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Zum 9. Mal im Playoff-Final

Playoff

Gossau - Canes, der Klassiker schlechthin hat schon manche Geschichte geliefert und die Anekdoten rund um den ewigen Zweikampf zwischen Zürchern und Bernern sind zahllos. Umso mehr war man erstaunt, dass in diesem Spiel nocht so recht Stimmung aufkommen wollte. Schon beim Auftritt der Gelben (früher waren das noch goldene Trikots, die aber ziemlich Patina angesetzt hatten... ) rieb man sich verwundert die Augen und man konnt zählen wie man wollte, mehr als sechs Feldspieler waren nicht auszumachen. Und wie sollten das die «alten Herren» noch durchhalten, umso mehr wenn sie im Falle eines Sieges 24 Stunden später noch einmal antreten müssten? «Wir haben für diesen Fall ein Hotel gebucht», meinte Markus Schwab, allerdings augenzwinkernd.

Das Spiel begann wie erwartet. Gossau bemüht um Ballbesitz, die Canes auf Fehler lauernd und dann den Konter fahren. Nach etwas vier Minuten hatte dieses Rezept Erfolg und Uetz brachte die Berner 0:1 in Führung, was aber auf den Rängen aber nicht für Unruhe sorgte,sondern man tat das als bedauernswerten Betriebsunfall ab und dass man damit richtig lag bewies der Titelverteidiger auf dem Feld. Als ob es den Weckruf gebraucht hätte, korrigierten Nicky Walther und Linus Widmer den Rückstand umgehend und etwas nach der Hälfte des ersten Drittels lagen die Titelverteidiger komfortabel 5:1 in Front. Eine meisterliche Effizienz und schnelles Kombinationsspiel - für die behäbigen Berner zu schnell - war das Erfolgsrezept. Nun wurde aber auch das Spiel der Zürcher mehr und mehr tatisch und die Berner hatten plötzlich mehr Ballbesitz. Luginbühl markierte dann zum 5:2, aber alles war noch im grünen Bereich und bei diesem Stand ertönte dann auch die Pausensirene.

Man war sich einig, dass noch selten ein Spiel gegen die Canes derart wenige Nerven gekostet hätte und man erwartete im zweiten Drittel, dass der Rekordmeister den Fans die Kür bieten würde

Es kam aber wieder einmal anders. Die erste Minute im zweiten Drittel war noch nicht gepielt und Luginbühl traf zum dritten Mal für die Berner. Kurz darauf doppelte Suter nach. Sollte es nun mit dem geruhsamen Nachmittag für die Gossauer Anhänger vorbei sein? Nein, als wäre es eine Majestätsbeleidigung, schalteten die Zürcher einen Gang höher und stellten den Dreitoreabstand zum 7:4 wieder her. Beim Stande von 7:5 wurde Captain Tom Lüthi wegen Reklamieren in die Kühlbox geschickt. Begannen die Canes die Nerven zu verlieren? Wie dem auch sei, Gossau konnte sein Powerplay demonstrieren und es war Keller, der einen blitzsauberen Pass von Hürlimann verwerten konnte. Kurz darauf doppelte Linus Widmer mit einem prächtigen Treffer genau ins Dreieck nach. Schwabs Anschlusstreffer beantwortete Vollenweider mit dem 10:6 und das zweite Drittel war damit zu Ende. Alles schien nach Programm zu laufen.

Aber die Vergangenheit lehrt, dass die Canes immer noch irgendetwas in der Trickkiste hätten, aber auf den Rängen konnte man sich kaum vorstellen, was das sein sollte. Zu stark schien der UHCevi Gossau zu sein und im letzten Drittel würde ohnehin die physische Überlegenheit zum Zuge kommen.

