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Knapp gewonnen ist auch gewonnen!

Playoff
Knapp gewonnen ist auch gewonnen!

Mit dem knappen Sieg gegen die aufsässigen Berner Oberländer legten die Herren vom UHCevi im Playoff-Halbfinale 1:0 vor.

Der UHC Blumenstein ist schon längst nicht mehr ein Geheimtip oder eine Überra-schungsmannschaft, sondern er hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich gestei-gert und gehört heute schon zu den festen Grössen in der Kleinfeld-Szene. Ja, die Berner Oberländer haben in der Hierarchie des Kantons gar die legendären Berner Hurricanes überflügelt! So erwartete die 130 gutgeglaunten - darunter eine stattliche und lautsarke Bernerdelegation - ein intensives und knappes Spiel. Nicht nur Insidern war es bewusst, dass das Spiel kein Selbstläufer und alles andere als ein Spaziergang werden würde. So erwartete man ein ähn-lich physisches Spiel wie gegen Mümliswil im Vier-telfinal, nur dass nach Meinung der meisten an-wesenden Experten die Berner Oberländer eher noch ein Tick stärker seien als die Solothurner.

Das Heimteam strebte von allem Anfang an, den Ball möglichst in den eigenen Reihen zu halten, den Ab-schluss nur bei klaren Chancen zu suchen und so das Spiel in den Griff zu bekom-men. Dies gelang recht gut und so vollendete zunächst Vollenweider nach präzisem Zuspiel von Keller und dann Linus Widmer schon nach fünf Minuten zur 2:0 Führung.

Als dann auch die Blumensteiner durch Sandro Bieli ihre Skorertätigkeit aufnahmen dauerte es gerade einmal 17 Sekunden bis Bücheler den Zweitore Abstand wieder herstellte. Auch als Rufener das Anschlusstor zum 3:2 gelang, verlor der Rekordmeister die Geduld nicht und wartete auf seine Chance. Es war dann Keller, der einen präzisen Pass durch den Slot spielte, wo der fliegende Holländer d'Hooghe heranbrauste und die Kugel in den Netzhimmel hämmerte. Das 4:2 bedeutete auch das Pausenresultat beim ersten Tee.

Man sah sehr viele zufriedene Gesichter unter den vielen prominenten Zuschauern, darunter die halbe Mannschaft von Viertelsfinalist Jump Dübendorf, die von den ehemaligen Gossauern Knoll und Gschwend repräsentiert wurde. Auch sie lobten die geschlossene Mannschaftsleistung und zeigten sich ausserordentlich zuversichtlich für den weiteren Verlauf der Partie. Und auch der Torhüter der Gossauer Meister-mannschaft von 2011, Simon Meier, benützte den Halbfinal für einen Familienausflug und war von der Gossauer Leistung durchaus angetan.

Das zweite Drittel begann dann zunächst mit einem Paukenschlag der unangeneh-meren Art. James Bücheler wurde wegen Bodenspiel in die Kühlbox geschickt. Die Zürcher Oberländer hatten nun Gelegenheit, sich im Boxplay zu bewähren. Sie taten das in gewohnter Manier. Bei Ballbesitz den Torhüter ersetzen, mit Gleichstand bei den Feldspielern dem Gegner trotzen und auf Konter lauern. Dieses Rezept zeigte schon im Cupfinal gegen die Canes Wirkung, warum sollte es nicht auch gegen Blu-menstein funktionieren? Und tatsächlich, es funktionierte: Mit einem einzigen Pass hebelte Luchsinger den ganzen Berner Block aus und der blitzschnelle Vollenweider vollendete zum 5:2. Das Boxplay-Spiel ging natürlich weiter und die Strafzeit war schon abgelaufen, James Bücheler war zurück auf dem Feld, der Gossauer Block aber war etwas unsortiert und schon klingelte es bei Diener. Statistisch gesehen war das zwar kein Powerplaytreffer mehr, aber mindestens noch eine Spätfolge davon. Aber Treffer ist Treffer und Gossau führte nur noch mit zwei Längen Vorsprung. Keine Minute später jedoch wurde ein Stockschlag von James Bücheler mit einem Pe-nalty geahndet, und dieser wurde von Michael Rufener souverän zum 5:4 verwertet. Immerhin blieb den Zürchern dadurch das Unterzahlspiel erspart, sie konnten das Spieldiktat wieder über-nehmen, und es waren nun plötzlich die Blumensteiner, die zu unerlaubten Mitteln greifen mussten. So war es Keller, der im Powerplay auf 6:4 erhöhte und nach einer halben Stunde war es Nicky Walther, der mit ei-nem schnellen Gegenstoss auf Pass von Michel De-mont wunderschön auf 7:4 stellte. Alles schien auf der Reihe und keiner unter den Zuschauern hätte gedacht, dass der Rekordmeister für die kommende Viertelstun-de die Torprodukton ein-stellen würde. Blumenstein kam unter der magistralen Regie von Michael Rufener immer besser auf und vier Sekunden vor dem zweiten Tee glich eben dieser Rufener mit seinem bereits dritten persönlichen Treffer aus.

