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Sieg im 1. Playoff Finalspiel - auch ohne Arno del Curto!

Playoff

Es gab doch einige Zuschauer, welche mit Argusaugen hinter die Spielerbank der Gossauer schauten und nach Arno del Curto suchten. Nun, Arno war natürlich nicht da, denn der Eintrag auf der Homepage des UHCevi Gossau trug ein verdächtiges Datum. Aber der Geist von del Curto war irgendwie doch zu spüren, aber davon später.

Blau-Gelb Cazis war mit viel Ambitionen ins Tösstal gereist und wollte unbedingt die Voraussetzungen schaffen, um eine Woche später in Chur die grosse Meisterfeier starten zu können. Die Titelverteidiger hatten natürlich anderes im Sinn, aber mit Cazis stand einer der grosssen Drei der Saison 2013/14 gegenüber und dass diese Hürde eine hohe sein würde, wusste man spätestens seit dem Ligacup-Halbfinal. Auch wenn Cazis nicht müde wurde zu betonen, dass sie die Aussenseiter wären und Gossau der haushohe Favorit, waren sich die Experten einige, dass diese Sicht der Dinge eher verzerrt wäre und eher Arno del Curto'scher Rhetorik entspräche.

Das Spiel begann wie man es erwartet hatte. Beide Mannschaften bemühten sich sehr, keine Fehler zu begehen und nahmen nicht allzuviel Risiko in der Offensive. Trotzdem fand ein Schuss von Nold den Weg ins Tor und die Steinböcke führten 0:1. Noch machte man sich beim Titelverteidiger nicht allzu grosse Sorgen, denn man hat schon ganz andere Rückstände aufgeholt. Aber eine heftige Reaktion auf das 0:1 war nicht zu spüren. Im Gegenteil, Cazis tankte viel Selbstvertrauen und das 0:2 von Werthan war die logische Folge davon. Jetzt erwachten endlich auch die Zürcher und kaum zwei Minuten später war der Rückstand mit einem Doppelschlag von Bücheler und Walther wettgemacht. Aber das Zwischenhoch war bereits wieder vorbei und Koch, Capatt - nach einer schönen Freistossvariante - und Bebi erhöhten noch vor der Pause auf 2:5. Zweifellos hätte nun Arno del Curto sein frühes Timeout genommen. Da die Zürcher Oberländer aber keinen Coach haben, gab es kein Timeout, aber eine Massnahme. Torhüter Diener räumte noch zwei Minuten vor der ersten Sirene seinen Platz für Bieri und dieser führte sich gleich mit einem Big Save ein.

Auch wenn man schon den einen oder anderen Dreitorerückstand aufholen hat können, runzelten die Zürcher Fachleute in der Pause die Stirn, denn es tanzten die Steinböcke und nicht das weisse Ballett. Ja, die Heinzenberger hatten das Spiel ziemlich im Griff. Nun hofften die Fans, dass in der Kabine eine Ansprache à la Arno stattfinden würde...