Und die ersten 10 Minuten des letzen Drittels liefen wie erwartet. Der Vorsprung wurde bis zum 12:7 auf fünf Tore ausgebaut und eigentlich konnte nichts mehr passieren. Dachte man! Aber dann kam der Moment, über den noch lange diskutiert und gesprochen wurde. Plötzlich reklamierten die Berner in berühmt-berüchtigter Chris McSorley-Manier, dass bei Büchleler etwas an seiner Ausrüstung nicht reglementarisch sein sollte. Schiedsrichterin Anna Strähl - es soll an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt werden, dass sie eine tadellose Leistung abgeliefert hat - musste der Reklamation auf den Grund gehen und hatte, nachdem sie die Unregelmässigkeit festgestellt hatte, keine andere Wahl, die Matchstrafe gegen James Bücheler zu verhängen und zusätzlich dem Team eine Fünfminutenstrafe aufzubrummen. Diese sass dann Silvan Frank ab, der auf diese ungewöhnliche Art und Weise zu seinem Debut in der ersten Mannschaft kam. Man kann es drehen und wenden wie man will, die Strafe war hart, sehr hart sogar. Klar, das Reglement ist in dieser Angelegenheit eindeutig, ob diese Regel andrerseits sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Aber die stellt sich hier nicht. Es ist einfach schade, wenn eine klar unterlegene Mannschaft solche Mätzchen benötigt, um eventuell doch noch zurück ins Spiel zu kommen. Die langjährigen Zuschauer mögen sich vielleicht erinnern, dass in einem Playoff-Halbfinalspiel gegen die Canes vor etwa 10 Jahren der damalige Trainer Lukas «Rouge» Roth die Biegung eines Stocks der Berner nachmessen liess, allerdings erfolglos. Möglicherweise war das die späte Revanche dafür. Nun, alles Lamentieren half nichts. Bücheler wurde für den Rest des Spiels ausgeschlossen und die nächste fünf Minuten war Gossau in Unterzahl, ohne, dass sie bei einem Gegentreffer zum Vollbestand zurückkehren konnten. Auch mit fünf Toren Vorsprung gegen die Canes beinahe ein Himmelfahrtskommando. Immerhin die Spannung kehrte zurück. Die Berner nahmen sofort Torhüter Steck heraus und agierten zu vier gegen die zwei sich tapfer wehrenden Gossauer. Und diese erzielten durch Hürlimann zunächst einen Shorthander! Aber lange konnte das Spiel zwei gegen vier nicht gut gehen. Innert drei Minuten erzielten die Berner vier Treffer zum 11:13 und und als in einer ganz heissen Situation die fünf Strafminuten abgelaufen waren, traute sich Frank nicht, das Spielfeld wieder zu betreten. DIe Situation entspannte sich erst, als Nicky Walther mit einem herrlichen Buebetrickli auf 14:11 stellte. Suters 14:12 schmerzte dann nicht mehr so sehr, umso mehr als dann eine gute halbe Minute vor Schluss, Yves «Ronaldo» d'Hooghe mit einem Empty Netter alles klar machte.

Der Finaleinzug ist zweifellos verdient, der UHCevi Gossau war eindeutig die bessere Mannschaft. Das fragwürdige Mätzchen der Berner mag die Freude über die neunte Finalteilnahme nicht zu trüben, hinterlässt aber dennoch ein «Gschmäckle» der unangenehmeren Art.

Wir freuen uns nun auf den Final gegen Blaugelb Cazis, das Duell der beiden besten Mannschaften aus dem Osten, die auch von Vertretern aus der Westgruppe nicht gestoppt werden konnten. Demzufolge sind es auch die aktuell besten Kleinfeldmannschaften des Landes, die aufeinandertreffen werden. Beide werden sich aufs Unihockeyspielen konzentrieren und nicht auf reglementarische Spitzfindigkeiten. Einen Favoriten gibt es nicht, Spektakel wird garantiert sein - «huarra geil», wie der 24er von Cazis bemerkt - und darauf freuen wir uns!

Matchtelegramm
UHCevi Gossau – Berner Hurricanes 15:12 (5:2, 5:4, 5:6)
Berufsschule Uster, Uster. – 80 Zuschauer. – SR Anna Strähl-.
Tore: 5. Uetz (Lüthi) 0:1, 5. Walther (Vollenweider) 1:1, 6. L. Widmer (Baumgartner) 2:1, 8. Baumgartner (Hürlimann) 3:1, 10. B. Widmer (Hürlimann) 4:1, 12. L. Widmer (Baumgartner) 5:1, 13. R. Luginbühl (Suter) 5:2;
21. R. Luginbühl (Suter) 5:3, 23. Suter (Schwab) 5:4, 24. Bücheler (B. Widmer) 6:4, 26. Hürlimann (L. Widmer) 7:4, 28. Suter 7:5, 35. Keller (Hürlimann) 8:5 (PP),. 36. L. Widmer (Hürlimann) 9:5, 37. Suter (Schwab) 9:6, 39. Vollenweider (Walther) 10:6;
41. Bücheler 11:6, 45. D'Hooghe (Walther) 12:6, 48. Uetz (Koch) 12:7, 54. Hürlimann 13:7 (BP!), 54. Schwab (R. Luginbühl) 13:8, 56. Suter (R. Luginbühl) 13:9, 57. Suter (Schwab) 13:10, 57. R. Luginbühl (Koch) 13:11, 58. Walther 14:11, 59. Suter 14:12, 60. (59:23) D'Hooghe 15:12.
Strafen: UHCevi Gossau 1mal 5 Minuten (Frank), 1 Matchstrafe (Bücheler), Berner Hurricanes  2-mal 2 Minuten.
UHCevi Gossau: Bieri; Hürlimann, L. Widmer, Baumgartner; Bücheler, Keller, B. Widmer; d'Hooghe, Vollenweider, Walther; Frank
Berner Hurricanes: Steck; Luginbühl, Schwab, Suter; Lüthi, Koch, Uetz.
Bemerkungen: UHCevi Gossau ohne Leimbacher, Wintsch sowie Diener und Ehrensperger (überzählig). Canes ohne Zurflüeh u.v.a. sowie Burri (überzählig) Christian Suter und Linus Widmer Bestplayer. Anna Strähl ersetzt kurzfristig verletzten Patrick Hager als Schiedsrichter.