Direkt zum Inhalt

Zwei wertvolle Siege gegen zwei Mitfavoriten

Meisterschaft
Capatt und Keller: ein immer wieder packendes Duell. (Foto: Patric Sutter, Cazis)

Die 1. Meisterschaftsrunde im neuen Jahr sollte, so die einhellige Meinung unter den Verantwortlichen des UHCevi Gossau, weichenstellend für den weiteren Verlauf der Saison sein, standen doch mit dem starken Blau-Gelb Cazis und dem frischgebackenen Ligacup-Finalisten UHC Nuglar United zwei direkte Mitkonkurrenten um die begehrten Playoff-Plätze auf dem Programm. Da die Runde in der schmucken Halle Vial in Domat/Ems über die Bühne ging, hatten die Cazner ein Heimspiel und dementsprechend warteten zahlreiche erwartungsfrohe Zuschauer auf den Auftritt ihrer Lieblinge. Zudem hatte im Vorfeld der Partie ein Artikel in der «Südostschweiz» für Furore gesorgt, in welchem die ehemaligen Grossfeld-Cracks Adrian Capatt und «der alte Schwede» Björn Söderberg erklärten, dass sie alles daran setzen würden, die Playoffs zu erreichen.

Sofort sah man zu Beginn des Spiels, dass Capatt und Söderberg ihren Worten auch Taten folgen lassen wollten. Zu-nächst bissen sie sich aber in der ausgezeichneten Gossauer Defensive die Zähne aus, doch dann warf Capatt seine ganze Routine in die Waagschale und überlistete Patrick Diener zum vielbejubelten 1:0. Der Titelverteidiger aber reagierte auf diesen Rückstand äusserst abgeklärt. Sie verloren die Geduld nicht, warteten auf ihre Chance und die kam. Zunächst lancierte Leimbacher mit einem herrlichen Pass d’Hooghe, der direkt abziehen konnte und zum Ausgleich einnetzte und nur eine Minute später war es Captain Keller, der einen Fehler der Heinzenberger eiskalt ausnützte und die Kugel im rechten oberen Winkel versteckte. Da hatte auch der ausgezeichnete Calörtscher für einmal das Nachsehen. Nun lag der Titelverteidiger vorne und es waren nun die Bündner, die stürmisch den Ausgleich suchten. Capatt versuchte immer wieder mit einem Buebetrickli zum Erfolg zu kommen, aber Diener der Calörtscher in nichts nachstand, hatte das längs-tens durchschaut und verhinderte das immer wieder erfolgreich. Nach gut der Hälfte des ersten Spielabschnitts gelang dann der Ausgleich doch noch. Irgendwie würgte der Flimser Hardegger die Kugel in der nahen Ecke nach einem Gestocher über die Linie. Das Spiel konnte von Neuem beginnen. Auch wenn bis zum Pausentee nichts Zählbares zu notieren war, sahen die Zuschauer ein Spiel auf hohem Niveau mit vielversprechenden Abschlussversuchen auf beiden Seiten, gegen die die starken Torhüter Calörtscher auf der einen Seite und Diener auf der anderen etwas dagegen hatten.

Die zweite Hälfte musste die Entscheidung bringen. Das Spiel wurde so fortgesetzt wie es in der ersten Halbzeit endete. Beide Mannschaften standen defensiv ausgezeichnet und begingen kaum Fehler, denn nur ein solcher würde zu Toren führen. Und dann ging es plötzlich blitzschnell. Basil Widmer eroberte sich blitzschnell die Kugel, ein herrlicher Pass hinüber zu Nicky Walther und schon zappelte das Spielgerät in Calörtschers Kasten. Noch war für Cazis genügend Zeit um die Wende herbei zu führen, aber die Nerven begannen bereits etwas zu flattern und das ausgerechnet bei Routinier Capatt, der im Rücken vom untadeligen Schiedsrichter Schoch bei Leimbacher zulangte, aber unbestraft blieb. Zwei Minuten später mussten die Heinzenberger eine Strafe nehmen und was das bedeutet war allen klar. Das Powerplay des Meisters gehört zum Effizientesten des Landes und diese Tatsache ist auch bis ins Bündnerland gedrungen. So ersetzen die Cazner sofort nach der Baller-oberung ihren Torhüter und stellten auf dem Feld wieder Gleichstand her. Und plötzlich tauchte ein Bündner allein vor Diener auf, Keller konnte nur noch mit einem Stockschlag vorerst Schlimmeres vereiteln, aber das Verdikt war klar: Penalty. Die meisten Zuschauer freuten sich schon auf den Ausgleich, den kein Geringerer als Capatt nahm Anlauf und was sollte da schon schiefgehen. Und es ging schief. Capatt machte alles richtig, zielte genau, zielte zu genau und traf den Pfosten. Das Spiel ging vorerst mit zwei gegen zwei weiter, Keller musste in die Kühlbox. Das Momentum aber schien nun auf die Zürcher Seite zu kippen und tatsächlich markier-te d’Hooghe, der fliegende Holländer mit einer Direktabnahme aus der Luft das 4:2. Das wirkte wie ein Schock auf Bündner Seite. Folgerichtig nahmen sie nun ihr Timeout. Zudem war ihre Strafe abgelaufen und sie konnten nun die Taktik für die nun folgende einminütige numerische Überlegenheit zurechtlegen. Und sie pokerten hoch. Mit 4:2 ohne Torhüter sollte der Anschluss geschafft werden. Die Gossauer Box mit Leimbacher und Basil Widmer wehrte sich zunächst erfolgreich, liess nichts zu und ein Fehler der Cazner nützte Basil Widmer blitzschnell mit einem Weitschuss ins leere Tor aus. Die Entscheidung war gefallen umso mehr als Baumgartner 2 Mi-nuten vor Schluss im Powerplay – Capatt hatte auf der Strafbank Platz nehmen müssen - auf 6:2 stellte. Das 6:3 von Söderberg sieben Sekunden vor Schluss kümmerte die Gossauer nicht mehr gross, und zwei wichtige Punkte waren im Trockenen.

