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Vier Punkte gegen zwei Playoffanwärter

Meisterschaft

Cazis, die unbestrittene Nummer eins im Bündner KF, war zweifellos der stärkste Gegner, der in der laufenden Saison gegen den Schweizermeister auflaufen durfte und entsprechend prominent war der Spitzenkampf in der Lokalpresse ein Thema. Die Heinzenberger haben sich akribisch auf das Gipfeltreffen gegen Gossau vorbe-reitet, nicht zuletzt mit umfangreichem Videomaterial, das im Spiel Gossau gegen Muotathal erstellt wurde. Auch wenn behauptet wurde, dass dabei der Fokus nur auf Muotathal gerichtet worden wäre – Cazis hat die Innerschwyzer auch prompt 7:5 ge-schlagen – hat man das Spiel der Oberländer zweifellos auch studiert und das sollten diese noch zu spüren bekommen.

So starteten beide Teams hochkonzentriert in den Wettkampf. Cazis gewann das erste Bully und die Zürcher Oberländer mussten sich gleich in der Defensive bewäh-ren. Und bald war dem interessierten Zuschauer klar, woran die Zürcher Oberländer in den vergangenen Wochen gearbeitet hatten. Das defensive Verhalten war vorbild-lich und von offensivem Wahnsinn war nichts mehr zu sehen. Mit dieser Taktik kommt man zwar nicht zu zahlreichen Torchancen, aber auch da legte der UHCevi Gossau in der ersten Halbzeit eine selten gesehene Effizienz an den Tag. Nach drei Minuten Matthias Keller auf einen herrlichen Pass von Walther und nach sechs Minu-ten Linus Widmer nach ebenso herrlicher Vorarbeit von Künzler sorgten für einen perfekten Start. In der neunten Minute jubelten zum ersten Mal die Einheimischen, aber der Schiedsrichter verweigerte den Treffer. Von der Tribüne hatte man den Ein-druck, dass der Ball für kurze Zeit in vollem Umfang hinter der Linie gewesen wäre, der Schiedsrichter stand allerdings hinter dem Tor und aus dieser Perspektive ver-deckt der Ball die Torlinie, sodass der Unparteiische die Situation gar nicht richtig einschätzen konnte. Das war wirklich Pech für Cazis. Der zwischenzeitliche An-schlusstreffer durch Bruno Koch fiel dann doch noch kurz darauf. Diesen konterten dann aber Keller, der die Kugel irgendwie im Bündner Tor versteckte und Benj Am-bühl mit einem sehenswerten Weitschuss auf einen Laserpass von Vollenweider zum Halbzeitstand von 4:1. Diese Halbzeit war wohl das Perfekteste, was Gossau in die-ser Saison geboten hatte: hinten dicht und vorne effizient. Was will man mehr.

Im Lager der vier Gossauer Fans freute man sich auf die zweite Halbzeit und hoffte, dass es im gleichen Stil weitergehen möge. Aber die Heinzenberger bewiesen nun eindrücklich, dass sie zu Recht von den Experten als Playoffanwärter gehandelt wer-den. Mit frischem Schwung kamen sie aus der Kabine und wurden auch bald darauf mit dem Anschlusstreffer zum 4:2 durch Rolf Hefti belohnt. Der Kampf wogte nun auf und ab. Was den Zuschauern geboten wurde, war Kleinfeldunihockey vom Feinsten. Die Zürcher Oberländer waren dem 5:2 eher näher als die Bündner dem 4:3. Als man auf den Tribünen schon das 5:2 bejubeln wollte – der Ball war unterwegs Rich-tung leeres Tor – und plötzlich stand, wie ein Murmali vor dem Bau, Neuhaus im Tor-raum und verhinderte das sichere 5:2. Das war natürlich nicht reglementskonform und der Schiedsrichter verhängte zu Recht einen Penalty. Keller nahm Anlauf und scheiterte am glänzenden Torhüter Lutz. Halb so schlimm dachten die Zürcher An-hänger, da die Zweiminutenstrafe nun abgesessen werden musste und das Po-werplay der Gossauer landesweit gefürchtet ist. Aber jetzt zeigte es sich, dass man den abwesenden James Bücheler schmerzlich vermisste und das Powerplay war nicht sehr zwingend. Und wer die Chancen zu eigenen Toren nicht nützt – 1€ ins Phrasenschwein – bekommt sie. Kochs 4:3 wurde von den zahlreichen Caznern fre-netisch bejubelt. Schon gut sechs Minuten vor Schluss nahmen sie ihr Timeout um auf 4:3 umzustellen. Angriff um Angriff wogte aufs Zürcher Tor, aber jetzt schlug die grosse Stunde von Torhüter Simon Meier. Was die Kameraden nicht blockten fischte er und trieb die Bündner zur Verzweiflung. Aber auch der Schweizermeister kam zu Chancen, doch der Ball wollte auch auf der anderen Seite nicht mehr ins (leere) Tor. Die Nerven der Fans wurden auf eine harte Probe gestellt, aber zum Schluss konn-ten die Gossauer doch noch jubeln.

