Nach dem glücklichen 14:13 Auswärtssieg in Kappelen, dachten viele, dass der schwierigere Teil der Mission Titelverteidigung erfolgreich abgehakt werden könnte. Man war sich jedoch klar bewusst, dass auch Teil zwei noch genug schwer werden würde. Zudem verfügte man nun auch über Video-Material vom ersten Spiel, das natürlich eingehend studiert wurde, sodass man gut vorbereitet in die Partie steigen wollte.
Aber auch Kappelen war sehr gut vorbereitet. Gleich zu Beginn schlugen sie ein hohes Tempo an und beanspruchten gefühlte 70% Ballbesitz. Gossau wurde zu viel Laufarbeit gezwungen und zeichnete sich mit solider Defensivarbeit aus, indem zahlreiche Schüsse geblockt wurden. Nach sieben Minuten landete dann der Ball trotzdem im Netz der Kappeler. Yves d'Hooghe hatte getroffen, der Jubel wurde aber jäh erstickt, da Schiedsrichter Preisig den Treffer annullierte. Stockschlag von d'Hooghe war die Begründung. Okay, kann man so sehen, liegt im Interpretationsspielraum des Unparteiischen. Zehn Minuten später landete dann der Ball zum ersten Mal gültig im Netz, allerdings auf der anderen Seite. Dies war auch gleichzeitig das Pausenresultat und man war sich einig, dass das nicht einmal unverdient war. Eine Steigerung war aber gefordert.
Aber sie kam nicht, im Gegenteil. Den Gossauern gelang es nicht, das Spieldiktat an sich zu reissen, die Kappeler powerten weiter und nützten eine kurze Schwächephase der Zürcher aus und erhöhten innert drei Minuten auf vermeintlich vorentscheidende 0:4. Doch jetzt endlich kam eine Antwort des Heimteams. Zunächst brach d'Hooghe den Bann und kurz darauf im Powerplay Bücheler verkürzten auf 2:4 und alles schien wieder offen. Gossau war zurück im Spiel und drückte auf den Anschlusstreffer. Doch genau in dieser Phase musste ein weiterer Treffer der Seeländer kassiert werden, nachdem ein Konter nur noch regelwidrig gestoppt werden konnte. Kevin Hügli verwertete den verhängten Penalty souverän. Schliesslich war es dann Vollenweider, welcher im nächsten Powerplay wieder den Zweitoreabstand herstellte und für das Schlussdrittel alle Optionen offen liess.
Die Titelverteidiger machten dort weiter, wo sie aufgehört hatten und tatsächlich gelang d'Hooghe der wichtige Anschlusstreffer zum 4:5. Noch war genug Zeit, nämlich mehr als eine Viertelstunde, um noch die Wende zu schaffen. Die Angriffe wogten hin und her, Bieri hielt mit einem Big Save nach dem anderen seine Farben im Spiel aber vorne wollte das Runde einfach nicht ins Eckige, denn auch Bangerter im Kappeler Kasten feierte eine Sternstunde. Auch mit 4:3 wollte nichts mehr gelingen. Und dann kam die dramatische Schlussphase. Die Uhr zeigte 19:59 und Schiedsrichter Preisig pfiff Freistoss für Gossau und wies den Zeitnehmertisch an eine Sekunde zurückzustellen, da die Uhr zu spät angehalten wurde. Da man den Rückwärtsschalter nicht sofort fand, einigte man sich darauf, bei Wiederaufnahme des Spiels, die Uhr eine Sekunde später zu starten. Nun, der Freistoss wurde gespielt, der Schuss abgegeben, die Sirene ertönte und der Ball lag im Tor. Leider zu spät. Die Videoanalyse ergab später, dass es genau eine Zehntelssekunde zu spät war...
Die Niederlage schmerzte. Aber unmittelbar nach dem Spiel begann die Vorbereitung auf die Finalissima in Kappelen. Es blieb keine Zeit den «Hätte's», «Wenn's» und «Aber's» nachzutrauern, den Fakt war, dass die Serie 1:1 stand und noch nichts verloren wäre.