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Serie sensationell gekehrt - Qualifikation für den Playoff-Final

Playoff

«...und schliesslich kann auch der hervorragende gegnerische Schlussmann, Thomas Schlatter, nicht jeden Tag einen solchen Traumtag einziehen...» schrieb der Schüleraufsatzschreiber vor einer Woche, als er auf die kommenden Spiele mit Zweckoptimismus vorausschaute. Nach Spiel 2 und 3 war das aber eine krasse Fehleinschätzung, wurde doch Torwart Thomas Schlatter völlig verdient sowohl am Samstag als auch am Sonntag zum Bestplayer der Könizer gekürt.

Weshalb konnten die Gossauer die Serie trotzdem kehren? Auch da gibt es mehrere Gründe. Nicht zuletzt hatten auch die Gossauer einen Magier in der Person von Philip Heusser zwischen den Pfosten, der ebenfalls völlig verdientermassen an beiden Tagen zum Bestplayer der Gossauer gewählt wurde.

Und damit kommen wir zu einer weiteren Erklärung der irren Wende: Die markant verbesserte Defensiv-Arbeit der Zürcher Oberländer! Der Unterschied war augenscheinlich. Die Gossauer trugen dem Ball Sorge, verzichteten weitestgehend auf unsichere Abschlüsse und blockten, was das Zeug hielt. Eigentlich genau so, wie es die Berner im ersten Spiel vorgezeigt hatten. Und seien wir ehrlich: auch Glücksgöttin Fortuna war keine Bernerin. Zwei unglückliche Eigentore und ein wegen «Highstick» aberkanntes «Airhook»-Tor sind nicht wirklich hilfreich, wenn es um die Wurst geht!

Nach dem nervenaufreibenden 7:6 Auswärtssieg in der Lebermatt war das Momentum zweifellos auf der Gossauer Seite, aber es warteten in der Belle noch 60 Minuten harte Arbeit auf die Einheimischen. Dass das Defensivkonzept funktioierte sahen nicht nur die Fachleute im Publikum und so war es nicht verwunderlich, dass es ziemlich lange dauerte, bis etwas Zählbares auf der Skorerliste erschien. Brülhart nach acht und Hürlimann nach 16 Minuten waren die einzigen Torschützen im ersten Drittel. Hinten stand die Null und vorne führten die Gossauer mit zwei Längen Vorsprung, so hoch wie noch nie in der Serie.

Aber so einfach ging es dann doch nicht. Kaum hatte das zweite Drittel begonnen, meldeten sich die Berner zurück, und kurz darauf war der Ausgleich perfekt. Köniz hatte nun die beste Phase und ihre Führung lag förmlich in der Luft. Aber Gossau hatte eben den Zauberer Heusser, der in diesem Drittel einfach keine Treffer mehr zulassen wollte. Auf der anderen Seite stellten Abbühl und Walther den Zweitorevorsprung wieder her, und damit ging es dann auch zum zweiten Pausentee.

Der Vergleich mit den vorangegangenen Partien - je ein Tor Rückstand zum gleichen Zeitpunkt - fiel zwar klar zugunsten der Zürcher aus, aber von Köniz musste eine heftige Reaktion erwartet werden.

