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Gossau ringt Cazis nieder - Noch ein Sieg bis zumTitel

Playoff

«Wir kommen wieder», meinte Thomas Ilmer beinahe drohend, als er zum Bestplayer von Cazis ausgezeichnet wurde. Damit hatte er bereits ein alles entscheidendes Spiel 3 in der Wetziker Egg im Sinn, das aus Gossauer nur noch als Plan B gehandelt wird. Nun, bei aller Euphorie und Freude über den wohlverdienten und überzeugenden 16:12 Sieg muss die «Drohung» von Ilmer ernst genommen werden, und die starken Bündner werden mit allen möglichen Mitteln in ihrer Heimat zurückzuschlagen versuchen.

Das Heimteam, das als Aussenseiter in die Partie startete, ging sofort engagiert zu Werk, beinahe zu engagiert, als nach 100 Sekunden sich Matthias Baumgartner wegen zu wenig Abstand bereits in der Kühlbox wieder fand. Cazis fand aber keine Mittel, die numerische Überlegenheit auszunutzen, ganz im Gegenteil. Im sehr aggresiven Boxplay provozierten die Zürcher einen Penalty. Zwar scheiterte Voegtli am glänzend reagierenden Calörtscher. Dadurch war aber der numerische Gleichstand auf dem Feld erreicht. Geduldig, aber auch abgebrüht, liessen die Gossauer die 2:2 Situation verstreichen, um dann ihrerseits bei numerischer Überlegenheit, das Tor zu erzielen. Der Plan ging auf, Linus Widmer brachte seine Farben in Führung und zwei Minuten später traf Keller genau die kleine Lücke, die sich im bot, und schon lagen die Rekordmeister mit zwei Längen voran. Capatts Anschlusstreffer wurde sofort von Baumgartner gekontert, und als dann wenige Minuten später d'Hooghe mit einem unglaublichen Hammer einnetzte, war zumindest der Start in die Playoff-Final-Partie geglückt. Umso mehr als der glänzend aufspielende Linus Widmer noch eine Schippe drauflegte, nahmen die meisten Zuschauer Ilmers Anschlusstreffer kurz vor Drittelsende höchstens mit einem Achselzucken hin.

Das 5:2 Drittelsergebnis war auch in der Höhe verdient. Die Gossauer hatten ihre Hausaufgaben perfekt gelöst und waren auf Blau-Gelb Cazis bestens vorbereitet. Kappelen habe im 2. Halbfinal-Playoff-Spiel gegen Cazis aber auch 5:3 nach dem ersten Drittel geführt, warnten die Szenekenner ohne Schwarzmalen zu wollen, aber wie Cazis das Spiel damals mit einem absolut beeindruckenden 7:1 im zweiten Drittel kehrte, war immerhin ein nicht ganz unmögliches Szenario.

Das war aber auch dem Rekordmeister bewusst. Trotzdem wurden die Bilder vom Ostersamstag aus Maienfeld noch klarer, als nach nur 22 Sekunden Ilmer auf 5:3 verkürzte und Capatt wenig später seine Farben 5:4 heranbrachte. Cazis hatte offensichtlich - Maienfeld lässt grüssen - einen Gang hochschalten können. Aber nun änderte sich das Drehbuch. Verantwortlich dafür waren Bücheler und Baumgartner, welche auf Pass jeweils von Voegtli den Dreitoreabstand wieder herstellten und die Aufholgelüste der Steinböcke vorerst im Keime erstickten. Aber Cazis gab nicht auf, doch die Zürcher Oberländer standen defensiv gut, blockten was es zu blocken gab und wussten mit Diener im Tor einen sicheren Rückhalt hinter sich! Den Caznern gelang noch ein Tor, und so konnten sie nach zwei Dritteln den Rückstand um ein Tor verkürzen.

Mit dem Resultat von 7:5 nach 40 Minuten war natürlich noch gar nichts entschieden, und es sollten noch zwanzig Minuten Schwerstarbeit auf beide Teams zukommen.

Die Gossauer erwischten ins letzte Drittel den besseren Start und Bücheler, Vollenweider - der sich bei seinem Tor den Assist gleich selbst gab... - und d'Hooghe stellten das Skore auf einen soliden Fünftorevorsprung. Vollenweider nahm darauf einen Zweiminüter, Cazis nützte die Chance dieses Mal, aber Keller stellte seinerseits im Powerplay den alten Abstand wieder her. Noch waren 12 Minten zu spielen und die Bündner sahen sich gezwungen, ihr Timeout zu nehmen. Es war jedem klar was nun kommen würde: Torhüter Koch würde nun bei jeder Gelegenheit sein Tor verlassen und einem vierten Feldspieler Platz machen. Die Massnahme trug Früchte. Zwar wurde Wylers Treffer durch Bücheler umgehend beantwortet, aber dann klingelte es innerhalb von knapp 100 Sekunden gleich dreimal bei Diener und nun war das Heimteam gezwungen, sein Timeout zu beziehen. Nur noch zwei Tore betrug der Vorsprung und es waren noch über sechs Minuten zu spielen. Gossau wankte, aber fiel nicht! Als d'Hooghe mit dem 13:10 für etwas Luft sorgte, kam die Antwort von Wyler postwendend und die funkelnden Augen vom Muotathaler weckten böse Erinnerungen an jenen Cupfinal, in welchem eben dieser Wyler für das Lichterlöschen bei den Zürchern sorgte. Doch d'Hooghe hatte da noch ein Tor im Ärmel, mit welchem er weitere sechs Sekunden später die angespannten Nerven wieder beruhigen konnte, für genau 16 Sekunden allerdings nur. Wyler setzte das Spielchen fort, und knapp fünf Minuten waren noch zu spielen. D'Hooghe hatte aber noch nicht fertig, er musste in diesem Duell gegen Wyler einfach das letzte Wort haben und er hatte es auch. Voegtli, welcher unter besonders kritischer Beobachtung seiner ehemaligen Nuglar-Kollegen Tanner und Meier stand, setzte dann zur besonderen Freude der Solothurner mit seinem ersten Tor den Schlusspunkt.

