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Lange zäh, am Ende souverän

Ligacup

Dass die Gossauer auf einen zähen Gegner treffen würden, dass die Unterklassigen mit einem lautstarken Publikum im Rücken hinter ihren Elggermännern stehen würden und dass bei den Eulachtalern auch Qualitäten aus der höchsten Grossfeldliga vorhanden wären, wussten die Verantwortlichen von Gossau haargenau. Trotzdem rieben sich die Anhänger der Zürcher Oberländer  - umso mehr nach der überzeugenden letzten Meisterschaftsrunde - verwundert die Augen ob dem Auftritt ihrer Lieblinge im ersten Drittel. Wurde da der Drittligist trotz allem doch etwas unterschätzt?

Zwar startete der letztjährige Cupfinalist engagiert, mit dem Plan die Aussenseiter gleich zu Beginn zu überfahren. Zählbares schaute dabei aber nichts heraus und die Elgger fanden je länger das Drittel dauerte immer besser ins Spiel. Das 0:1 der Eulachtaler konnte noch als Betriebsunfall hingenommen werden, auch wenn die Korrektur für den Favoriten lange auf sich warten liess. Hürlimann brach den Bann, als er endlich einmal eine der zahlreichen hochkarätigen Chancen ausnützte. Es war aber noch nicht die von den mitgereisten Anhängern erhoffte Wende, denn die Elggermannen rissen kurz darauf wieder die Führung an sich. Als dann kurz hintereinander zwei Einheimische der Kühlbox einen Besuch abzustatten hatten, die Gossauer vier Minuten in Überzahl vor sich hatten, dachte man schon zum zweiten Mal, dass die Wende kurz bevorstünde. Das Powerplay - normalerweise eine Stärke des Rekordmeisters - funktionierte für einmal gar nicht, ganz im Gegensatz zum Boxplay der Unterklassigen, welche mit einem Shorthander den Favoriten gar demütigten. Das war dann auch das Pausenresultat und im Fansektor der Einheimischen begann man an der Sensation zu schnuppern.

«Mueni doch na cho?», war der SMS-Kommentar vom abwesenden James Bücheler, nach dem Empfang des Zwischenresultates, das um zirka sieben Tore neben seinen Erwartungen lag! Trotz dem überraschenden Pausenrückstand kam beim Gossauer-Publikum keine Panik auf und dieses war überzeugt, dass Coach Leimbacher die richtigen Umstellungen finden würde. Immerhin standen ihm vier komplette Blöcke zur Verfügung. Andrerseits spielten die Einheimischen das Drittel ihres Lebens, waren effizient, wussten einen herausragenden Torhüter in ihren Reihen und hatten auch bei gefühlten fünf Schüssen an ihre Torumrandung reichlich im Glückshorn zugegriffen.

Die Pausenansprache hatte offenbar gewirkt. Anschlusstreffer durch den neu eingewechselten Basil Widmer, nach hartnäckiger Balleroberung, Zweiminutenstrafe gegen Elgg, Powerplay und Ausgleich durch Keller. Plötzlich funktionierte das Powerplay wieder wie gewohnt und trotzdem war das noch nicht die definitive Wende zum Guten. Ein verwerteter Penalty brachte die Hoffnungen der Einheimischen zurück, es sollte aber deren letzte Führung sein. Kurz darauf durften sich auch die Gäste im Penaltschiessen üben, allerdings etwas weniger erfolgreicher als kurz zuvor der Drittligist. Das anschliessende Powerplay war dann wieder ein gewohntes Gossauer-Powerplay und kurz nach dem Ausgleich war es dann Captain Wintsch der nach exakt 30 Minuten seine Farben zum ersten Mal in Führung brachte. Ein Resultat, dass die wackeren Elggermannen noch bis zur Drittelspause verteidigen konnten.

Vom Resultat her schien zwar noch alles offen, aber dem geübten Auge entging nicht, dass die Elgger bereits ihre Reserven angezapft hatten. «Gossau macht das scho!" smste Bücheler zuversichtlich und so waren dann auch die mitgereisten Zürcher Oberländer im Gästesektor.