 

Mit einer überzeugenden Leistung hatten die Schwarzbuben aus Nuglar im Ligacup-halbfinal das DT Bäretswil ausgeschaltet. Verschiedene Beobachter vom Herren I waren vor einer Woche in Bäretswil vor Ort, um ihre Gruppengegner zu studieren und das haben sie offenbar gut gemacht. Die Gossauer, diesmal als «All blacks» auflaufend – wollten sie damit demonstrieren, was auf die Solothurner im Cupfinal zukommen sollte? – waren von Beginn weg konzentriert bei der Sache und legten gleich einen Blitzstart hin. Gerade mal fünf Minuten waren gespielt und unter der magistralen Regie von James Bücheler führte man durch Tore von Bücheler zweimal und Keller schon 3:0 und der Ligacupfinalist hatte noch kaum einen Ball berührt. Und jetzt zeigte sich der Charakter des Schweizermeisters. Anstatt – wie auch schon beobachtet – einen Gang zurückzuschalten spielte man im gleichen Stil weiter. Zwar gab es zunächst keine Tore mehr, aber auch Nuglar kam kaum zu Chancen. Dann kam die 13. Minute und die 14. Minute und schon stand es 6:0. Und jetzt geschah genau das, was man noch nach dem 3:0 rühmte. Gossau wurde passiv und schon gab Vögtli seinen (Thomy-)Senf dazu, indem er zum 6:1 einschoss. Und eine weitere Minute später stand es 6:2. Nuglar hatte nun seine besten Momente und wäre Arno del Curto an der Bande der Gossauer gestanden, er hätte bestimmt sein Timeout genommen. Nun, den Zürcher Oberländer aber war auch bewusst, was es geschla-gen hatte und sie besannen sich wieder auf ihre Qualitäten. So hielten sie die vier Tore Vorsprung bis zur Pause auch wenn sie auf die eine oder andere gelungene Parade von Bieri angewiesen waren.

In der Pause hatten sie nun Zeit, das anzusprechen, was es anzusprechen gab und die Konsequenzen daraus zu zie-hen. Und das setzten sie nach dem Tee auch um. 10 Minuten vor Schluss stand es bereits 9:2 und in der VIP-Loge, in welcher mittlerweile Murmali und Co. Platzgenommen hatten wurde bereits gewettet, wer den «teu-ren» 10. Treffer erzielen würde. Zunächst aber experimentierte Nuglar mit 4:3 ohne Torhüter und das sogar erfolgreich. Das 9:3 gut drei Minuten vor dem Ende wurde aber gleich mit Li-nus Widmers 10:3 beantwortet, so dass nun Nuglar nicht genau wusste, ob das 4:3 Experiment nun gelungen war oder nicht. Das 11:3 und das 12:3 kurz vor Schluss waren dann nur noch Dessert in einem überraschenderweise einseitigen Spiel, in welchem der Ligacupfinalist auf der ganzen Linie enttäuschte.

Matchtelegramm

Blau-Gelb Cazis - UHCevi Gossau 3:6 (2:2) 
Sporthalle Vial, Domat/Ems, 80 Zuschauer, SR T. Schoch
Tore: 02:17 Capatt 1:0, 04:51 d'Hooghe (Leimbacher)1:1, 05:49 Keller 1:2, 10:50 Hardegger 2:2; 
27:14 N. Walther (B. Widmer) 2:3, 34:56 d'Hooghe (Baumgartner) 2:4, 35:50 B. Widmer 2:5 (BP!), 37:43 Baumgartenr d'Hooghe) 2:6 (PP), 39:53 Söderberg 3:6.
Strafen: 2x2 Min. Cazis, 1x2 Min. Gossau
Gossau: Diener; Leimbacher, d'Hooghe, Baumgartner; Bücheler, Luchsinger, Keller; Künzler, L.Widmer (ab 21. Min. Walther), B.Widmer;
Bemerkungen: Gossau ohne Vollenweider (Ausland) und Bieri (überzählig). 34:03 Capatt verschiesst Penalty. 35:50 Timeout Cazis

UHC Nuglar United - UHCevi Gossau 3:12 (2:6) 
Sporthalle Vial, Domat/Ems, 30 Zuschauer, SR T. Schoch
Tore: 00:56 Bücheler (L. Widmer) 0:1, 03:40 Bücheler (L. Widmer)0:2, 05:29 Keller (Bücheler) 0:3, 12:18 Walther (B. Widmer) 0:4, 13:12 Baumgartner 0:5, 13:44 L. Widmer (Keller) 0:6, 14:43 Nuglar 1:6, 15:45 Nuglar 2:6 ; 
23:15 Bücheler (L. Widmer) 2:7, 26:05 B. Widmer (Walther) 2:8, 28:33 B. Widmer (Walther) 2:9, 36:30 Nuglar 3:9, 37:40 L. Widmer 3:10, 39:00 d'Hooghe (Baumgart-ner) 3:11, 39:32 Keller (Bücheler) 3:12.
Strafen: keine
Gossau: Bieri; Leimbacher (ab 31. Luchsinger), d'Hooghe, Baumgartner; Bücheler, L. Widmer, Keller; Künzler, Walther, B.Widmer;
Bemerkungen: Gossau ohne Vollenweider (Ausland) und Diener (überzählig).