Die Gesichter der Gossauer Anhänger waren ernster als noch vor einer halben Stun-de. Zwar stand es auch im Hinspiel gegen Mümliswil zur zweiten Pause 7:7 aber damals hatte man sich keinen Dreitorevorsprung nehmen lassen, sondern hatte eben einen Zweitorerückstand aufholen können.

Das vielzitierte Momentum schien im aktuellen Falle eher auf der Seite des Gegners zu liegen. Das Triumvirat Leimbacher, Widmer, Keller hatte da eine ziemlich harte Nuss zu knacken. Dass man einen Gang höher schalten müsste, war allen klar. Ge-spannt war man dann aber auf das wie.

Zum letzten Drittel erschien auf der Torhüterposition der routinierte Bieri. Nicht etwa-weil Diener - dieser hatte seine Aufgaben gut gelöst - schlecht gehalten hätte, son-dern weil man einfach ein Zeichen setzen wollte, dass man gewillt wäre, noch einmal einen gehörigen Zahn zuzulegen. Die eingefleischten Gossauer-Fans erinnerten sich an den Cupfinal von 2007 gegen ULA, als genau diese Massnahme Wirkung zeigte. Jonas Knoll wurde für den bis dahin untadeligen Heusser eingewechselt und liess sich dann einfach nicht mehr bezwingen. Und der anwesende Knoll erinnerte sich bestimmt noch an jene Szene vor sechs Jahren. Zunächst aber wurde die Situation des Rekordmeisters aber noch einmal verschlechtert. Rufener - immer wieder er - würgte die Kugel in der nahen Ecke zwischen Bieris Fuss und dem Torgstänge, das er geschickt mit der Schaufel nach hinten stiess und so eine kleine Lücke öffnen konnte, durch zur erstmaligen Führung der Berner Oberländer. Hätte der Chronist gewusst, dass das auch die letzte Führung der Blumensteiner wäre, wäre das seinen Nerven sicher besser bekommen, aber so mussten diese weiter flattern... Nun, dafür war auch die produktionslose Viertelstunde vorbei und James Bücheler zimmerte die Kugel wieder einmal in den Kasten und kurz darauf war es d'Hooghe, der einen Pass über das ganze Spielfeld vom unermüdlichen Leimbacher übernahm und sicher im Stil von Arien Robben in seinen besten Tagen zur erneuten Führung seiner Farben einnetzte. Ein ausserodentlich wichtiger Treffer, aber war das schon der Gamewin-ner? Noch blieben 13 Minuten zu spielen und die Gangart wurde härter aber nie ge-hässig. Das war sicher auch ein Verdienst des umsichtigen und souveränen Schieds-richters Thomas Schoch, der konsequent pfiff und keine Mätzchen duldete. Mit der Eintoreführung im Rücken war man nun wieder darauf bedacht, den Ball in den eigenen Reihen zu behalten und nur vielversprechende Abschlüsse zu tätigen. Als dann Leimbacher knapp fünf Minuten vor dem Ende den 10. Treffer markierte, sah man doch langsam Morgenröte am Horizont. Aber Blumenstein gab sich natürlich nicht geschlagen. Gerade in der aktuellen Playoff-Serie waren die letzten Sekunden schon sehr entscheidend gewesen und bei gut vier Minuten war noch genügend Zeit, um einen Umschwung zu bewerkstelligen. Mit vier zu drei ohne Torhüter sollte das gelingen. Aber im Gossauer Tor lief Pascal Bieri zu einer wahren Playoff-Form auf und verhinderte mit dem einen oder anderen Big Save Gröberes. 78 Sekunden vor dem Ende war aber auch Bieri machtlos und der Anschlusstreffer musste «gefressen» werden. Jetzt war wieder höchste Gefahr angesagt und das folgende Bully war ein ausserordentlich wichtiges. Gossau gewann es und hatte dadurch Ballbesitz. Die Kugel blieb vorest in den Reihen der Zürcher und es waren noch 30 Sekunden zu spielen als Blumenstein den Ball erobern konnte. Und jetzt wurde Bieri richtiggehend belagert und dann war drei Sekunden vor Schluss dieses Geschoss nach einem Querpass durch den Slot, das nur knapp am leeren Gehäuse vorbeiflitzte. Das Auf-schnaufen auf der Zürcher Seite war in der Halle direkt spürbar. Die letzten Sekun-den - es musste noch ein Zweiminüter gegen Blumenstein ausgesprochen werden - änderten dann aber nichts mehr am Resultat und der Sieg blieb zürcherisch.

