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Grosses Kino in Kappelen…

Playoff

Am Anfang der Sensation stand der überragende Schlussmann Pascal Bieri, der sich im Kappeler Hexenkessel als übernatürlicher Hexer aufführte!

300 gutgelaunte Zuschauer sorgten für eine Bombenstimmung in der aus allen Näh-ten platzende Mehrzweckhalle in Kappelen. Viel wurde geschrieben im Vorfeld diesr ersten Playoff-Finalpartie zwischen dem Ersten der Ostgruppe, dem UHCevi Gossau und dem Dominator der Westgruppe, dem UHC Kappelen. Der frühe Spielbeginn des letzten Halbfinalspiels gegen Blumenstein ermöglichte es, den Agenten und Spionen vom UHCevi Gossau ihren Finalgegner in Untersiggental, beim anderen Halbfinalspiel Lenganu gegen Kappelen zu beobachten. Und die Beobachtungen ergaben ein klares Resultat, nämlich dass der UHC Kappelen nur schwer zu schlagen sei und vor allem in der Höhle des Lö-wen, zu Hause in Kappelen also, als Topfavorit zu b-trachten wäre. Für den UHCevi Gossau blieb des-halb nur die Rolle des Aus-senseiters übrig. Für den externen Zuschauer blieb nur zu hoffen, dass trotz dem niederschmetternden Befund aus der Videoanalyse, die Verantwortlichen gleichwohl noch irgendeinen Schlüssel finden wür-den, um die Seeländer zu überlisten.

Wie erwartet startete Kappelen wie die Feuer-wehr und sie flitzten ihren Gegnern nur so um die Ohren, dass diesen Sehen und Hören verging. Und eh man sich's versah führten die Favoriten nach nicht einmal drei Minuten 2:0 und im Zuschauerraum herrschte blankes Entsetzen, mindestens auf Zürcher Seite. Aber der UHCevi Gossau wollte sich nicht so einfach abschlachten lassen. Nicky Walther übernahm ein Zuspiel von Keller und hämmerte die Kugel zum Anschlusstreffer in die Maschen. Ein ausserordentlich wichtiger Treffer. Damit signalisierten die Zürcher Oberländer, dass sie jetzt auch im Spiel angekommen wären und sie gingen das hor-rende Tempo der Seeländer mit. Und es kam noch besser. Zwei Minuten später lancierte d'Hooghe Baumgart-ner und dieser verwertete blitzschnell zum viel beju-belten Ausgleich. Nun war man auf Augenhöhe mit dem Widersacher und das Spiel wogte in atemberau-bendem Tempo auf und ab. Eine Powerplaychance von Kappelen wussten die Gossauer mit einem ausgezeichneten Boxplay zu überstehen. Weitere Chancen gab es auf beiden Sei-ten, aber diese wurden durch die ausgezeichneten Torhüter hüben wie drüben allesamt zunichte gemacht.

Die Pausensirene war nicht nur für die Spieler auf dem Platz willkommen, sondern auch für die Zuschauer, um so richtig wieder durchatmen zu können. Was würde einen noch erwarten? Kann das hohe Tempo bis zum Ende durchgehalten werden? Wer zeigt zuerst Ermüdungserscheinungen? Solches und anderes war Gegenstand der Pausendiskussionen und schon ging es weiter. Nach fünf Minuten Hoch-geschwindigkeitsunihockey war es Vollenweider, der einen wunderschönen Pass von Walther nach einem seiner bekannten Rushes direkt und unhaltbar ins Netz beförderte und zur erstmaligen Füh-rung der Zürcher ein-schoss. Etwas später dann wohl das kurioseste Tor vom Abend. Basil Widmer hatte einen Ball schon verloren, wollte den Verteidiger nur etwas stö-ren, als dieser den Ball wegschlagen wollte. Der Schlag gelang zwar aber genau an die Schaufel von Basil Widmer, von welcher die Kugel ins Kappeler Netz abprallte. Da wusste Basil Widmer selbst nicht wie ihm ge-schah, aber der Ball zappelte im Netz und plötzlich waren die Zürcher mit zwei Toren im Vorsprung. Lange währte die Freude nicht, und eine weitere Aufholjagd, diesmal der Einheimischen, war drei Minuten später von Erfolg gekrönt. Der unwiderstehliche Schlup hatte zweimal getroffen. Wieder war der Spielstand ausgeglichen. Kurz dar-auf nahm Kappelen einen Zweiminüter und die Powerplayformation um James Bücheler stellte sich auf. Bully Gewinn für Gossau, Bücheler hatte den Ball, die Kappeler Defensive verhinderte den Pass auf Keller oder Widmer und das ergab eine Lü-cke, die Bücheler routiniert ausnützte und nach fünf Sekunden Powerplay war die Führung wieder Tatsache. Das Spiel war weiterhin ausgeglichen und schnell.

