Direkt zum Inhalt

Nach unglücklicher Niederlage in Rücklage

Playoff

Was war das für ein verrücktes Spiel! Da bringt der Titelverteidiger beinahe zwei Drit-tel kein einziges Tor zustande und liegt 0:5 zurück und scheint bereit am Boden zer-stört. Nur zwölf Minuten später liegt der Schweizermeister mit 6:5 in Führung und verteidigt diese bis 55 Sekunden vor Schluss, bevor sich das Blatt erneut wendete.

Aber alles schön der Reihe nach! Seit zehn Jahren kennt man in der Kleinfeldszene nur zwei Mannschaften, die den höchsten Thron besteigen durften. Je fünfmal hiess der Schweizermeister Berner Hurricanes oder UHCevi Gossau. Immer wieder versuchten andere Teams an den beiden Kleinfeld-Monumenten zu rütteln, Erfolg hatten sie aber nie. Der SVL White Horse Lengnau gehört aber zu denjenigen Mannschaften, die am heftigsten rüttelten und bereits vor zwei Jahren eine Partie in der Playoff-Final-Serie gegen den UHCevi Gossau für sich entscheiden konnten. Zudem hatten die Aargauer im Halbfinale den Leader der Westgruppe relativ locker und klar be-zwungen. Der Titelverteidiger andrerseits hatte in den Halbfinals das Berner Klein-feld-Monument ausgeschaltet und kam voller Selbstvertrauen zum ersten Playoff-Final-Spiel.

Defense First, anders können die ersten zwanzig Minuten nicht beschrieben werden. Keines der Teams wollte den ersten Fehler machen und riskierte dementsprechend auch wenig. Kam dann doch ein Abschluss, war bei Schmidhalter im Lengnauer Tor, oder Bieri im Gossauer Kasten Endstation. Die Aargauer hatten in den ersten 20 Minuten zwar mehr Ballbesitz, doch der Titelverteidiger die besseren Chancen. Die Zürcher Oberländer liessen jedoch genau diejenige Effizienz vermissen, welche noch gegen die Berner Hurricanes zu ihren Stärken zählte. Zu wenig konsequent und überzeugt wurde abgeschlossen. So endete das erste Drittel 0:0.

Der Start zum zweiten Drittel verlief ähnlich wie das erste Drittel, bis dann den Gossauern der erste Fehler in der Defensive unterlief und Lengnau das 1:0 mar-kieren konnte. Das Heimteam blieb im Ab-schluss weiterhin ungefähr-lich und in der Defensive stand man nicht mehr so konsquent. Dieses Nach-lassen wurde von den Surbtalern gnadenlos augenutzt und bis eine Minute vor Ende des Drittels stand es 0:5 aus Sicht der Gossauer. «0:5, das war’s. Heute geht gar nichts», so oder ähnlich dachten die Anhänger der Zürcher Oberländer und ob sich zu diesem Zeitpunkt die Entäuschtesten bereits auf den Heimweg begaben, ist nicht bekannt. Mit einem letzten Aufbäumen gelang Linus Widmer kurz vor der Pause das zwar glückliche aber doch so wichtige erste Tor für seine Farben. Aber das 1:5 zur Drittelspause sah nur unwesentlich weniger brutal aus, als das 0:5. Dass es aber ein unheimlich wichtiges Tor gewesen sein sollte, war dem Zuschauer zu diesem Zeitpunkt kaum bewusst.

Was nun aber im letzten Drittel abging, war nun unbeschreiblich. Gossau musste im letzten Drittel eine starke Reaktion zeigen, um dieses Spiel doch noch erfolgreich zu gestalten. Der Schweizermeister erwachte und mit ihm auch die Fans. An dieser Stelle ein ganz grosses Danke-schön, ihr wart Klasse! Gossau lief viel, gab den Ball nicht mehr her und vor dem Tor war man plötzlich äusserst effizient: 41. Mi-nute Bücheler 2:5, 43. Mi-nute B.Widmer 3:5, 43. Mi-nute Vollenweider 4:5 und kurze Zeit später markierte Keller das 5:5. Der Schüleraufsatzschreiber aus dem Westen hätte wohl vier Schüsse für fünf Tore gezählt… Die Zürcher Oberländer powerten weiter und Basil Widmer traf in der 50.Minute backhand zum viel umjubelten Führungstreffer. Zum ersten Mal in diesem Spiel lagen die Einheimischen vorne. Das berühmt berüchtigte Momentum schien auf Seiten der Gossauer zu kippen. In der Folge aber verpassten es diese, ein weiteres Tor zu erzielen. Zwei Minuten vor Schluss ersetzte Lengnau den Torhüter durch einen vierten Feldspieler. Die Gossauer Defensive stand gut und kam sogar noch zu einer Grosschance, doch der Ball landete auf dem Netz statt im Netz. Lengnau spielte weiter zu viert und 55 Sekunden vor Schluss konnten sie durch ei-nen Knaller zum 6:6 ausgleichen.

Wie vor zwei Jahren im zweiten Playoff-Finalspiel stand es auch heute untentschieden und die Verlängerung musste die Entscheidung bringen. Die weissen Pferde gewannen das so wichtige erste Bully und blieben danach zwei Minuten im Ballbesitz. Die meiste Zeit davon hinter ihrem eigenen Tor, ehe sie nach 2 Minuten, den ent-scheidenden Pass spiel-ten. Valentin Müller nahm den Ball kurvte ums Goal und traf Backhand zum 6:7 Endstand. Gossau wurde damit um den Lohn der fantastischen Aufholgjagd gebracht.

In der Serie steht es nun 0:1 für Lengnau und wieder war es Valentin Müller, der das Golden Goal markierte. Offenbar war nach den überzeugenden Siegen gegen die Berner Hurricanes die Luft etwas draussen, und das «Nachladen» gestaltete sich schwieriger als gedacht. Jetzt braucht Gossau am nächsten Wochenende zwei Siege um den Titel zu holen. Gossau ist fest entschlossen, wieder eine solche Spannung aufzubauen wie im ersten Halbfinal gegen der Berner Hurricanes oder wie im letzten Drittel mit dem Messer am Hals gegen Lengnau.

Die Gossauer freuen sich auf das alles entscheidende nächste Wochenende und hoffen auf zahlreiche Unterstützung der Fans.