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Reife Leistung gegen Mümliswil

Ligacup

Bereits zum neunten Mal und in diesem Jahr allein zum vierten Mal standen sich der UHCevi Gossau und der UHC Mümliswil gegenüber. Gerade die Playoff-Spiele im März 2014 konnten unterschiedlicher nicht sein und man fragte sich im Vorfeld, welches dieser Spiele die Vorlage für den Viertelfinal-Klassiker geben würde. Das erste Spiel mit dem erduselten Sieg in der Verlängerung, das zweite Spiel in Oensingen, in welchem sich die Gossauer einen Viertorevorsprung nehmen liessen oder das dritte Spiel mit dem brillanten 7:0 im letzten Drittel? Die Wunschvorstellung der Gossauer entsprach zwar klar dem dritten Spiel, aber wenn man auch von den vorangegangenen acht Partien sieben gewonnen hatte, wusste man, dass auch eine Niederlage im Bereich des Möglichen sein könnte.


Mümliswil andrerseits hat sich in der KF-Hierarchie in den vergangenen Jahren stetig emporgearbeitet und darf heute zweifellos zu den sechs - wenn nicht vier - besten Schweizer KF-Teams gezählt werden. Mit dem Heimvorteil und einem starken Fananhang war man fest entschlossen die KF-Hierarchie umzukrempeln.


Die Zürcher Oberländer hatten aber noch ein As im Ärmel, das - selbst vom Chronisten nicht erwartet - gespielt wurde: Thomas Hürlimann, der Cup-Schreck von Kappelen hatte sich erstmals seit dem Playoff-Final gegen Cazis das Trikot mit der Nummer 26 wieder übergezogen. Auch wenn die drei Blöcke mit anderen Namen besetzt waren, war allein seine Anwesenheit ein Motivationsschub für den Titelverteidiger.


Der Gameplan der Guldentaler war wie so oft in der Vergangenheit: Achtung fertig Vollgas und möglichst schnell ein paar Tore erzielen, um den Gegner ins Wanken zu bringen. Mindestens in der Vergangenheit hatte dieses Rezept im einen oder anderen ersten Drittel funktioiert und die Gossauer wurden mit einem Rückstand konfrontiert. Und genau so ging es los. Mümliswil versuchte zunächst mit zwei Blöcken auf sofortige Betriebstemperatur zu kommen, was ihnen auch gelang. Gossau setzte zunächst auch nur die ersten beiden Blöcke ein und konnte dagegen halten. So dauerte es beinahe zehn Minuten bis das erste Tor fiel und zwar für die Gäste: Leimbacher feuerte nach einem präzisen Pass von Walther eines seiner berüchtigten Torpedos ab, das dann auch folgerichtig im Solothurner Kasten einschlug. Die Freude der Zürcher dauerte aber gerade eine gute Minute, bis sich auch Bieri zum ersten Mal geschlagen geben musste. Und dann stand Yves d'Hooghe im Fokus: Zunächst brachte er seine Farben nach einer erfolgreichen Balleroberung in Front, kurze Zeit später doppelte er auf einen absolut genialen Passe von Walther nach und kurz vor Ende des ersten Drittels nahm er dann noch die erste Strafe des Spiels. Schaden richtete er damit aber keinen an.


Auch wenn mit einem 3:1 zur ersten Pause noch gar nichts entschieden war, war man mit diesem Resultat verglichen mit der Vergangenheit schon in einer komfotableren Situation.


Die Guldentaler starteten fulmininant ins zweite Drittel. Den vermeintlichen Anschlusstreffer zum 2:3 gab Schiri Christoffel nicht, aber kurze Zeit später gab es Penalty gegen Gossau. Philippe Rötheli versenkte souverän und die Halle begann sich in einen Hexenkessel zu verwandeln. Genau die richtige Stimmung für Leimbacher, der den alten Torabstand wieder herstellte. Davon liessen sich die Guldentaler nicht beeindrucken und es sollte ihre stärkste Phase kommen, in welcher sie bis zur Hälfte des Spiels auf 4:4 ausgleichen konnten. Die nächsten zwei Minuten waren dann für den ganzen Viertelfinal aber so etwas wie die Vorentscheidung, nur wusste man das zu jenem Zeitpunkt noch nicht. Die Cupholder konnten zum ersten Mal in diesem Spiel ihre Powerplay-Formation testen in dem Moment, als eine Strafe der Solothurner eine Druckphase beendete. Und nun war es an Gossau Druck aufzubauen bis Keller nur noch regelwidrig gebremst werden konnte und Schiri Christoffel einen Penalty für Gossau pfiff! Und nun kam Hürlimann! Die Bilder vom Cupfinal kamen sofort herauf und der Statistiker schrieb schon die Gossauer Führung auf sein Blatt und so war es auch. Bombensicher landete die Kugel im Netz und das Beste daran war, dass das Powerplay noch weiter ging. Die Effizienz in dieser Disziplin ist bekannt und mit dem 6:4 durch Keller nahm auch der Block um James Bücheler die Torproduktion auf. Und da der dritte Block diesbezüglich auch noch nicht in den Statistikbüchern verzeichnet war, sollte auch das noch korrigiert werden. Ein schöner Durchbruch von Frauchiger und ein pfannenfertiges Pässchen auf Baumgartner brachten die erstmalige Dreitoreführung und damit das 7:4 nach zwei Dritteln.


Drei Tore Vorsprung hatte man nach zwei Dritteln auch in der verlorenen Begegnnung am 9. März andrerseits bei der Gala am 15. März stand es zu diesem Zweitpunkt «nur» 5:4. Alles war demzufolge noch offen, auch wenn man das Gefühl hatte, dass der Titelverteidiger sehr abgeklärt agierte und gerade gegen Ende des Drittels alles im Griff zu haben schien.