Die 5:4 Führung in die Pause zu retten, wäre jetzt das nächste Ziel. Aber das Unheil nahte in der zweitletzten Minute. In einer unübersichtlichen Situation nahm Schiedrichter Schoch bereits Luft, um einen Stockschlag von Kappelen abzupfeifen, Leimbacher leistete keinen Widerstand mehr, der Pass kam blitzschnell zur Mitte und Zesiger glich aus. Die eingeatmete Luft brauchte Schoch nun, um das Tor zu pfeifen. Man konnte das sehen wie man wollte. Den Stockschlag hätte man pfeifen können und es hätte dem bis anhin gehandhabten Massstab durchaus entsprochen, aber nicht müs-sen. Von einem Fehlentscheid in diesem Zusammenhang zu sprechen wäre über-trieben. Zudem muss man zugute halten, dass das Hochgeschwindigkeitsspiel mit grossem physischen Engagement alles andere als leicht zu arbitrieren war. Unter diesen Umständen hat Schiedsrichter Schoch einen guten Job abgeliefert.

Wie auch immer, 5:5 stand es zum zweiten Tee und Diskussionsstoff für die Pause war genügend vorhanden, während das Tri-umvirat die Taktik für den letzten Spielabschnitt festlegte.

Auch im letzten Drittel schenkte man sich gar nichts. Es wurde um jeden Zentimeter gefighted und mit dem letzten Körperein-satz wurden Schüsse ge-blockt. Die Zürcher Ober-länder kämpften mit allem was ihnen zur Verfügng stand und noch mehr. Feh-ler eines Kameraden wur-den sofort korrigiert und man stellte eine unglaubliche Solidarität im Team fest. Trotzdem rückten beide Torhüter immer mehr ins Zentrum des Geschehens. Wäh-rend Marolf die Gossauer Stürmer zur Verzweiflung brachte, wurde auf der anderen Seite der überragende Bieri zum überirdischen Bieri. Dreimal hatten die Kappeler Fans schon den Torschrei auf den Lippen, aber irgendwie kam Bieri noch dran und verhinderte Schlimmeres. Tore fielen aber vorest keine und je länger diese Phase andauerte, desto mehr wuchs die Gewissheit, dass das nächste Tor das Entschei-dende sein könnte. «De Bieri chan nöd sone Wahnsinn's Partie spiele für nüt, jetzt müemer vorne eifach eini mache, scho nu wägem Bieri!» lautete der Tenor im Gos-sauer Lager und wirklich, vier Minuten vor Schluss zog Linus Widmer aufs Kappeler Tor, drückte nicht ab sondern spielte den Pass auf Bruder Basil und dieser schob zum 6:5 ein. Das Gossauer Lager explodierte! Endlich hatte es geklappt und es war nicht einmal unverdient. Aber aufgepasst, es ging noch fast vier Minuten und was in dieser Zeit alles passieren kann, wissen die Zürcher spätestens seit dem Cupfinal gegen Muotathal. Noch einmal musste die Euphorie zurückgefahren werden, um mit voller Konzentration die letzten Minuten zu überstehen. Kappelen riskierte nun alles und versuchte mit 4:3 ohne Torhüter noch einmal auszugleichen. Aber jetzt wurde die Festung mit Mann und Maus gehalten, es wurde geblockt, was das Zeug hielt und das letzte herausgepresst, was noch vorhanden war. Eine knappe Minute vor Schluss erfasste dann d'Hooghe blitzschnell die Situation. Eben hatte er den Ball erobert, schaute, zielte und sein Schuss über das ganze Spielfeld verfehlte das leer-re Gehäuse nicht. D'Hooghe hatte mit diesem Tor eine persönliche Rechnung gegen Kappelen begleichen können, führte doch vor einem guten Jahr im Ligacup-Viertelfinal ein Fehler von ihm zum legendären vorentscheidenden Shorthander und dem Ausscheiden aus dem Ligacup. 7:5 stand es, 56 Sekunden waren noch zu spie-len, aber den ebenso aufopferungsvoll kämpfenden Kappelern war damit der Zahn gezogen. Die restlichen Sekunden wurden routiniert heruntergespielt und nach der Schlusssirene brachen alle Dämme. Der Aussenseiter hatte dem Favoriten ein Schnippchen schlagen können!