Der Sieg gegen den Mitfavoriten war glücklich, aufgrund der perfekten ersten Halb-zeit aber verdient. Cazis hat die zweite Halbzeit zu Null gewonnen und hat bewiesen, dass sie in die Playoffs gehören. Der Spitzenkampf hat die hohen Erwartungen er-füllt, war jederzeit fair und war beste Werbung für Unihockey auf dem Kleinfeld. Für solche Spiele nimmt man gern auch längere Reisen unter die Räder.

 

Nuglar United ist ein altbekannter Gegner aus Ligacup und Playoffspielen. Meistens waren die Spiele hart umstritten mit knappem Ausgang – einmal sogar erst im Pe-naltyschiessen – aber stets mit dem gleichen Sieger, dem UHCevi Gossau. Die Qua-litäten der Schwarzbuben waren also bekannt und man wusste, was auf einen zu-kam. Zum Glück waren die Zürcher Oberländer mit der Matschvorbereitung auf das Cazis Spiel beschäftigt und sahen nicht, wie sich Nuglar in ihrem ersten Spiel gegen Eschenbach beim 9:9 beinahe blamierte. Neun Gegentore mit zum Teil katastropha-lem Abwehrverhalten mochten den Eindruck erwecken, dass die Solothurner nicht ihren besten Tag erwischt hätten. Immerhin konnten sie in den letzten zwei Minuten mit 4:3 aus einem 6:9 noch ein 9:9 machen.

Aber Nuglar war im Spiel gegen den Schweizermeister nicht mehr wiederzuerken-nen. Mit ihrem bekannten in hohem Tempo ausgeführten «Hinterlaufen» versuchten sie die Abwehr der Gossauer schwindlig zu spielen und der permanente Ballbesitz der Solothurner machte einem Angst und Bange. Aber die Gossauer Defensive stand solid und liess nichts zu. Im Gegenteil, kurz vor Hälfte der ersten Halbzeit entwischte Keller und mit einem präzisen Pass auf Nicky Walther vollendete dieser auf 1:0. Die Schwarzbuben wirbelten aber weiter und nicht unverdient gelang Yanick Tanner mit einem sehenswerten «Buebetrickli» am sonst untadeligen Bohli vorbei der Ausgleich. Bis zur Pause gelang darauf beiden Mannschaften nichts mehr Zählbares.

In der zweiten Halbzeit war das Bild dasselbe. Nuglar rannte, Gossau stand defensiv gut. Aber man hatte von aussen den Eindruck, dass sich Nuglar irgend wann einmal müde gelaufen hätte und prompt sieben Minuten vor Ende gelang Künzler das 2:1. Man sagt zwar, dass im Unihockey ein Eintore-Vorsprung nichts sei, am heutigen Nachmittag aber war das bei den defensiven Qualitäten der Gossauer sehr wohl et-was. Nuglar reagierte darauf, in dem sie Torhüter Grolimund – woher haben die im-mer so ausgezeichnete Torhüter? – bei Ballbesitz herausnahmen, um mit 4:3 angrei-fen zu können. Immerhin ein Rezept, das gegen Eschenbach Erfolg hatte. Aber Gos-sau ist nicht Eschenbach. Das Tor von Fafa Bohli wurde nun unter gehörigen Be-schuss genommen, aber der 47er zeigte eine ebenso untadelige Leistung wie sein Kollege Meier im vorherigen Spiel, und er krönte seine Leistung mit einem Assist auf Matthias Baumgartner, der mit dem 3:1 ins leere Tor alles klar machte.

