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Kantersieg gegen zahnlose Oensinger Lions

Ligacup

Die Oensinger Lions waren vor einem Jahr in die oberste Kleinfeld Liga aufgestiegen und konnten in ihrer ersten Saison gerade den Abstieg verhindern. Von diver-sen Fachleuten wurden sie zu Beginn der aktuellen Saison als Abstiegskandidaten gehandelt, aber die Lions überraschten mit soliden Auftritten und etablierten sich im sicheren Mittelfeld, nachdem sie am vergangenen Wochenende in der 3. Meisterschaftsrunde das Maximum von vier Punkten einfuhren. Dass sie über hervorragen-de Kämpferqualitäten verfügen und ein Spiel erst nach der Schlusssirene als entschieden betrachten – kurz, dass sie ihrem Namen alle Ehre machen würden – hat sich bis ins ferne Zürcher Oberland durchgesprochen. Aber sonst waren die Löwen aus dem Kanton Solothurn für den amtierenden Schweizermeister eine grosse Unbekannte.

Trotzdem reisten die Zürcher Oberländer als Favorit ins Gäu doch man rechnete nicht mit einer leichten Aufgabe. Immerhin stand man ja einem 1.-Ligisten gegenüber. Zu Beginn des Spieles sah man sofort, dass die Oensinger hochmotiviert in die Partie stiegen und an ihre Chance glaubten. Nur zu gern wollten sie dem Favoriten ein Bein stellen. Schon das erste Bully gewannen sie und versuchten sofort Druck zu machen, während die Gossauer zunächst einmal die Spielweise der Solothurner analysieren wollten. Folgerichtig erzielten die Platzherren dann bei ihrer ersten Chance nach gut 2 Minuten das vielumjubelte 1:0.

Bei den Experten auf der Schwedenkasten-VIP-Tribüne entlockte das aber nicht mehr als ein Schulterzucken, und man war zuversichtlich, dass die Zeit der Zürcher schon noch kommen würde. Und sie sollten recht behalten. James Bücheler egalisierte die Solothurner Führung schon bald und der Schweizermeister begann immer mehr zu dominieren. Sie zogen ein hohes Tempo auf, ohne die Präzision zu vernachlässigen und die Tore hätten nur so fallen sollen. Aber die Effizienz liess böse zu wünschen übrig und die bekannten Knipser auf Zürcher Seite überboten sich im Auslassen von besten Gelegenheiten. Bei Hälfte des ersten Drittels fand dann Bücheler «Fertig lustig», brachte die Gäste erstmals in Führung und schon drei Minuten später hiess es nach Toren von Luchsinger, Bücheler (immer wieder er) und d’Hooghe plötzlich 1:5. Die Gäste dominierten das Spiel, gewannen fast jeden Zweikampf und die Platzherren wurden fehleranfällig. Dies wurde von Silvan Künzler clever ausgenützt: er klaute dem Gegner den Ball, zog allein Richtung Tor und zeigte seinen Kollegen wie man in einer solchen Situation das Runde im Viereckigen unterbringt. Mit 1:6 ging es dann zum ersten Tee und die Sachverständigen auf dem Schwe-denkasten waren gespannt darauf, was sich die Einheimischen einfallen lassen, um sich nicht weiterhin mal für mal übertölpeln zu lassen. Dass man einen Fünftore-Vorsprung noch aus den Händen geben könnte, wie zuletzt in der Meisterschaft gegen Wuppenau, war aber kein Thema.

Eine Pausenansprache bei Gossau war nicht nötig, wer hätte die auch beim trainerlosen Team halten sollen! Das einzige, was ungenügend war, war die Effizienz. Aber was wollen wir da das Haar in der Suppe suchen.

Die Zürcher Oberländer kamen aus der Pause mit der festen Absicht zurück, weiter Unihockey zu spielen und das war auch das richtige Rezept. Die Wuppenauer-Lektion hatten sie sich definitiv zu Herzen genommen und spielten konzentriert wei-ter. Tore wollten sich jedoch vorest nicht einstellen. Einerseits wurden besten Chancen nicht verwertet und andrerseits rettete Lions Torhüter Haefeli immer wieder magistral und so dauerte es bis beinahe zur Spielhälfte bis ein Hammer von Leimbacher im Netz zappelte. Damit war der Bann im zweiten Drittel gebrochen, die Tore fielen wie reife Früchte, sehenswert unter anderem Basil Widmers Treffer, der einhändig aus dem Handgelenk heraus die Kugel in den Winkel drehte. Auch eine Zweiminuten-Strafe der Solothurner wurde innert 19 Sekunden ausgenützt und zum zweiten Tee stand es vorentscheidend 14:1. Ein perfektes Drittel endete 8:0 und die Schwedenkasten VIP’s schlossen Wetten ab, wer Schütze des 20. Treffers sein würde.

