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Qualifikation gegen den Leader der Ostgruppe

Ligacup

Im Vorfeld des Ligacup Halbfinals war man einhellig der Meinung, dass die Affiche Meister (Gossau) gegen Vizemeister (Lengnau) der vorweggenommene Cupfinal sei und weit herum wurde bedauert, dass die beiden zweifellos Besten des Landes nicht erst in Bern die Klingen kreuzen würden. Nun die Cupspiele werden bekanntlich ausgelost und sind deshalb kein Wunschkonzert. Nachdem schon in den vergangenen Jahren mit Gossau – Canes bzw. ULA – Gossau «vorweggenommene» Cupfinals schon in den Halbfinals stattfanden würde man dem Verband höchstens wünschen, einmal die Glücksgöttin auszutauschen…

Lengnau wurde nicht nur von den Experten als klarerer Favorit gesehen. 53% zudem sahen in der Umfrage auf der Website des UHCevi Gossau die weissen Pferde aus Lengnau als Sieger. Nach den diskussionslosen beiden Siegen in der Meisterschaft konnten diese Meinungen nachvollzogen werden, auch wenn immer wieder darauf hingewiesen wurde, dass 3 x 20‘ effektiv etwas ganz anderes sei als 2x20‘ brutto und dass Gossau in vier von fünf Partien über 3 mal 20‘ in der Vergangenheit sich be-hauptet hatte. Mit diesen Vorzeichen war eine spannende und emotionale Partie auf höchstem Kleinfeld Niveau zu erwarten.

Lengnau erwischte den besseren Start. Die Zürcher Oberländer waren sehr nervös, verloren ungewohnt das erste Bully und nach nur 29 Sekunden zappelte der Ball be-reits im Netz von Bohli. Der Favorit zeigte den erwarteten Blitzstart und es gelang ihm geschickt mehrheitlich im Ballbesitz zu bleiben. Wie aus heiterem Himmel fiel dann aber überraschend der Ausgleich durch L. Widmer und nach und nach konnte die Nervosität abgestreift werden und man hatte sich auf den Blitzstart der Aargauer eingestellt. Trotzdem gingen diese kurz nach der ersten Hälfte des ersten Drittels noch einmal in Führung. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass es das letzte Mal sein sollte… Diese hielt aber genau 10 Sekunden bis der an diesem Abend überra-gende Basil Widmer mit seinem ersten von fünf Treffern den Ausgleich markierte. Für eine erste beruhigende Pausenführung sorgte dann erneut Basil Widmer mit dem 3:2. Auch wenn die Führung mit nur einem Tor zur Pause Tatsache war, hatte man auf den Rängen ein gutes Gefühl. Der erste Ansturm der Surbtaler war überstanden und in der Vergangenheit war man nach dem ersten Spielabschnitt gegen Lengnau meistens im Rückstand. So wie man das Drittel beendet hatte, konnte es im zweiten weitergehen.

Und so war es. Auch wenn zunächst nichts Zählbares herausschaute überzeugten die Zürcher mit zahllosen erfolgreichen Balleroberungen und anschliessendem Sor-getragen des Balles, was auch ausgezeichnet gelang. Als dann Schiedsrichter Hager eine Zweiminutenstrafe gegen den Lengnauer Meier verhängte, war man gespannt aufs Powerplay des Meisters, das fast immer zum Erfolg führt. Als dann aber eine Minute nichts Zählbares herausschaute kam der Powerplay-Block Nummer 2 und es dauerte nur wenige Sekunden bis Luchsinger eine Granate unter die Latte von Schmidhalter hämmerte. Nun schien der Bann gebrochen. Die Gossauer spielten weiterhin souverän. Erneut Basil Widmer, wieder auf Pass von Keller sorgten kurz nach der Hälfte des Spiels für einen beruhigenden Dreitorevorsprung. Nichts – und schon gar nicht die Aargauer - schien die Gossauer bremsen zu können, bis es die Gossauer selber taten. Schiedsrichter Hager – er hatte das Spiel gut im Griff, auch wenn man über den einen oder anderen Entscheid sicher diskutieren könnte – ver-hängte wegen wiederholten Vergehens ein Strafe gegen Gossau, die Bücheler absass. Das Boxplay war effizient bis Baumgartner wegen Stockschlags eine weitere Zweiminutenstrafe nahm. Nun waren zwei Einheimische in der Kühlbox und das Ziel hiess nun Schadensbegrenzung so, dass man die erste Strafe unbeschadet übersteht um nicht nach dem allfälligen Kassieren eines Goals weiter in Unterzahl agieren zu müssen. Dies gelang zwar, die zweite Strafe aber nützten die Aargauer aus und kamen wieder auf 2 Tore heran. Dabei blieb es, nach dem Basil Widmer – wer sonst? – und Baumann bis zur Pause auf beiden Seiten noch einmal trafen. Der Zweitore-Vorsprung war aufgrund der gezeigten Leistung eher zu knapp. Die Effizienz im Abschluss war nicht erste Sahne und Lengnau schien angezählt. Die zahlreichen anwesenden Experten glaubten nicht daran, dass die Aargauer noch einmal zurückkämen.