16:12 war das Schlussresultat, und das war nicht unverdient. Über das ganze Spiel gesehen waren die Zürcher Oberländer das bessere Team. Cazis auf der anderen Seite spielte ein starkes vier zu drei und beinahe hätten sie es geschafft, das Spiel noch zu drehen. Wenn den Gossauern etwas vorzuwerfen wäre - gut, jetzt jammern wir im Paradies - wäre es die Effizienz. Zuviele Hochkaräter wurden ausgelassen und wäre nur die Hälfte davon verwertet worden, hätten die Rekordmeister kaum noch derart zittern müssen.

Nach dem Shitstorm gegen Schiedsrichter Hauri im Forum, soll auch hier noch seine Leistung gewürdigt werden. Es war beileibe kein einfaches Spiel und die eine oder andere Entscheidung hätte man auch anders sehen können. Aber alles lag im Rahmen des Interpretationsspielraums, und deshalb hat Hauri seine Sache gut gemacht.

Nun freuen wir uns auf die Revanche in Maienfeld. Noch ist nichts gewonnen und Blau-Gelb Cazis bleibt der Favorit in der Finalserie. Anpfiff ist am nächsten Samstag 13:30 Uhr in der Heimarena der Malanser Alligatoren, der Turnhalle Lust in Maienfeld.

Spielbericht Blau-Gelb Cazis von Andy Wyler und

Beitrag auf unihockey.ch

Matchtelegramm
UHCevi Gossau – Blau-Gelb Cazis 16:12 (5:2, 2:3, 9:7)
Gew. Berufsschule Wydum, Wetzikon ZH. 150 Zuschauer. SR Hauri.
Tore: 04:15 L. Widmer (d'Hooghe) 1:0 (PP), 06:18 Keller (D'Hooghe) 2:0, 09:49 Capatt 2:1, 09:59 Baumgartner (Bücheler) 3:1, 12:18 D'Hooghe (L. Widmer) 4:1, 15:05 L. Widmer (D'Hooghe) 5:1, 17:42 Ilmer (Capatt) 5:2; 
20:22 Ilmer (Capatt) 5:3, 24:41 Capatt 5:4, 25:12 Bücheler (Voegtli) 6:4, 26:58 Baumgartner (Voegtli) 7:4, 30:12 Maurer (Betschart) 7:5; 
42:25 Bücheler (Voegtli) 8:5, 43:21 Vollenweider 9:5, 44:16 D'Hooghe (Keller) 10:5, 45:30 Maurer (Wyler) 10:6 (PP), 47:33 Keller (d'Hooghe) 11:6 (PP), 50:48 Wyler (Ilmer) 11:7, 51:59 Bücheler (Voegtli) 12:7, 52:11 Wyler (Ilmer) 12:8, 53:02 Ilmer (Betschart) 12:9, 53:48 Capatt (Ilmer) 12:10, 54:23 D'Hooghe (L. Widmer) 13:10, 54:47 Wyler (Maurer) 13:11, 54:53 D'Hooghe (L. Widmer) 14:11, 55:10 Wyler (Capatt) 14:12, 55:40 D'Hooghe (Walther) 15:12, 57:11 Voegtli 16:12.
Strafen: 2mal 2 Minuten gegen UHCevi Gossau (Baumgartner, Vollenweider), 2mal 2 Minuten gegen Blau-Gelb Cazis (Maurer, Capatt).
UHCevi Gossau: Diener (ab 55:10 Bieri); d'Hooghe, Keller, L. Widmer; Bücheler, Voegtli, Baumgartner; Frauchiger, Ehrensperger, Walther; Vollenweider, B, Widmer.
Blau-Gelb Cazis: Calörtscher (ab 17:42 A. Koch); Capatt, Mathis, Ilmer; Werthan, B. Koch, Maurer; Fausch, Wyler, Betschart; Marugg, Neuhaus.
Bemerkungen: UHCevi Gossau ohne Hürlimann, Leimbacher, Wintsch (alle verletzt), 01:41 Penalty UHCevi Gossau (Voegtli scheitert), 47:33 Timeout Cazis, 53:48 Timeout Gossau, Bestplayer: Thomas Ilmer (Cazis), Patrick Diener (Gossau).