Im letzten Drittel benötigten die Favoriten nicht einmal fünf Minuten für drei Tore und beim Stande von 4:8 schien dem Underdog der Zahn gezogen zu sein. Das Timeout der Elgger hatte nicht die erhoffte Wirkung. Immerhin kamen sie dann zu einem Überzahlspiel, als Yves d'Hooghe einen Gegner mit dem Ball verwechselte und diesen ins Tor beförderte. Mit einem Zweiminüter kam er noch gnädig davon, denn hätte er einen Fünfminüter kassiert, hätte er sich nicht beklagen dürfen. Nun waren die Favoriten zum ersten Mal im Boxplay gefordert. Ob das mehr Hoffnung oder Wissen war, kann nicht mehr beurteilt werden, als man in der VIP-Lounge optimistisch verkündete, dass wenn der Drittligist einen Shorthander zustande brächte, könne das auch der Rekordmeister. Nun, es gab tatsächlich den Shorthander, mehr noch, es gab gleich drei Shorthander und das innerhalb der unglaublichen Rekordzeit von 27 Sekunden. Liebe Statistiker der Unihockeyszene, da müsst ihr tief in euren Rekordbüchern graben, wenn ihr - wenn überhaupt - ähnliches finden wollt! Damit war natürlich der Mist gekarrt, die nächsten Tore beschäftigten noch die Statistiker und am Ende schaute doch noch ein komfortabler 14:6 Sieg für den Favoriten heraus. «Cool» smste Bücheler aus Wetzikon...

Damit ist Gossau nach Kappelen, den Canes und Lengnau der vierte Viertelfinal-Teilnehmer. Damit ist auch klar, dass ab der nächsten Runde die ganz dicken Brocken warten und solche Drittel, wie das erste im Eulachtal, nicht mehr reichen werden. Das ist auch den Verantwortlichen bewusst und wir sind überzeugt, dass eine Verbesserung auch eintreten wird. Umso erfreulicher ist, dass langsam aber sicher auch die Jungen Verantwortung übernehmen und sich zu Teamstützen entwickeln. Aufgefallen ist diesbezüglich insbesondere Reto Ehrensperger, der ein tolle Partie ablieferte.

Der UHC Elgg zeigte für seine Verhältnisse eine absolut überdurchschnittliche Leistung und wäre durchaus in der Lage auch in der obersten Liga mitzuspielen. Wir sind überzeugt, dass die Zeit der Elggermannen nicht nur am 6. Dezember  kommen wird...

Elggermanne

Matchtelegramm
UHC Elgg - UHCevi Gossau 6:14 (3:1, 1:4, 2:9)
Turnhalle, Ritschberg, Elgg. – 137 Zuschauer. – SR M. Ramseier
Tore: 03:28 Elgg 1:0, 08:01 Hürlimann (L. Widmer) 1:1, 13:42 Elgg 2:1, 17:39 Elgg 3:1 (BP!);
24:30 B. Widmer 3:2, 26:41 Keller (Hürlimann) 3:3 (PP), 28:36 Elgg 4:3 (Penalty), 29:50 L. Widmer (Hürlimann) 4:4 (PP), 30:00 Wintsch 4:5;
41:32  Hürlimann (Voegtli) 4:6, 41:53 Wintsch (B. Widmer) 4:7, 44:31 Wintsch (B. Widmer) 4:8, 48:22 L. Widmer (Keller) 4:9 (BP), 48:40 Voegtli (Bieri) 4:10 (BP), 48:49 Walther (Wintsch) 4:11 (BP), 49:49 Elgg 5:11, 53:45 Elgg 6:11, 57:10 Ehrensperger (d'Hooghe) 6:12 (PP), 58:32 d'Hooghe (Keller 6:13 (PP), 59:02 Hürlimann (Voegtli) 6:14.  
Strafen: UHC Elgg 6-mal 2 Minuten (14:35, 15:38, 25:13, 29:33, 56:35, 57:29), UHCevi Gossau 2-mal 2 Minuten (28:36 Wintsch, 46:53 d'Hooghe).
UHCevi Gossau: Bieri; Hürlimann, Voegtli, L. Widmer; Wintsch, Ehrensperger, Walther; Frank, Keller, Frauchiger; Baumgartner, d'Hooghe, B. WIdmer..

Bemerkungen: UHCevi Gossau ohne Bücheler, Vollenweider, Diener (überzählig). 29:33 Penalty UHCevi Gossau verschossen (Hürlimann). 44:31 Timeout Elgg, 59:44 Timeout Gossau.