Köniz erhöhte den Druck mit vier zu drei und forderte die Gossauer Abwehr ziemlich stark, ja die Zürcher Oberländer lauerten nun auf Konter, und so war es dann Adi Herrmann, der zum 5:2 erhöhte. Felix Schlatters Anschlusstor zum 5:3 wurde gekontert mit dem wohl originellsten Tor des Nachmittags. d'Hooghe lancierte mit einem präzisen langen Pass Wyler, dieser schloss ab, traf die Latte, der Ball prallte auf die Schaufel eines Könizer Abwehrspielers und von dort ins Tor... Ein Flipperkasten muss bei diesem Treffer Pate gestanden sein. Die Gäste kamen dann später noch auf 6:4 heran, aber ein unpräziser Rückpass im 4 zu 3 Spiel fand den Weg ins eigene Tor. Walther muss bei seiner Störaktion hinter dem eigenen Tor als letzter Gossauer den Ball noch berührt haben und findet so Eingang in des Statistikers Skorerliste. 
7:4 fünf Minuten vor Schluss ist zwar noch keine Entscheidung, aber doch schon sehr solide. Gossau konnte sich auf die Defensive konzentrieren - keine unnötigen Ballverluste und der Versuchung widerstehen, das leere Tor der Gegner mit geringer Efolgsaussicht anzuvisieren - und auf Konter lauern. Zwei solche innert 18 Sekunden führten kurze Zeit später zum vorentscheidenden 9:4. Da konnten es die Zürcher verschmerzen, dass Adi Herrmann einen Penalty verstolperte. Wenn schon ein Penalty verschossen werden müsse, dann lieber diesen, als denjenigen vom Samstagabend, den er zum spielentscheidenden 7:5 versenkt hätte, meinte Adi nach dem Spiel und abgesehen davon, der 10. Treffer wäre traditionellerweise teuer gekommen...

Nun, die Messe war gelesen und Aebis Tor zum 9:5 80 Sekunden vor dem Ende beschäftigte nur noch den Statistiker.

Jetzt wartet im Final der UHC Kappelen. Die Seeländer sind in einer beneidenswerten Playoff-Form und werden wieder ein ganz anderes Unihockey spielen als die Könizer. «Hat man den Final erreicht, ist alles möglich», kostet zwar einen Fünfliber für das Phrasenschwein, doch mit diesen Aussichten liebäugelt der UHCevi Gossau mit dem neunten Meistertitel, auch wenn auf dem Papier Kappelen der grosse Favorit ist.

Wir werden aus der AL arena wieder einen Livestream schalten. Alle weiteren Angaben zu den Finals werden folgen, sobald diese bekannt sind.

Matchtelegramm
UHCevi Gossau – Floorball Köniz III 9:5 (2:0, 2:2, 5:3)
AL arena, Gossau ZH. – 153 Zuschauer. – SR Roland Kaiser.
Tore: 08:31 Brülhart (Hürlimann) 1:0, 16:11 Hürlimann (Schmid) 2:0;
20:57 Niklaus (Guillet) 2:1, 25:50 Aebi (S. Stocker) 2:2, 32:43 Abbühl (Zindel) 3:2, 35:51 Walther (Heusser) 4:2;
42:30 A. Herrmann (Walther) 5:2, 43:10 F. Schlatter (Aebi) 5:3, 44:36 Wyler (d'Hooghe) 6:3 (Eigentor) , 51:58 D. Müller (F. Schlatter) 6:4, 54:21 Walther 7:4 (Eigentor), 56:12 Keller (Wyler) 8:4, 56:30 A. Herrmann (Ehrensperger) 9:4, 58:40 Aebi (D. Müller) 9:5.
Strafen: UHCevi Gossau keine Strafen,Floorball Köniz 1-mal 2 Minuten (Aebi).
UHCevi Gossau: Heusser; Walter (A. Herrmann), Ehrensperger, Walther; Hürlimann, Schmid (Abbühl), Brülhart (Zindel); d'Hooghe, Wyler, Keller; M. Herrmann.
Floorball Köniz: T. Schlatter; D. M üller, S. Müller, F. Schlatter; Michel, Bichsel, Aebi, Kilchhofer, S. Stocker, Guillet, M. Stocker, Niklaus, Bodenmann.
Bemerkungen: UHCevi Gossau ohne Gut, Knecht, Rüegg, Fuhrimann, Diener. 57:34 A. Herrmann (UHCevi Gossau) verschiesst Penalty. Bestplayer: Thomas Schlatter (Floorball Köniz), Philip Heusser (UHCevi Gossau).
Bei unseren Skorerstatistiken gibt es keine Eigentore. Als Torschütze wird der letzte ballberührende Spieler der erfolgreichen Mannschaft gezählt.