Der Eindruck täuschte nicht. Bald nach Wiederbeginn erhöhten Walther und Keller auf 9:4 und der Widerstand schien gebrochen. Auch wenn die Guldentaler noch den fünften Treffer erzielten antworteten die Gäste postwendend durch Keller und d'Hooghe mit dem 11:5. Dieser Doppelschlag erfolgte genau in jener Minute, die Gossau am 9. März ins Verderben stürzte als Mümliswil gleich dreimal skorte. Die kleine Revanche war damit geglückt. Das Spiel war entschieden, aber langweilig wurde es dadurch nicht. Schiedsrichter Hercli Christoffel hatte offenbar festgestellt, dass er aufgrund aufkommender Härte und Unsauberkeiten vor allem seitens Mümliswil die Schraube etwas anzuziehen hätte. Mag sein, dass das um eine Vierteldrehung zuviel war, aber es war für beide Seiten gleich. Und so kam es in den nächsten Minuten zu einer veritablen Strafenflut. Zunächst war es ein Einheimischer, der in der Kühlbox Platz nahm, diese aber nach 12 Sekunden bereits wieder verlassen durfte, denn Bücheler hatte zum 12:5 getroffen. Weitere 12 Sekunden später war dann Walther an der Reihe in der Kühlbox. Das Boxplay der Gäste fuktionierte nicht zuletzt dank eines glänzend aufspielenden Bieris einwandfrei und Mümliswil brachte kein Tor zustande. Und dann lag plötzlich ein Blauer neben d'Hooghe am Boden, was auch diesem zwei Minuten bescherte. Als dann Leimi den Schiedsrichter ungläubig ansah - naja, Kommentar wird Leimi wohl auch noch abgegeben haben - sah auch dieser  den Zeig- und Mittelfinger vom Schiri. Auf der Strafbank wurde es nun richtig eng, der komplette Leimiblock musste sich zwangsläufig ausruhen, und die Zeitnehmer waren stark gefordert. Für längere Zeit war nun Boxplay angesagt. Und wieder glänzte Bieri ein ums andere Mal und trieb die Mümliswiler zur Verzweiflung, die nur durch einen von Rötheli souverän verwerteten Penalty skoren konnten. Damit ersparte er es Keller, auf der sonst schon engen Strafbank Platz zu nehmen... Aber auch Gossau begann am Boxplay Gefallen zu finden, denn Bücheler verwertete ein Zuspiel von Linus Widmer zum Shorthander. Schliesslich waren dann die Einheimischen wieder mit dem Kühlboxenbesuch dran und der Titelverteidiger zeigte, wie man Powerplay spielt, in dem Yves d'Hooghe ein Zuspiel von Basil Widmer verwertete und dafür sorgte, dass die Powerplay-Effizienz auf 100% blieb. Das war das letzte Tor und das Schlussergebnis stand mit 14:6 fest.


Pascal Bieri wurde im Anschluss völlig zurecht als Bestplayer gewählt. Er zeigte einige unwahrscheinliche Saves und war stets der sichere Rückhalt, wenn das Spiel eng zu werden drohte.


Das Jahr 2014 ist nun beinahe abgeschlossen. Zum Jahreswechsel ist man im Cup noch dabei und in der Meisterschaft hat man den inoffiziellen Wintermeistertitel geholt. Das sollte den nötigen Schub verleihen, um auch genauso erfolgreich in die Rückrunde zu starten. Zunächst gibt es aber am nächsten Sonntag, morgens um 09:00 Uhr in Flims den Spitzenkampf gegen Cazis. Ein Heimspiel nicht nur für die Bündner...

Matchtelegramm
UHC Mümliswil - UHCevi Gossau 6:14 (1:3, 3:4, 2:7)
Schulhaus Oberdorf, Oensingen. – 247 Zuschauer. – SR Hercli Christoffel.
Tore: 08:24 Leimbacher (Walther) 0:1, 09:49 Mutti (M. Boner) 1:1, 15:30 d'Hooghe 1:2, 16:42 d'Hooghe (Walther) 1:3;
23:35 Rötheli 2:3 (Penalty), 24:08 Leimbacher (Walther) 2:4, Diemand 3:4, 29:12 Burgermeister (M. Boner) 4:4, 31:56 Hürlimann 4:5 (Penalty), 32:16 Keller (L. Widmer) 4:6 (PP), 38:48 Baumgartner (Frauchiger) 4:7;
42:10 Walther (d'Hooghe) 4:8, 43:23 Keller (Bücheler) 4:9, 45:00 Ackermann 5:9, 46:11 Keller (L. Widmer) 5:10 (PP, Empty Netter), 46:49 d'Hooghe 5:11, 48:27 Bücheler (L. Widmer) 5:12 (PP), 50:12 Rötheli 6:12 (Penalty), 53:01 Bücheler (L. Widmer) 6:13 (BP), 56:32 d'Hooghe (B. Widmer) 6:14 (PP).
Strafen: UHCevi Gossau 4-mal 2 Minuten, Mümliswil 4-mal 2 Minuten.
UHC Mümliswil: Haefeli; M. Boner, Joel Burgermeister, Diemand, Mutti; Ackermann, Nussbaumer, Probst, Rötheli; Meier, Spiegel.
UHCevi Gossau: Bieri; Bücheler, Keller, L. Widmer; Leimbacher, d'Hooghe, Walther; Baumgartner, B. Widmer, Frauchiger; Hürlimann, Luchsinger, Frank.
Bemerkungen: UHCevi Gossau ohne Wintsch (verletzt), Ehrensperger (unabkömmlich), Diener (überzählig).