, 53. Walther 22:9, 55. Zuppinger 23:9, 56. L. Widmer (Keller) 24:9. 
Strafen: Gossau 7-mal 2 Minuten; Sursee 6-mal 2 Minuten 
Gossau: Knoll, Heusser; Huber, Keller, Leimbacher, R. Ruchti, C. Wenger, B. Widmer, L. Widmer, Bücheler, Gschwend, Zuppinger, Walther, C. Wälti. 
Sursee: Burger, Dolder; Stocker, Frank, Cerere, Bründler, Huber, Schüpbach, Hardegger, Steiner, Egli, Etterlin. 
Bemerkungen: Cupfinaldebüt von Bücheler, Gschwend und Walther.