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Meisterlicher Auftritt gegen die Canes!

Playoff
Die fotografisch festgehaltene Blamage der Berner Hurricanes.

Canes gegen Gossau, «el clasico» des Kleinfeldunihockeys! Lengnau, Muotathal, Cazis, Kappelen sind in dieser Saison immer wieder mit grossen Leistungen aufge-fallen, aber zum Playoff-Final trafen sich Rekordmeister (5 Meistertitel) Canes und Titelverteidiger und auch immerhin vierfacher Meister UHCevi Gossau. Und diese Spiele sind immer etwas Besonderes. Was wurde im Vorfeld alles geschrieben, von der Geheimwaffe von Reto Luginbühl, von Brotschi dem Schrecklichen, der noch im Halbfinal gegen Cazis besonders schrecklich gewesen sein soll und von Schmette-rantritten von den fünften Frühling erlebenden Schwab. Sogar der Schüleraufsatz-schreiber aus dem Osten sah sich bemüssigt die Canes als die turmhohen Favoriten zu bezeichnen. Nach dem ersten Playoff-Finalspiel musste oder durfte all das als Makulatur bezeichnet werden.

Männiglich erwartete ein enges Spiel. Geheimnisse gab es keine, man kennt sich aus zahlreichen vergangenen Spielen bestens und einem Unihockey-Spektakel ers-ter Güte lag nichts mehr im Wege. Aber nach knapp drei Minuten lag der Titelvertei-diger bereits mit zwei Längen vorne. Leimbacher und Künzler hatten mit schönen Weitschüssen getroffen, als die Canes – immer einen Tick zu spät – ihre erste Strafe nahmen. Das Powerplay klappte ausgezeichnet. Leimbacher zum 0:3 und kurz dar-auf wieder ein Stockschlag der Berner und erneut erfolgreiches Powerplay der Gos-sau. Keller – offenbar hatte er am Vorabend bei HCD – Kloten Flyers ganz genau hingesehen – war der Schütze. Noch waren keine 10 Minuten gespielt und ein un-glaublich effizienter Titelverteidiger führte mit vier Längen. Die Canes in Arno del Curto Manier bezogen darauf bereits ihr Timeout. Als dann Uhlin kurz darauf das Skore auch auf Berner Seite eröffnete, dachte man schon, dass dieses – wie weiland beim HCD - Wirkung gezeigt und die Berner geweckt hätte. Eine Strafe und 3 Minuten später rieben sich die Experten erneut die Augen als es plötzlich 1:7 stand. Wa-ren das wirklich die gefürchteten Berner Hurricanes? Zwar fanden sie nun endlich auch ins Spiel, konnten bis zur Pause noch zwei Treffer aufholen, aber der Viertore-vorsprung der Gossauer beim ersten Tee war solide. Die Experten jedoch warnten und mahnten, dass der Mist noch lange nicht gekarrt wäre und dass es den Gossau-ern allzu leicht gefallen wäre. Die Berner würden wild entschlossen zur Kabine he-rauskommen und wie Hurricanes die Gossauer durcheinanderwirbeln.

Aber der Wirbelwind war nur ein laues Lüftchen. Zwar hatten die Berner gefühlte 70% Ballbesitz, aber Zählbares schaute vorerst nichts heraus. Es dauerte bis zur Mitte des Spiels, bis Basil Widmer die Kühlbox aufsuchen musste. Zurflüh stellte kurz darauf im Powerplay auf 4:7. Schon oft hatten die Gossauer in den diesjährigen Playoffs – und auch im Cupfinal – mit 7:4 geführt und immer wieder kamen die Geg-ner heran. Würden das auch die im zweiten Drittel deutlich verbesserten Canes auch schaffen? Baumgartner und Walther belehrten aber kurz darauf die Zweifler eines Besseren und stellten mit einem Doppelschlag auf 9:4. Als dann Keller im Powerplay den gegnerischen Torhüter vernaschte und Bücheler auf 11:4 stellte, schienen den Bernern die Felle endgültig davon zu schwimmen.