Das zweite Drittel begann gut für Gossau. Linus Widmer verkürzte auf 3:5 und die Aufholjagd sollte damit eingeläutet werden. Kochs 3:6 wurde kurz darauf von Hürlimann mit dem 4:6 beantwortet. Ein richtig erarbeitetes Tor, ja ein kanadisches Tor an dem auch AdC seine helle Freude gehabt hätte. Man spürte, dass der Titelverteidiger noch lebte und das noch spannende Minuten bevorstehen würden. Als dann Wintsch mit einem seiner bekannten Knaller das 5:6 markierte, meinte man in der Halle, dass man nun den Schlüssel zum Erfolg gefunden hätte. Das sahen die Steinböcke aber anders. Söderberg und Hardergger stellten den Dreitoreabstand wieder her und die Gossauer Euphorie wurde erneut gebremst. Cazis hinterliess einen äusserst soliden Eindruck und Gossau kam einfach nicht so recht heran. Bis die Matchuhr auf 39:07 vorgerückt war. Schiedsrichter Preisig hatte genug von den immer wieder versteckten Fouls der Bündner und verhängte gegen Roger Stegmann eine Zweiminutenstrafe. Die Strafe war überfällig auch wenn Cazis noch den Video-Beweis liefern will, dass es keine solche gewesen sein sollte. Das kümmerte aber Gossau wenig und die Hoffnungen wuchsen erneut im darauffolgenden Powerplay. Und dann kamen die turbulenten letzten zwei Sekunden. Der Titelverteidiger setzte starken Druck auf und Hürlimann wuselte sich durch die Abwehrreihen der Blaugelben, wurde reglementswidrig gestoppt, der Arm des Schiedrichters ging sofort nach oben, Hürlimann blieb aber am Ball und bugsierte die Kugel über die Linie, gerade noch vor (oder gar mit ?) der Sirene. Auf jeden Fall zeigte Preisig das Tor sofort an und damit war es gültig. Ein klärendes Video von Cazner Seite wird es dafür nicht geben, da die Matchuhr im Rücken der Kamera postiert war und das von der anderen Seite aus aufgenommene Videomaterial soll unbestätigten Gerüchten zu Folge bereits gelöscht worden sein... Mit dem Anschlusstreffer zum 6:8 war natürlich die angezeigte Strafe gesühnt, die Strafe von Stegmann aber blieb stehen und es gab für Gossau noch über eine Minute Powerplay zu Beginn des letzten Drittels.

Zugegeben, regeltechnsch alles ein bisschen kompliziert und auch der Schreiberling musste sich in der Drittelspause bei den anwesenden neutralen Regel-Experten erkundigen, was da genau ablief. Die Auskünfte aber bestätigten, dass alles korrekt abglaufen sein und der Schiri die schwierige Situation ausgezeichnet gelöst habe.

Das Drittel-Ergebnis war mit 4:3 für Gossau immerhin positiv und das Powerplay zu Beginn des letzten Drittels gab weiterhin zu Hoffnung Anlass.

Und auch dieses Powerplay hatte seine Sekunden-Geschichte. Die Powerplay-Formation kostete die verbleibende Zeit auf die Sekunde genau aus, bis Captain Keller die Kugel im Tor versenkte. 7:8, das war noch nicht das Ende der Fahnenstange und nur 23 Sekunden später jubelte Nicky Walther und mit ihm der ganze Rest der Mannschaft über den 8:8 Ausgleich. Aber das war noch nicht genug: Hürlimann etwas später brachte in der 46. Minute seine Farben erstmals in Führung. Die Bündner waren nun doch etwas konsterniert, die Härte nahm zu, die Mätzchen auch und dann wollten sie noch Schwalben gesehen haben, wenn ein Zürcher wieder umgenietet wurde. Insbesondere als Wintsch mit einer Knieverletzung - Seiten- oder Aussenbandriss - ausscheiden musste, kam doch der eine oder andere Misston auf. Negativer Höhepunkt war dann als Hardegger und Walther aneinander gerieten und sofort für zwei Minuten zur Abkühlung hinausgeschickt wurden. Nun holten die Bündner die Brechstange heraus und wollten die Tore erzwingen. Sie nahmen den in der Zwischenzeit eingewechselten Torhüter Koch heraus und und versuchten bei eigenem Ballbesitz mit numerischer Überlegenheit das Tor zu erzwingen. Torhüter Bieri hatte da aber etwas dagegen und verweigerte dem Ball den Eintritt ins Tor. Ja, mit einem schnellen Pass auf Bücheler war er sogar der Ursprung zum Empty-Netter zum 10:8. Gossau versuchte nun Tempo aus dem Spiel zu nehmen und möglichst lange in Ballbessitz zu bleiben, sodass Cazis nicht mehr gefährlich werden konnte. Nach dem Timeout der Bündner - schon vier Minuten vor Ende - wusste, was nun komme würde, das gefürchtete 4:3 Spiel der Cazner. Aber auch das hatten die Titelverteidiger eingehend studiert und zählbares resultierte nichts daraus bis 95 Sekunden vor Schluss nach einem Bündner Ballverlust, Bieri die Kugel schnappte, Bücheler anspielte und der mit einem wunderschönen Hocheckschuss an Torhüter Koch vorbei, der beinahe von der Spielerbank her ins Feld hechtete, das siegsichernde 11:8 erzielte. Es konnte nun nichts mehr passieren, auch wenn Baumgartner noch wegen angeblicher Spielverzöerung auf die Strafbank geschickt wurde, was Leimbacher derart enervierte, dass er wegen Reklamieren ebenfalls noch zwei Minuten erhielt. Arno del Curto hätte das wahrscheinlich verhindern können...  Nun, 49 Sekunden in Unterzahl wurden überstanden und die 1:0 Führung in der Finalserie war Tatsache.

