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Schweizer Meister 2011

Meisterschaft

La Penta – die Fünfte! Mit dem fünften Meistertitel ist der UHCevi definitiv im Klein-feld-Olymp angekommen und ist damit Rekordmeister. Den Titel dürfen sie mit dem bisherigen Rekordmeister, den Berner Hurricanes, den ebenfalls fünfmaligen Titel-trägern teilen. Seit 2002 oder seit 10 Jahren sind in der Hall of Fame nur zwei Na-men aufgeführt: Berner Hurricanes (2002, 2003, 2004, 2005, 2009) und UHCevi Gossau (2006, 2007, 2008, 2010, 2011). Was hätte man sich dieses Jahr im Playoff-Final Schöneres ausdenken können, als das Duell der Duelle, «el clàsico», Canes gegen Cevi oder in offizieller Schreibweise Berner Hurricanes gegen UHCevi Gos-sau.

Das erste Spiel in Zuchwil endete für die Canes mit einer bösen Schlappe, als sie von den Titelverteidigern aus dem Zürcher Oberland diskussionslos mit 20:10 vom Platz gefegt wurden. Der Auftritt der Berner war uninspiriert und es hielt sich hartnä-ckig das Gerücht, dass einzelne Canes am Vorabend bei der Meisterfeier des SV Wiler/Ersigen bis ziemlich spät bzw. früh noch dabei gewesen sein sollten. Auf jeden Fall hatten die Experten recht, die in Uster ganz andere Canes erwarteten, als was sie eine Woche zuvor in Zuchwil gesehen hatten. Das zeigte sich schon daran, dass der ehemalige 47er nicht nur zum Schüleraufsatz schreiben angereist war, sondern als wild entschlossener Headcoach auf bzw. hinter der Bank.

Nach dem mit Champions-League Tönen untermaltem Auflauf und der anschlies-senden Nationalhymne begann das Spiel mit einem Paukenschlag. Die «Starting Four» der Gossauer war eben am Auswechseln, da erfasste Silvan Künzler die Situ-ation blitzartig und anstatt seinen Wechsel einzuleiten lancierte er mit einem Zuckerpässchen Nicky Walther, der kaltblütig nach 57 Sekunden den Titelverteidiger in Führung brachte. Wer nun glaubte, dass es in Uster so weiterlaufe wie es in Zuchwil aufgehört hatte, sah sich getäuscht. Die Berner leisteten deutlich mehr Wi-derstand und so war der Ausgleich durch Reto Luginbühl nicht als logisch. In der Folge waren die Berner mehrheitlich im Ballbesitz, konnten aber beste Möglichkeiten nicht ausnützen. Entweder stand ihnen Meier oder Latte und Pfosten vor dem Glück. Auch numerische Überlegenheit brachte nichts ein, da einerseits das Boxplay von Gossau exzellent war und andrerseits die Canes mit eigenen Strafen sich selbst um den Vorteil brachten. Fünf Minuten vor Ende des ersten Drittels erhielten die Zürcher Oberländer einen Penalty zugesprochen. Benj Ambühl nahm Anlauf und verwertete eiskalt und als dann Martin Luchsinger im Boxplay (!) mit einem platzierten Schuss den Shorthander zum 3:1 erzielte, kannte der Jubel kaum noch Grenzen. Mit dem Resultat waren die Gossauer gut bedient, sie zeigten eine unheimliche Effizienz und die Zuschauer genossen zuversichtlich den ersten Pausentee, auch wenn Zurflüh kurz davor noch auf 3:2 verkürzen konnte.

Das Spiel war auf dem erwartet hohen Niveau. Mit Büchelers 4:2 kurz nach Wieder-beginn nahm nun auch der erste Block das Toreschiessen auf! Die Freude dauerte gerade mal 20 Sekunden bis Captain Markus Schwab wieder den Anschluss herstel-len konnte. Zu mehr reichte es vorerst nicht. Die defensiv ausgezeichnet aufgestellt Gossauer liessen einfach nicht mehr zu, zahlreiche Schüsse wurden geblockt oder vom untadeligen Simon Meier gekratzt und schliesslich erwiesen sich die Berner an diesem Nachmittag nicht immer als wirklich treffsicher. Es waren dann aber wieder die Einheimischen, die das nächste Tor gutschreiben lassen konnten. Leimbacher mit einem Hammer von der Mittellinie war erfolgreich und wie kurz zuvor benötigten die Berner 18 Sekunden für den Anschluss. Das Spiel blieb eng und spannend: Po-werplay Gossau: Luchsinger zum 6:4, drei Minuten später Powerplay Canes: Zurflüh zum 6:5. Die Berner blieben dran. Die neunmal klugen Experten fragten sich schon wie das im letzten Drittel weitergehen sollte. Würden die Canes für ihren physischen Aufwand Tribut zollen und einbrechen oder sind es die Zürcher die angesichts des knappen Vorsprungs nervös würden und sich die Butter noch vom Brot nehmen las-sen sollten. Für Diskussionsstoff zum zweiten Tee war also gesorgt.

