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Start in die Playoffs geglückt

Playoff

Etwas mehr als ein Jahr nach dem legendären Cupfinal traf der UHCevi Gossau auf den UHC Nuglar United. Klar, dass sich die Sschwarzbuben Revanche für die bittere Niederlage im Berner Wankdorf geschworen hatten. Dass diese Partie nun schon in den Viertelfinals stattfinden sollte, wurde allgemein als schade empfunden, da beide Mannschaften eine technisch feine Klinge führen und für hochstehendes und finalwürdiges KF-Unihockey bekannt sind. Nuglar hatte eine etwas verkorkste Regular-Season und liess gegen deutlich schwächer eingestufte Gegner den einen oder anderen Punkt zuviel liegen, sodass am Ende für die Ansprüche der Solothurner «nur» der enttäuschende dritte Rang zustande kam.

Daraus zu schliessen, dass Gossau dadurch leichtes Spiel hätte, durfte man natürlich keineswegs. Zu routiniert sind die Oberländer, um in diese Falle zu treten. Die Qualitäten - auch ohne den verletzten Spielgestalter Alferd Kurtesi - sind bekannt und ein ausgeglichenes Spiel mit harter Gegenwehr durfte erwartet werden.

«Nur nicht zu Beginn in Rückstand geraten, um dann eine Aufholjagd starten zu müssen.» Die Devise auf Zürcher Seite war klar, umso mehr, als dass in den letzten Spielen der Meisterschaft stets nach einer vermurksten ersten Halbzeit, im zweiten Abschnitt noch korrigiert werden musste. Ein solches Szenario wäre gegen die erfahrenen Schwarzbuben ein schwierigers Unterfangen, ja eine Herkulesaufgabe und das wollten die Einheimischen verhindern. Und nach 13 Sekunden klingelte es bereits bei Bieri... Der veremintliche Ausgleich eine knappe Minute später wurde wegen Torraumoffseide aberkannt, aber kurz darauf hatte Nicky Walther einen seiner Energeianfälle, indem er den Ball erst hergab, als er diesen nach einem beeidruckenden Sololauf hinter Wiedmer im Tor versteckte. Basil Widmer zum 2:1 und Andy Wyler im Powerplay - der etwas übermotivierte Ex-Gossauer Thomas Voegtli hielt sich in der Kühlbox auf - zum 3:1 sorgten vorläufig für eine Wende. Brülharts 4:1 noch vor Ablauf der ersten Hälfte des Startdrittels beruhigte zwar vorerst die Nerven der Zuschauer, aber wie war das vor einem Jahr im Cupfinal zu diesem Zeitpunkt? Genau, auch damals lag Gossau mit drei Toren vorn und somit war überhaupt noch kein Grund zur Euphorie. Und richtig, schon zwei Minuten später brachten Meier und Mangold ihre Farben wieder heran und als Keller in die Kühlbox geschickt wurde - der Grund für die Strafe war ein angeblicher Stockschlag von hinten - ahnten die Gossauer-Anhänger schon Schlimmeres. Das Boxplay der Gossauer eingeschlossen Torhüter Bieri funktionierte aber tadellos und die Strafe wurde überstanden bis die Hand vom Schiri erneut emporschnellte. Diesmal war Hürlimann der ungläubige Sünder und der Ausgleich nach nur 12 Sekunden der Strafe konnte nicht mehr verhindert werden. Und für Nuglar kam es noch besser. Der allgegenwärtige Meier sorgte dafür, dass Nuglar mit einer Eintoreführung in die erste Pause gehen konnte. Erneut kamen die Erinnerungen an den Cupfinal in den Köpfen der Fans hoch.

Im zweiten Drittel stand dann vor allem Schiri Petros im Vordergrund, der wohl nicht seinen besten Tag erwischt hatte. Insgesamt acht Zweiminüter verhängte er gegenüber zwei Teams, welche zu den fairsten der Liga gehören. Unverständnis herrschte auf beiden Seiten dafür, und auch im Publikum hatten altgediente Experten das Gefühl, dass sie die Unihockey-Regeln neu lernen müssten. Klar, viele Entscheide sind im Interpretationsspielraum des Schiris, und da gibt es nichts zu reklamieren. Wenn aber der Massstab derart unterschiedlich ausgelegt wird - da wird der eine wegen einer Aktion, die höchstens in die Nähe eines Regleverstosses kommt, rausgeschickt und der andere wird nach einem klaren Foul gerade einmal ermahnt - muss man sich schon Fragen stellen. Aus Farinessgründen wollen wir aber festhalten, dass die nicht immer nachvollziehbaren Entscheide beide Mannschaften betrafen. Es war dann anfangs des zweiten Drittels, als Gossau erneut dezimiert wurde - Brühwiler, der Unglücksrabe -, und Nuglar Gelegenheit hatte, im Powerplay die Führung auszubauen. Offenbar aber regten sich die routinierten Cracks des Heimteams viel weniger auf als die Zuschauer und James Bücheler gelang gar der vielbejubelte Shorthander zum Ausgleich. Nach der erneuten Führung für das Gastteam durch Stocker gaben dann zwei weitere Strafen zu Gesprächstoff Anlass, allerdings ohne Folgen auf beiden Seiten, bevor dann Andreas Wyler im Stile eines eiskalten Killers ein Zuspiel von Keller  souverän in die Maschen zum 6:6 Ausgleich hämmerte. Dies war gleichzeitig der Stand bei der zweiten Kaffeepause und für alle «Cupfinalgeschädigten», Gossau war um ein Tor besser dran als damals...