Im letzten Drittel wartete männiglich darauf, dass nun der Sack endgültig zugemacht würde. Aber wie so oft haben es die Unihockey-Götter anders vorgesehen. Kaum standen die Mannschaften auf dem Feld erzielten die Lengnauer den 6:5 Anschluss-treffer und die Spannung und die Nervosität – mindestens beim Zürcher Oberländer Zuschauer – war wieder da. Linus Widmers 7:5 kurz darauf konnte die Nerven nur für kurze Zeit beruhigen. Erneut kam Lengnau wieder heran und erneut konnte Gossau – diesmal durch Leimbacher – wieder um zwei Längen vorlegen. Aber Lengnau spürte, dass noch etwas drin lag. Das 8:7 war die logische Folge davon. Sollten die Gos-sauer doch noch ins Zittern kommen. Es gelang ihnen nicht mehr so gut, wie im zweiten Drittel den Ball zu halten und den Schwung der Lengnauer zu bremsen. Das Spiel hatte aber auch auf der Lengnauer Seite Kräfte gekostet und man beobachtet auch auf der Aargauer Seite Fehler, die man zuvor nicht feststellen konnte. Ein solcher führte dann zu einem Foul, das Schiri Hager mit einem Penalty ahndete. Weshalb er trotz Ballbesitz der Gossauer das Spiel abpfiff wird wohl sein Geheimnis bleiben. Keller schnappte sich den Ball, nahm Anlauf, verlud Torhüter Schmidhalter und schoss über das leere Tor. Immerhin hatte man nun aber Gelegenheit im Powerplay das Verpasste nachzuholen, was dann auch prompt Linus Widmer gelang. Wiederum eine beruhigende Zweitoreführung wie man glaubte. Aber genau 9 Sekunden später lag der Ball erneut beim 47er im Netz. Nur noch ein Törchen Vorsprung und das 10 Minuten vor Ende! Lengnau erhielt unheimlichen Schub und sie drängten auf den Ausgleich, Gossau verteidigte nur noch. Noch dreieinhalb Minuten waren zu spielen als Lengnau das 9:9 markierte. Frenetischer Jubel der angereisten Aargauer begleitete diesen Treffer und die Nerven der Gossauer Anhänger lagen definitiv blank. Einer jedoch behielt kühlen Kopf: Captain James Bücheler schloss eine schöne Kombination mit Keller nur 43 Sekunden nach dem Ausgleich ab und jetzt schien es, dass man den weissen Rossen die Luft endgültig entzogen hätte. Diese versuchten zwar ohne Torhüter mit 4:3 Feldspieler das Unmögliche noch möglich zu machen. Keller und Basil Widmer machten aber das Dutzend voll und die 5. Qualifikation für den Cupfinal war damit Tatsache. Den 10 Treffer der Lengnauer fünf Sekunden vor Ende interessierte nur noch den Statistiker!

Die Freude war gross und dass zum ersten Mal in der Unihockey-Geschichte ein Herren- und ein Damen-Team vom selben Verein im Cupfinal stehen, wird mit besonderer Genugtuung zur Kenntnis genommen. Unabhängig vom Resultat wird es in Bern zu einer rauschenden Party kommen. Um den Halbfinal gegen den Favoriten zu gewinnen, brauchte es eine überdurchschnittliche Leistung. Zu Recht wurde der alles überragende Basil Widmer als Bestplayer ausgezeichnet. Aber auch Torhüter Fabian Bohli hat eine untadelige Partie – wohl seine Beste in den Farben der Gossauer – abgeliefert, sodass man guten Mutes die Reise nach Bern antreten kann.

Zum fünften Mal dürfen die Gossauer nun in Bern zum Cupfinal auflaufen. Gegner wird der KTV Muotathal sein, eine Mannschaft die weit herum zwar unterschätzt wird, obwohl sehr viel Talent drin steckt. Die Zürcher werden den Fehler aber nicht begehen, die Schwyzer zu unterschätzen. Die schlechten Erfahrungen von 2006, als man als klarer Favorit an den Stadtrosen von Rapperswil scheiterte, sind noch zu gut in Erinnerung…

Matchtelegramm

UHCevi Gossau – SVL White Horse Lengnau 12:10 (3:2, 3:2, 6:6) 
Berufsschule Uster/ Zuschauer : 313 / SR: Hager

Tore: 0:29 Baumann 0:1, 3:40 L. Widmer 1:1, 11:01 V. Müller 1:2, 11:10 B. Widmer (Keller) 2:2, 16:11 B. Widmer (Keller) 3:2;
27:26 Luchsinger (L. Widmer) 4:2 (PP), 30:26 B. Widmer (Keller) 5:2, 33:11 V. Müller 5:3 (PP), 36:02 B. Widmer 6:3, 38:51 Baumann 6:4;
41:26 Baumann 6:5, 41:51 L. Widmer (Bücheler) 7:5, 43:07 Heule 7:6, 46:39 Leim-bacher (Baumgartner) 8:6, 48:42 Baumann 8:7, 49:09 L. Widmer 9:7 (PP), 49:18 Spaltenstein 9:8, 56:37 Meier 9:9, 57:20 Bücheler (Keller) 10:9, 57:50 Keller (L. Widmer) 11:9, 59:18 B. Widmer 12:9, 59:55 Baumann 12:10.
Strafen: Gossau 2x2 Minuten, Lengnau 2x2 Minuten.
Gossau: Bohli; Künzler, Bücheler, L. Widmer; Luchsinger, Keller, B. Widmer; Leim-bacher, Walther, Baumgartner;
Lengnau: Schmidhalter; V. Müller, Heule, Spaltenstein; Baumann, Suter, Meier; Fel-der, Zink, Kloter;
Bemerkungen: Gossau ohne Meier, Ambühl und d’Hooghe (überzählig) sowie Vol-lenweider (Ausland).