Wieder war es zwischen Cazis und Gossau ein enges Spiel und wieder behielten die Zürcher die Oberhand. Das nur mit Glück erklären zu wollen greift zu wenig tief. Die grosse Erfahrung und auch die gössere Cleverness mögen da auch mitgeholfen haben. Auch wenn man erneut einen Dreitorerückstand gegen ein absolutes Spitzenteam hat wettmachen können, wird das möglicherweise nicht immer gut gehen. Cazis wird das Spiel sehr gut analysieren und Antworten finden. Die Partie am nächsten Samstag in Chur wird wahrscheinlich noch intensiver, und ein zahlreiches fanatisches Publikum wird seinen Steinböcken Feuer unter dem Hintern machen, um das weisse Ballett durcheinander zu wirbeln. Ob es gelingt, wir sehen es am nächsten Samstag um 18:00 Uhr in der Gewerbeschule Chur. 

Übrigens für die Statistiker, auch wenn Statistiken keine Meisterschaften gewinnen:
12 der letzten 14 Finalserien endeten 2:0 und nur ein einziges Mal (2001) gelang es dem späteren Meister ein 0:1 aufzuholen...

Matchtelegramm
UHCevi Gossau – Blau-Gelb Cazis 11:8 (2:5, 4:3, 5:0)
Grosshalle Tösstal, Turbenthal. – 150 Zuschauer. – SR Marc Preisig.
Tore: 4. Nold (Werthan) 0:1, 10. Werthan (Bebi) 0:2, 12. Bücheler (B. Widmer) 1:2, 12. Walther (D'Hooghe) 2:2, 13. Koch (Fausch) 2:3, 17. Capatt (Hardegger) 2:4, 18. Bebi (Werthan) 2:5;
23. L. Widmer (Hürlimann) 3:5, 29. Koch (Stegmann) 3:6, 31. Hürlimann (Bücheler) 4:6, 33. Wintsch (D'Hooghe) 5:6, 35. Söderberg (Koch) 5:7, 38. Hardegger (Stegmann) 5:8, 40. (39:59) Hürlimann 6:8;
42. Keller (Bücheler) 7:8 (PP), 42. Walther (D'Hooghe) 8:8, 46. Hürlimann (L. Widmer) 9:8, 52. Bücheler (Bieri) 10:8, 59. Bücheler (Bieri) 11:8,
Strafen: UHCevi Gossau 3-mal 2 Minuten, Cazis 2-mal 2 Minuten.
UHCevi Gossau: Diener (ab 18. Bieri); Hürlimann, L. Widmer, Wintsch; Bücheler, Keller, B. Widmer; Walther, d'Hooghe,Baumgartner; Leimbacher, Vollenweider.
Blau-Gelb Cazis: Calörtscher (ab 41. A. Koch); Capatt, Neuhaus, Hardegger; Stegmann, Söderberg, Vaerini, Bebi, Werthan, B. Koch, Fausch, Rageth, Marugg, Nold.
Bemerkungen: UHCevi Gossau Ehrensperger und Frank (überzählig). 56. Timeout Cazis. Bestplayer: Bruno Koch (Cazis) und Thomas Hürlimann (Gossau)