Knapp an der Sensation vorbei

Das erste Mal in der Vereingeschichte qualifizierte sich der UHCevi Gossau für das Finalspiel im Liga-Cup Wettbewerb in der Berner Wankdorfhalle. Letztes Jahr bedeutete der Halbfinal gegen die UHC Berner Hurricanes mit einem krassen 18:9 Endstation. Dieses Jahr wollten es die Zürcher besser machen und dem Vorjahresgegner Paroli bieten. Die Gossauer wurden im Vorfeld bereits als Verlierer abgestempelt und man rechnete ihnen gegen den zweifachen Cupsieger und Schweizermeister keine reellen Chancen auf den Pot aus. Die Rollen ware auch in diversen Internetforen eindeutig verteilt. Doch hat uns die Geschichte „David gegen Goliath“ nicht auch schon eines Besseren belehrt?

Gossau reiste mit 3 vollen Cars in die Hauptstadt. Die Fahrten wurden freundlicherweise von der GPD GmbH (Global Press Distribution) in Kloten gesponsert, welche den Gossauer Fans eine kostenlose Anfahrt ermöglichte. Die über 100 angereisten Zürcher Fans machten sich in der Wankdorfhalle sogleich bemerkbar und begrüssten ihre Mannschaft mit Trommel und Getöse. Es lag in der Luft, heute war ein Tag, an dem alles möglich ist...

Um 12.00 Uhr eröffnete der Unparteiische Zumstein das Spiel. Die Zürcher Oberländer agierten in keiner Weise passiv und wollten den mitgereisten Fans ein unterhaltsames Spiel bieten. Nach 5 Minuten fasste sich Reto Zingg ein Herz und verwertete das Zuspiel von Linus Widmer zum 1:0. Die Hurricanes liessen sich durch diesen Rückstand nicht irritieren und zogen ihr ruhiges Spiel auf. Zwei Minuten später konnte Daniel Rüegg dann den ersten Berner Treffer bejubeln. Lukas Leimbacher schoss Gossau in der 10. Minute mit einem Rush aus der eigenen Defense erneut in Front. Den Zuschauern wurde bis dahin ein schnelles und ausgeglichenes Spiel geboten. Matthias Keller krönte seine Einzelleistung in der 17. Minute mit dem 3:1 für die Zürcher. In der gleichen Minute düpierte Gabriel Baldinger mit einem Buebetrickli die gegnerische Hintermannschaft. Der Schiedsrichter verbannte kurz danach einen Cane für 2 Minuten auf die Strafbank. 10 Sekunden vor Drittelspause versenkte Matthias Keller den Plastikball auf Zuspiel von Reto Zingg in Überzahl zum 4:2.

Zwei Minuten nach der Pause markierte Matthias Frey ein Tor für seine Farben und führte sein Team wieder an die Zürcher heran. Das Boxplay in der 25 Minute nützten die Berner kurz vor Ablauf der Strafe zum 4:4 Ausgleich. Eine Minute vor Drittelsende skorte erneut Matthias Frey nach einer schönen Passkombination für die Canes. Das zweite Drittel gehörte (Toremässig) eindeutig den Bernern. Mit dem Gesamtskore von 0:3 sicherten sie sich die erstmalige Führung in diesem Spiel. Gossau hielt zwar gut dagegen, konnte jedoch die Chancen nicht in Tore ummünzen. Pausenstand 4:5.

Im letzten Drittel zeigten die Gossauer nochmals Moral als sie innerhalb der ersten dreissig Sekunden 2 Tore erzielten. Zuerst zog Reto Zingg unhaltbar im Powerplay ab und danach knallte Lukas Leimbacher ein Zuspiel am überraschten Berner Schlussmann vorbei. Die mitgereisten Fans erwachten wieder und liessen die Halle beben. Die Führung lag nun wieder in Zürcher Händen. Doch auch den Hurricanes gelang kurz später ein Doppelschlag durch Gabriel Baldinger und Markus Schwab. Es waren jetzt wieder die Hauptstädter welche mit einem Tor voraus lagen. In der 46. Minute sprach der Unparteiische den Bernern korrekterweise einen Penalty zu. Auf Fabio Bisso der bislang seine Gegenspieler etliche Male zur Weissglut brachte war heute verlass. Der Schlussmann agierte wirklich brilliant und verhinderte einen weiteren Treffer. In der 53. Minute griff der Schiedsrichter durch und sprach eine Strafe wegen Abstands gegen die Hurricanes aus. Das Zürcher Powerplay harmonierte an diesem Tag perfekt und der Ausgleichstreffer war die logische Konsequenz daraus. 5. Minuten vor Schluss zeigte der Referee erneut einen weitern jedoch nicht ganz klaren Penalty zugunsten der Berner an. Doch wie bereits erwähnt war da ein gewisser Fabio Bisso zwischen den Pfosten. Auch den zweiten Penalty beantwortete er mit einem „big save“. Er präsentierte sich in absoluter Höchstform und die Spieler bedankten sich für seine Heldentat. Das Spiel blieb weiter spannend. Bis zur 60. Minute fielen dann keine Tore mehr.

Die Dramatik musste möglicherweise in der fünfminütigen Verlängerung ein Ende finden. Ansonsten würde ein Penaltyschiessen den diesjährigen Liga-Cup entscheiden.

Gossau behielt den Ball anfangs der Verlängerung in den eigenen Reihen und kontrollierte das Spielgeschehen aus ihrer Defense. Eine missglückte Angriffsauslösung liess den Gegner in Ballbesitz kommen. Der Schiedsrichter sprach danach einen Freischlag für die Hurricanes vor dem Zürcher Tor zu. Gabriel Baldinger fackelte nicht lange und zog aufs Gehäuse ab. Der Ball war drin und die Entscheidung gefallen. Irgendwie war es komisch, dass das auf hohem Niveau geführte Spiel auf diese Art und Weise entschieden wurde. Die Gossauer starrten wie angewurzelt auf das Spielfeld. Es war das Entscheidende Tor. Während die Berner ihren Matchwinner bejubelten machte sich grosse Konsternierung und Fassungslosigkeit in den Reihen der Zürcher breit. Der Traum war zu Ende.

Es wäre wirklich alles drin gelegen in diesem Spiel. Eine einmalige Kulisse. Unverbitterte Fans. Gute Leistungen aller Spieler und Betreuer. Es stimmte einfach alles, nur das Resultat nicht...

Gossau hat gegen den grossen Gegner sein Gesicht gewahrt und den Bernern alles abverlangt. Es hat nicht wollen sein. Aber die nächste Saison kommt bestimmt!