Kaum hatte das letzte und entscheidende Drittel begonnen unterlief Uhlin ein haar-sträubender Fehler. Keller, überrascht, dass auch einem Elch solche Fehler passie-ren können, übernahm die Kugel, scheiterte jedoch an Burri. Keller übernahm den Abpraller schoss nicht noch einmal sondern passte zurück zu Basil Widmer und die-ser vollendete wunderschön zum 7:5. Das letzte Drittel war gerade mal 18 Sekunden alt. Wie lange brauchten die Canes dieses Mal für die Antwort? Die Antwort kam kurz vor der Hälfte des letzten Drittels. Brotschi, der Schreckliche – vor und nach dem Spiel ist Raphi übrigens alles andere als ein Schrecklicher - hatte seinen obligatori-schen Treffer noch nicht untergebracht und tat dies nun mit einem für Brotschi ungewohnten «Buebetrickli» (Übersetzung für Berner: «Bueber»). Aber jetzt wurde die Dramaturgie geändert. Offenbar führte ein gewisser Alfred Hitchcock im Hintergrund Regie. Die Canes glichen durch ihren besten Mann, Simon Zurflüh aus. Noch sechs-einhalb Minuten bis zur Sirene! Wie würde die Antwort des Titelverteidigers darauf ausfallen? Und die Antwort kam. Diesmal postwendend von Luchsinger. Knapp sechs Minuten vor Schluss riss er die Führung wieder auf die Gossauer Seite. Die Berner versuchten nun auch mit 4:3 den Erfolg, eine Taktik mit der die Gossauer noch vor einer Woche gewisse Mühe hatten. Diesmal hatten sie sich aber bestens darauf eingestellt und erzielten durch Adi Vollenweider ins leere Tor das 9:7 und er-neut durch Luchsinger das 10:7. Keine zwei Minuten waren noch zu spielen. Die Kuh war gemolken, dachte sich zumindest der Schüleraufsatzschreiber und bereitete sich auf die Übergabe der Bestplayer-Zelleroni vor. Aber Zurflüh und Schwab brachten innerhalb weniger Sekunden die Berner mit einem Doppelschlag noch einmal auf 10:9 heran. 80 Sekunden waren noch zu spielen und mit Grauen erinnerte man sich an den Cupfinal. Dort hiess es bekanntlich 80 Sekunden vor Schluss 11:10 für Gos-sau. Das Ende jener Geschichte ist bekannt und soll hier nicht wiederholt werden und glücklicherweise wiederholte sie sich nicht. Leimbachers 11:9 eine knappe Minu-te vor Schluss mochte die angespannten Nerven etwas zu beruhigen und nach eini-gen noch bangen Sekunden war es dann soweit: 59:58, 59:59, 60:00 Aus! Vorbei! Ende! Schweizermeister! Gossau ist Schweizermeister!

Auch beim fünften Titel war der Jubel gross. Der UHCevi Gossau war über beide Spiele gesehen das bessere Team und hat den Titel verdient gewonnen. Aufgefallen ist, vor allem die Solidarität und die Ausgeglichenheit im Team. Kein Block ist abge-fallen, Tore und Assists verteilten sich etwa gleichmässig über alle drei Blöcke und auch defensiv wurde konsequent gearbeitet. Schliesslich stand mit Torhüter Simon Meier ein sicherer Schlussmann zur Verfügung. Die Berner andrerseits haben sich für die dürftige Leistung von Zuchwil rehabilitiert und einen beherzten Kampf gelie-fert. Mit dem nötigen Quäntchen Glück hätte das Spiel aber durchaus zu ihren Guns-ten kippen können. Nun ist aber wohlverdientes Feiern angesagt und wir freuen uns heute schon, wenn es in der nächsten Saison wieder heissen sollte: Gossau gegen Canes!

Nun ist Feiern angesagt, die Meisterschaft 2011/2012 beginnt im September. Zuvor sind einige Lockerungsübungen im Ligacup angesagt und einige interessante Ver-gleiche im Grossfeldcup.

Matchtelegramm

UHCevi Gossau - Berner Hurricanes 11:9 (3:2, 3:3, 5:4) 
Berufsschule, Uster ZH. 240 Zuschauer. SR: Hager (Frauenknecht)
Tore: 0:57 Walther (Künzler) 1:0, 3:11 R. Luginbühl 1:1, 15:39 Ambühl 2:1 (Penalty), 17:44 Luchsinger (Keller) 3:1, 19:51 Zurflüh 3:2;
22:20 Bücheler (L. Widmer) 4:2, 22:40 Schwab (Zurflüh) 4:3, 27:22 Leimbacher (B. Widmer) 5:3, 27:41 Uhlin (R. Luginbühl) 5:4, 31:28 Luchsinger (L. Widmer) 6:4 (PP), 34:09 Zurflüh (Uhlin) 6:5 (PP);
40:15 B. Widmer (Keller) 7:5, 48:28 Brotschi 7:6, 53:32 Zurflüh 7:7, 54:19 Luchsin-ger (Keller) 8:7, 57:48 Bücheler (Künzler) 9:7, 58:07. Vollenweider 10:7, 58:19 Zur-flüh 10:8, 58:40 Schwab 10:9, 59:08 Leimbacher 11:9. 
Strafen: Gossau 4 x 2 Minuten, Bern 3 x 2 Minuten 
Gossau: Meier, Bohli; Künzler, Ambühl, Leimbacher, B. Widmer, Luchsinger, Keller, Walther, Bücheler, L. Widmer, Baumgartner, Vollenweider, d`Hooghe. 
Bern: Zbinden, Burri; Kiener, Wohlfender, Schwab, Zurflüh, Luginbühl, Moesch, Uhlin, Eichenberger, Lüthi, Brotschi. 
Bemerkungen: Bohli und d’Hooghe bei Gossau überzählig. Ambühl erzielt bei sei-nem einzigen Einsatz ein Tor (Penalty)! M. Wälti verlässt das Spiel nach Schwabs Tor (23.) nicht aus Protest, sondern weil er zur Arbeit musste.