Die Experten warnten nicht mehr, was im letzten Drittel noch alles Schreckliches passieren könnte, sondern genossen die Pause bei einem «Pärli Wienerli». Zum Feiern war es aber noch zu früh. Die Berner wollten mindestens das letzte Drittel noch zu ihren Gunsten entscheiden und setzten auf die Vier-zu-Drei-ohne-Torhüter-Taktik. Und sie waren tatsächlich erfolgreich damit. Vier Tore konnten sie so erzielen, aber dass diese Taktik mit gewissen Risiken behaftet ist, mussten die Berner schmerzvoll zu Kenntnis nehmen, da bald sich auch der Titelverteidiger in der Sko-rerliste bemerkbar machte. Bemerkenswert der Empty-Netter von Adi Vollenweider, der praktisch mit seiner ersten Ballberührung bei seinem Comeback traf. So stand es 10 Minuten vor Ende 9:16 und der solide Gossauer Vorsprung betrug noch immer 7 Längen. Der grosse Aufwand der Berner hatte sich nicht gelohnt. Zunehmend ver-liessen sie auch die Kräfte und die Zürcher Oberländer starteten ihre Kür bis dann doch noch Emotionen aufkamen. Leimbacher musste nach einem Rencontre mit Zurflüh in die Kühlbox und auf dem Platz ging es noch einmal hoch zu und her. Als dann Schwab für Unsportlichkeit bei Schiedsrichter Hager einen 10-Minüter aufge-brummt erhielt, war dann die Kuh definitiv gemolken. Als Keller im Powerplay und Luchsinger den Vorsprung auf das Stängeli 9:19 stellten, waren die Berner definitiv gedemütigt. Uhlins 10. Treffer war noch für die Statistik aber noch nicht der letzte des Spiels. 23 Sekunden vor Schluss krönte Keller mit dem 10:20 seine ausgezeichnete Leistung mit seinem persönlichen sechsten Treffer an diesem Abend.

Der erste Schritt in Richtung Titelverteidigung ist damit getan. Der zweite wird zwei-fellos der viel Schwierigere werden. Es ist kaum anzunehmen, dass sich die Berner erneut derart abschlachten lassen. Sie werden ihre Fehler genau analysieren und wir werden in Uster eine ganz andere – deutlich stärkere - Mannschaft am Werk sehen. Dass die Gossauer jetzt schon den Champagner kaltstellen können, ist dum-mes Geschwätz und wenn auch Brotschi meint, dass bei fünf Titeln der Berner der fünfte Titel der Gossauer fair und gerecht wäre, so war das sicher aus dem momen-tanen Frust heraus gesagt. Aber die Canes sind noch nicht am Ende. Ein spannen-des Playoff-Final in Uster.
Ein weiterer Nimbus wurde gewahrt. Immer wenn der UHCevi Gossau im komfortab-len Saurer-Postauto von Felix Stocker anreisen durfte, hat man auch die Partie ge-wonnen. An dieser Stelle sei auch unserem Chauffeur Felix herzlich gedankt.

Matchtelegramm

Berner Hurricanes - UHCevi Gossau 10:20 (3:7, 1:4, 6:9) 
Sportzentrum Zuchwil. 93 Zuschauer. SR Hager.
Tore: 1:52 Leimbacher (Walther) 0:1, 2:42 Künzler (L. Widmer) 0:2, 4:00 Leimba-cher (Luchsinger) 0:3 (PP), 8:20 Keller (Bücheler) 0:4 (PP), 8:42 Uhlin 1:4, 10:24 Kel-ler (Bücheler) 1:5 (PP), 12:21 Walther (Leimbacher) 1:6, 12:42 Keller (B. Widmer 1:7, 13:22 Zurflüh 2:7, 17:37 Brotschi 3:7;
30:02 Zurflüh 4:7 (BP), 32:39 Baumgartner (Walther) 4:8, 33:12 Walther (Baumgart-ner) 4:9, 38:15 Keller (Bücheler) 4:10, 39:27 Bücheler 4:11;
43:28 Schwab 5:11, 43:47 Zurflüh 6:11, 46:20 L. Widmer 6:12, 47:07 Zurflüh 7:12, 47:23 Bücheler (Künzler) 7:13, 49:00 Vollenweider 7:14, 49:17 Schwab 8:14, 49:38 L. Widmer (Künzler) 8:15, 50:11 Schwab 9:15, 50:37 Bücheler (L. Widmer) 9:16, 52:32 L. Widmer (Bücheler) 9:17, 56:08 Keller (Bücheler) 9:18 (PP), 56:59 Luchsin-ger (Keller) 9:19, 58:35 Uhlin 10:19, 59:37 Keller 10:20.
Strafen: 5mal 2 Minuten und 1mal 10 Minuten (Schwab) gegenCanes 2mal 2 Minu-ten gegen UHCevi Gossau.
Canes: Burri (ab. 21. Zbinden); Wohlfender, Schwab, Zurflüh; Luginbühl, Mösch, Uh-lin; Lüthi, Kiener, Brotschi; Eichenberger
Gossau: Bohli; Künzler, Bücheler, L. Widmer; B. Widmer, Luchsinger, Keller; Leim-bacher, Baumgartner, Walther; Vollenweider, d‘Hooghe;
Bemerkungen: Meier bei Gossau nicht eingesetzt (überzählig). Ambühl verletzt..