Das Spiel gegen Kappelen war zweifellos etwas vom Besten, was das Kleinfel-dunihockey schon je ge-sehen hat. Da waren zwei absolute Spitzenmann-schaften am Werk, die von der ersten bis zur letzten Minute volles Tempo gin-gen und trotzdem tech-nisch kaum Wünsche offen liessen. Es wurde bis zum Umfallen gekämpft, solida-risch wurden Fehler der Kameraden ausgebügelt und hinten stand wie eine Wand Bieri. Das war erste Sahne und grosses Kino! So macht Unihockey wirk-lich Spass, allerdings nur für starke Nerven.

Auch die Fans - und da zählen wir auch die Damenequipe dazu, die vollständig anwesend war und die Herren unterstützte - haben einen hervorragenden Job erledigt. Sich in diesem Hexenkessel zahlenmässig weitunterlegen Gehör zu verschaffen gebührt Respekt! Herzlichen Dank.

Wie lange Damen und Herren Teil 1 der bis anhin erfolgreichen Mission «Playoff-Final» zusammen gefeiert haben, ist nicht bekannt. Trotz aller Euphorie über die erfolgreiche Expedition in den Westen unseres Landes, geht es am kommenden Samstag weiter. Die Voraussetzungen sind gegeben, dass wir am nächsten Samstag im Buchholz - die Damen um 15:30 Uhr, die Herren um 19:30 Uhr Geschichte schreiben können. Dazu bedarf es aber noch einmal eine 200% Leistung gegen das beste Kappelen allerzeiten. Wir freuen uns darauf!

Matchtelegramm

UHC Kappelen - UHCevi Gossau 5:7 (2:2,3:3,0:2) 
MZH Kappelen, 300 Zuschauer, SR Schoch

Tore: 01:04 Zesiger 1:0, 02:22 Hügli 2:0, 05:09 Walther (Keller) 2:1, 08:30 Baum-gartner (d'Hooghe) 2:2;
24:57 Vollenweider (Walther) 2:3, 27:27 B. Widmer 2:4, 28:44 Schlup 3:4, 31:00 Schlup 4:4, 34:22 Bücheler (Keller) 4:5 (PP), 38:29 Zesiger 5:5;
56:16 B. Widmer (L. Widmer) 5:6, 59:04 d'Hooghe 5:7 (leeres Tor).
Kappelen: Marolf; Reusser, Bürgi, Hügli; Lobsiger, Ritter, Baumann; Hügli, Wüthrich, Schlup; Sollberger, Breitenmoser;
Gossau: Bieri; Leimbacher, d'Hooghe, Baumgartner; Keller, Walther, Vollenweider; Bücheler, B. Widmer, L. Widmer; Diener, Demont.
Strafen: 1x2' Kappelen, 1x2' Gossau
Bemerkungen: Gossau ohne Luchsinger (Familienanlass) und Wintsch (Militär). Bestplayer: Marolf (Kappelen) und Vollenweider (Gossau).