Vier wichtige Punkte gegen starke Mitbewerber sind damit im Trockenen. Der UHCe-vi Gossau hat ein ziemlich grosses Ausrufezeichen gesetzt und ist wieder auf Kurs Richtung Playoff. Noch aber wartet in der nächsten Runde der absolute Spitzen-kampf gegen Leader White Horse Lengnau, das «beängstigend stark» spielt und seine Gegner nur so wegputzt. Die Gossauer brauchen sich aber vor den Aargauern nicht zu verstecken und ein spannender und wahrscheinlich nervenzehrender Spit-zenkampf steht an. Möglicherweise kann das Heimpublikum in Wetzikon den Aus-schlag geben. Also liebe Fans, 19.12.2010, 14:30 Uhr im Wydum nicht verpassen, mit eurer Unterstützung wird gerechnet!

Abschliessend noch ein Wort zur Organisation der Cazner Heimrunde in Domat/Ems. Erst einmal sei ein dickes Dankeschön an die Bündner. Das war grosse Klasse. Ich habe noch nie erlebt, dass an einer «gewöhnlichen» Meisterschaftsrunde die Teams vor dem Spiel vorgestellt werden und dass die Torschützen bekannt gegeben wer-den und gar korrigiert werden, wenn sich in der Hektik ein Fehler eingeschlichen hatte. Auch die Resultate der vorangegangenen Spiele wurden feinsäuberlich auf den aufgehängten Listen nachgetragen, sodass der später eintreffende Besucher sofort im Bilde war. So macht es Spass!

Vielleicht sollte es sich der Verband wirklich noch einmal überlegen, ob er die Tessi-ner Heimrunde nicht den Caznern übertragen sollte. Es ist doch niemandem gedient, wenn die Tessiner aufgrund von Paragraphen, die Runde ohne eigene Mannschaft organisieren müssen, dies aber wahrscheinlich nur lustlos tun werden.

Matchtelegramm

UHCevi Gossau – Blau Gelb Cazis 4:3 (4:1, 0:2) 
Vial, Domat/Ems, 180 Zuschauer / SR: -
Tore: 3. Keller (Walther) 1:0. 6. L. Widmer (Künzler) 2:0, 9. Koch 2:1, 14. Keller (Wal-ther) 3:1, 17. Ambühl (Vollenweider) 4:1;
21. R. Hefti 4:2, 29. Koch 4:3.
Strafen: Gossau keine, Cazis 1x2Minuten
Gossau: Meier; Luchsinger, Keller, Walther; Künzler, Baumgartner, L. Widmer; Am-bühl, Leimbacher, Vollenweider.
Cazis: Yves Lutz; Neuhaus, Werthan, U. Marugg, Rageth, R. Hefti, Söderberg, Hardegger, Nold, C. Marugg, Christoffel, Liver, Koch
Bemerkungen: Gossau ohne Bücheler (Ferien) und d’Hooghe (verletzt). B. Widmer und Torhüter Bohli (überzählig). 26. Keller verschiesst Penalty, 34. Timeout Cazis

UHCevi Gossau - UHC Nuglar United 3:1 (1:1,2:0) 
Vial/Domat/Ems/ 40 Zuschauer / SR: -
Tore: 8. Walther (Keller) 1:0, 12. Tanner 1:1;
33. Künzler (L. Widmer) 2:1, 40. Baumgartner (Bohli) 3:1.
Strafen: Gossau keine, Nuglar 2-mal 2 Minuten,.
Gossau: Bohli; Luchsinger, Keller, Walther; Künzler, Baumgartner, L. Widmer; B. Widmer, Leimbacher, Vollenweider.
Bemerkungen: Gossau ohne Bücheler (Ferien) und d’Hooghe (verletzt). Ambühl und Torhüter Meier (überzählig).