Im grossen Ganzen ist der Sieg von Gossau verdient. Natürlich hätte das Spiel ganz am Schluss noch kippen können, aber Wett-kampfglück gehört auch dazu. Am kommenden Samstag - schon um 11:00 Uhr morgens - kommt es in Thun zum Rückspiel. Die Aufgabe wird nicht einfach sein und wie man den wirbligen Sniper Mi-chael Rufener in den Griff bekommt - wenn das überhaupt möglich ist - wird interessant werden. Auf jeden Fall soll man sich von der Reise nach Thun (knapp zwei Stunden) nicht abschrecken lassen, denn ein weiterer Kleinfeld-Höhepunkt wartet auf uns!

Matchtelegramm

UHCevi Gossau – UHC Blumenstein 10:9 (4:2,3:5,3:2) 
Gew. Berufsschule Wydum, Wetzikon ZH. 130 Zuschauer. SR Schoch.

Tore: 4. Vollenweider (Keller) 1:0, 6. L. Widmer (Luchsinger) 2:0, 8. S. Bieli (Rufener) 2:1, 8. Bücheler (L. Widmer) 3:1, 11. Rufener 3:2, 16. D'Hooghe (Keller) 4:2;
23. Vollenweider (Luchsinger) 5:2 (Boxplay!), 24. S. Bieli 5:3, 25. Rufener 5:4 (Penal-ty), 29. Keller (Bücheler) 6:4 (Powerplay), 31. Walther (Demont) 7:4, 32. Erb 7:5, 35. Rufener (S. Bieli) 7:6, 40. Rufener 7:7;
42. Rufener 7:8, 46. Bücheler (Walther) 8:8, 47. D'Hooghe (Leimbacher) 9:8, 56. Leimbacher (Walther) 10:8, 59. Neuhaus (Mathys) 10:9 (4:3).
Gossau: Diener (ab 41. Bieri); Luchsinger, Bücheler, L. Widmer; Keller, Vollenwei-der, d'Hooghe; Leimbacher, Walther, Demont.
Blumenstein: Knupp; Bieli, Rufener; Erb; Neuhaus, Fahrni, Scheurer; Bachmann, A. Mathys, M. Mathys, Gerber, Peter, Meisel.
Strafen: 2mal 2 Minuten gegen UHCevi Gossau. 2mal 2 Minuten gegen UHC Blu-menstein.
Bemerkungen: Gossau ohne Baumgartner, B. Widmer und Wintsch, 58:42 Timeout Blumenstein; Bestplayer: Michael Rufener (Blumenstein) und Yves d'Hooghe (Gossau).