Zu Beginn des letzten Drittels war es Brühwiler, der die Welt nicht verstand. Genau, er hatte zwei Strafminuten abzusitzen, was Nuglar sogleich mit dem 7:6 beantwortete. Das Spiel wogte nun hin und her. Matthias Baumgartner mit einem nicht sehr scharfen aber sehr platzierten Schuss ins Dreieck zum 7:7 und Yannick Tanner zum 8:7 waren die nächsten Einträge auf der Skorerliste, bevor dann das Drehbuch Cupfinal endgültig verlassen wurde. Innerhalb fünf Minuten, Leimbacher, Basil Widmer, zweimal Brülhart und Brühwiler - nicht unbedingt der Torschütze vom Dienst aber offenbar mit der süssen Rache für seinen Zweiminüter - schraubten das Skore auf 12:8 und Nuglar sah sich gezwungen das Timout zu nehmen. Das brachte vorerst nicht die gewünschte Wirkung, denn Leimbacher erhöhte kurz darauf zum 13:8. Und plötzlich war Gossau in der Situation, in welcher Nuglar damals im Cupfinal war. Aber den Fehler, sich zu sicher zu fühlen, wollten sie nicht machen, denn es war noch genügend Zeit für eine Aufholjagd. Zudem das 4:3 Spiel der Schwarzbuben ist berüchtigt und alles konnte noch passieren. Und tatsächlich, ein Doppelschlag von Meier zum 13:10, knapp fünf Minuten vor Ende und das mulmige Gefühl kam erneut hoch. Um drei Tore aufzuholen - richtig kombiniert - braucht es 22 Sekunden...  Drei Minuten vor Ende entschärfte Voegtli mit einem Zweiminüter die Situation für Gossau. Nun war es an den Zürcher Oberländern das Timeout zu nehmen. Bestimmt wurde allen eingeschärft, ja keine überhasteten Abschlüsse zu riskieren und Ballhalten als erste Priorität. So sollte mindestens bis zum Ablauf der Strafe nichts passieren und die restlichen 51 Sekunden sollten dann mit dem Dreitorevorsprung unbeschadet überstanden werden können. Als dann aber genau zwei Minuten vor Schluss Wyler mit einem präzisen Pass von Bücheler angespielt wurde, konnte er nicht widerstehen und haute die Kugel humorlos ins Netz zum 14:10 Schlussresultat.

Der erste Sieg in einer Playoff-Partie seit beinahe zwei Jahren - 16:15 n.V. im Playoff-Final gegen Cazis - ist im Trockenen. Noch ist damit aber nichts gewonnen. Nuglar wird alles versuchen die Serie zu drehen und dazu haben sie die Qualitäten. Das sind sich auch die Gossauer bewusst und sie werden das Spiel vom Sonntag genau analysieren, was verbessert werden kann, um dann in Basel die Halbfinalqualifikation sicherzustellen. Sollte das gelingen, wartet dort mit grösster Wahrscheinlichkeit Blau-Gelb Cazis... 

Matchtelegramm
UHCevi Gossau – UHC Nuglar United 14:10 (4:5, 2:1, 8:4)
Sporthalle Allmend, Meilen. – 80 Zuschauer. – SR Fidel Petros-.
Tore: 00:13 M. Stocker (Y. Tanner) 0:1, 04:20 N. Walther (P. Frauchiger) 1:1, 07:24 B. Widmer (T. Hürlimann) 2:1, 08:23 A. Wyler (T. Hürlimann) 3:1 (PP),  08:51 M. Brülhart (N. Walther) 4:1, 10:04 D. Meier (D. Mangold) 4:2, 12:48 M. Stocker (F. Würsch) 4:3, 16:52 D. Meier (D. Mangold) 4:4 (PP), 18:59 D. Meier (Y. Tanner) 4:5;
26:07 J. Bücheler (M. Brülhart) 5:5 (BP!), 28:56 M. Stocker (Y. Tanner) 5:6, 35:11 A. Wyler (M. Keller) 6:6;
41:20 Y. Tanner (T. Voegtli) 6:7 (PP), 42:15 M. Baumgartner (A. Wyler) 7:7, 42:35 Y. Tanner 7:8, 45:35 L. Leimbacher (M. Baumgartner) 8:8, 46:18 B. Widmer (S. Brühwiler) 9:8, 47:44 M. Brülhart (A. Wyler) 10:8. 50:20 S. Brühwiler (B. Widmer) 11:8, 50:56 M. Brülhart (T. Hürlimann) 12:8. 52:07 L. Leimbacher (J. Bücheler) 13:8, 54:06 D. Meier (Y. Burtschi) 13:9, 55:23 D. Meier (Y. Tanner) 13:10, 58:00 A. Wyler (J. Bücheler) 14:10 (PP).
Strafen: UHCevi Gossau 5-mal 2 Minuten (2x Keller, Hürlimann, Rüegg, Brühwiler), UHC Nuglar United 3-mal 2 Minuten (2x Voegtli, Mangold).
UHCevi Gossau: Bieri (ab 50. Heusser); Frauchiger, Brülhart, Walther; Hürlimann, Brühwiler, B. Widmer; Bücheler, Wyler, Keller; Leimbacher, Rüegg, Baumgartner.
UHC Nuglar United: Widmer; Würsch, Stocker, Tanner; D. Mangold, Meier, Voegtli; Burtschi, Christ, Kospo; Vögtli, S. Mangold, Hauser.
Bemerkungen: UHCevi Gossau ohne K. Diener, L. Baltisberger (überzählig), d'Hooghe, L. Widmer, Frank. 50:56 Timerout Nuglar, 57:09 Timeout Gossau. Bestplayer Gossau: Marc Brülhart, Bestplayer Nuglar: Dominik Meier.