Die Kuh war gemolken, keiner zweifelte mehr am Sieger. Die Lions wollten aber dem Publikum noch etwas zeigen und ihr zweiter Treffer kurz nach Wiederaufnahme des letzten Drittels wurde frenetisch bejubelt. Da störte es auch nicht mehr gross, dass die Zürcher gleich noch einmal drei Treffer zum 2:17 nachlegten. Weil man nun nicht mehr so konsequent beim Gegner stand , musste Treffer drei und vier kassiert werden aber who cares. Damit das Spiel nicht zu einer Bewegungsübung ausartete, stellte man bei Gossau die Taktik um und spielte 4:3 ohne Torhüter. Auch das gelang ganz gut, wäre da nicht Torhüter Straumann gewesen. Der spielte mittlerweile überirdisch und kratzte die unmöglichsten Dinger. Wäre Philippe Soutter anwesend gewesen, er hätte sich diesen Namen bestimmt für die «Selection» notieren müssen. Der Sieg von Gossau war auch in dieser Höhe verdient. Am Schluss stand es 23:5. Ach ja, Schütze des 20. Tores war Martin Luchsinger. Die Schwedenkasten-Experten lagen alle mit ihren Tipps falsch…

Gossau zeigte eine reife Leistung. Immerhin wurde ein Erstligist aus dem Weg geräumt, auch wenn dieser nicht unbedingt seinen besten Tag erwischte. James Bücheler war einmal mehr in den entscheidenden Momenten präsent und hat den Match frühzeitig in die richtigen Bahnen geleitet. Zudem trumpfte Youngstar Yves «Robben» d’Hooghe mit sechs Toren und drei Assist-Punkten auf wie noch nie. Der fliegende Holländer machte als Überflieger seinem Namen alle Ehre.

Nun warten wir gespannt auf die Auslosung der Viertelfinals. Es sind nur noch schwere Brocken im Rennen, aber wenn auch die üblichen Knipser wieder treffsicherer werden, brauchen sich die Gossauer vor Niemandem zu fürchten.

Nachtrag: Eben ist dem Schüleraufsatzschreiber zugetragen worden, dass ab der 32. Minute im Oensinger Kasten Marco Straumann das Tor gehütet hat. Auf dem Schwedenkasten war man offenbar etwas unaufmerksam. Sorry! Aber Straumann war so gut wie Haefeli, so dass der Wechsel gar nicht aufgefallen ist.

Matchtelegramm

SC Oensingen Lions - UHCevi Gossau 5:23 (1:6,0:8,4:9)
Schulhaus Oberdorf, Oensingen, SR: Staudt, Zuschauer: 83

Tore: 3. Nünlist 1:0, 4. Bücheler (L. Widmer) 1:1, 10. Bücheler (L. Widmer) 1:2, 11. Luchsinger (Keller) 1:3, 13. Bücheler (Künzler) 1:4, 14. D Hooghe (Vollenweider) 1:5, 16. Künzler (L. Widmer) 1:6;
28. Leimbacher (D Hooghe) 1:7, 28. Bücheler (L. Widmer) 1:8, 29. B. Widmer (Luchsinger) 1:9, 32. Bücheler (Keller) 1:10 (PP), 32. Luchsinger (Keller) 1:11, 33. D Hooghe (Vollenweider) 1:12, 37. D Hooghe (Leimbacher) 1:13, 39. Leimbacher (D Hooghe) 1:14;
42. Baumberger 2:14, 42. Vollenweider (D Hooghe) 2:15, 43. Bücheler (Künzler) 2:16, 44. D Hooghe (Vollenweider) 2:17, 46. Gloor (Wolf) 3:17, 48. Von Däniken (Nünlist) 4:17, 50. B. Widmer (Luchsinger) 4:18, 52. Bücheler 4:19, 54. Binggeli 5:19, 55. Luchsinger 5:20, 55. D Hooghe (Vollenweider) 5:21, 57. D Hooghe (Vollenwei-der) 5:22, 58. Bücheler (Walther) 5:23.
Strafen: 1 mal 2 Min. Oensingen
Oensingen: Haefeli (ab 32. Straumann); Phuntsok, Nünlist, von Däniken; Binggeli, Kipfer, Annaheim; T. Brunner, Wolf, Studer; Baumberger, Gloor, Zeltner
Gossau: Bieri (ab 41. Diener); Künzler, L. Widmer, Bücheler; Luchsinger, Keller, B. Widmer; Leimbacher, d'Hooghe, Vollenweider; Walther.
Bemerkungen: Gossau ohne Baumgartner